Verkehr

Der Kult-Bus hat Geburtstag: Fans feiern 100 Jahre Doppeldeckerbusse mit Sonderfahrten

Die BVG hat keine Lust auf Party. Traditionsvereine springen in die Bresche – mit einem großen Programm.

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Ein BVG-Oldtimer unterwegs: Bus 2626, der heute zum Bestand der Arbeitsgemeinschaft Traditionsbus Berlin gehört, pausiert in Wannsee. Der 1975 zugelassene Wagen wird am Sonntag wieder im Einsatz sein.
Ein BVG-Oldtimer unterwegs: Bus 2626, der heute zum Bestand der Arbeitsgemeinschaft Traditionsbus Berlin gehört, pausiert in Wannsee. Der 1975 zugelassene Wagen wird am Sonntag wieder im Einsatz sein.Arbeitsgemeinschaft Traditionsbus Berlin

Am Sonntag steigt in Berlin ein rundes Jubiläum: Seit 100 Jahren rollen Doppeldecker durch die Stadt. Die BVG selbst feiert nicht mit – dafür springen Bus-Fans ein. Historische Wagen fahren zum normalen BVG-Tarif. Auch S-Bahn- und Straßenbahn-Vereine laden zu Sonderfahrten ein. Leckerbissen für Nahverkehrs-Fans!

Sie sind groß, gelb und ein Stück Berlin. „Die gelben Doppeldecker gehören zu Berlin wie der Fernsehturm oder das Brandenburger Tor“, sagt ein BVG-Sprecher. Heute umfasst die Flotte 199 Fahrzeuge des Typs Alexander Dennis Enviro500. Früher waren in West-Berlin bis zu tausend Große Gelbe unterwegs. In Berlin, Hauptstadt der DDR, fuhren sie seit 1974 nicht mehr.

Ein Blick zurück: Schon Pferdeomnibusse boten Plätze oben – allerdings unüberdacht. Frauen durften erst ab 1896 hinauf. 1925 kam die Sensation: die ersten Berliner Doppeldeckerbusse mit geschlossenem Oberdeck. Im Juli startete der Fahrgastbetrieb, im September rollte der erste in Oberschöneweide gebaute Wagen 280. Der Rest ist Geschichte.

Reise in die Vergangenheit – auch mit alten S-Bahnen und Straßenbahnen

Die Arbeitsgemeinschaft Traditionsbus Berlin (ATB) pflegt dieses Erbe seit 35 Jahren. „Wannsee und Zehlendorf haben wir gewählt, da wir seit über 25 Jahren täglich dort mit historischen BVG-Bussen auf der Linie 218 fahren“, erklärt Stefan Freytag, Geschäftsführer der Traditionsbus GmbH. Am Sonntag sind auch auf den Linien 118 und 316, die beide den Bahnhof Wannsee anfahren, Oldtimer im Einsatz – sogar im 20-Minuten-Takt und ebenfalls zum BVG-Tarif. Star ist Bus 2626, vor 50 Jahren in Dienst gestellt.

Auch die Historische S-Bahn fährt: Am 14. September geht es dreimal vom Ostbahnhof über Wannsee nach Zehlendorf und zwei Mal von Zehlendorf zum Ostbahnhof. Tickets gibt es auf der Website des Vereins bei Reservix, sie kosten 7 bis 28 Euro. „Eine gemütliche abendliche Fahrt“ verspricht Vereinschef Robin Gottschlag für die letzte Tour.

Damit nicht genug: Der Verein Historische Straßenbahn Potsdam lädt zu Rundfahrten im KT4-Wagen ein. Die Touren mit der Straßenbahn aus DDR-Zeiten starten von 10.45 bis 17.45 Uhr stündlich an der Wilhelmgalerie am Platz der Einheit. Tickets gibt es beim Schaffner: Erwachsene zahlen fünf, Kinder ab zwölf Jahre drei Euro.

Wer es moderner mag, steigt einfach in die aktuellen BVG-Doppeldecker auf den Linien M48, M82 oder 101. Vorausgesetzt, die Technik spielt mit – rund drei Dutzend Wagen stehen nach Angaben von Fans derzeit still.