Polizei hat neuen Verdacht

Das Flammen-Inferno von Ahrensfelde: Legte jemand Feuer im Regio-Zug?

Der Mega-Brand eines Regionalzuges im Bahnhof Ahrensfelde: Noch immer rätseln die Ermittler über die Ursache. Jetzt gehen sie auch von Brandstiftung aus.

Author - Norbert Koch-Klaucke
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Feuerwehrleute löschen am S-Bahnhof Ahrensfelde den brennenden Zug. 
Feuerwehrleute löschen am S-Bahnhof Ahrensfelde den brennenden Zug. Sven Schuster/NEWS5/dpa

Lichterloh brannte der Regionalzug der Niederbarnimer Eisenbahn (NEB) vergangenes Wochenende im Bahnhof Ahrensfelde. Wie durch ein Wunder wurde kein Mensch verletzt. Doch was hatte das Feuer-Inferno ausgelöst, das den Zug abfackelte? Die Bundespolizei, die in dem Brand ermittelt, hat jetzt einen schlimmen Verdacht.

Die Flammen wüteten am Samstagabend wie im Rausch. Zurück blieb ein Stahlskelett des Zuges der Regio-Linie RB25. Als die Bahn gegen 21.45 Uhr im Bahnhof Ahrensfelde stand, bemerkte der Triebwagenführer plötzlich Rauch im Führerstand. Feuer im Vorderabteil des Zuges!

Zusammen mit der Kundenbetreuerin ging der Triebwagenführer sofort durch die Waggons und evakuierte die Passagiere aus den Abteilen. Sekunden später wälzten sich die Flammen durch den Regio. Die Löscharbeiten dauerten bis nach Mitternacht.

Der ausgebrannte Zug der privaten Niederbarnimer Eisenbahn (NEB) steht  im S-Bahnhof Ahrensfelde. Noch immer wird der Zug von Experten untersucht. 
Der ausgebrannte Zug der privaten Niederbarnimer Eisenbahn (NEB) steht im S-Bahnhof Ahrensfelde. Noch immer wird der Zug von Experten untersucht. Marco Porzig/dpa

Seit Tagen rätseln die Ermittler über die Ursache des Infernos. Zunächst ging man von einem technischen Fehler aus, der möglicherweise den Brand verursacht hatte. „Das Feuer könnte in der Starterbatterie entstanden sein“, sagte ein Experte der Berliner Zeitung. Dieser Akku befinde sich in der Wand hinter dem Führerstand – und weil solche Batterien „konzentrierte Energie“ seien, könne eine Fehlfunktion fatale Folgen haben.

Die Möglichkeit bestand. Denn schon einmal war ein Zug dieser Baureihe Opfer eines Brandes geworden. Das war 2016. Damals brachen in diesem Zug der Linie RB26 ebenfalls die Flammen in einem Triebwagen aus. Der Regio, der nach Kostrzyn unterwegs war, brannte an einem Bahnübergang nahe dem Bahnhof Wuhletal vollkommen aus.

Doch jetzt verfolgt die Bundespolizei im Fall des Horror-Infernos von Ahrensfelde noch eine ganz andere Richtung. Die Ermittler haben die Ermittlungen wegen des Verdachts der schweren Brandstiftung und Gefährdung des Bahnverkehrs aufgenommen.

Horror-Inferno am Bahnhof Ahrensfelde: „Wir schließen Brandstiftung nicht aus“

„Wir ermitteln zwar weiter in alle Richtungen, man kann aber auch eine Brandstiftung nicht ausschließen“, sagt ein Sprecher der Bundespolizei Berlin. „Daher bitten wir, dass sich bei uns Leute melden, die im Zug waren und sich noch nicht bei uns als Zeugen gemeldet haben.“ Nach Auskunft der NEB sollen fünf Fahrgäste im Zug gewesen sein.

„Jede Beobachtung, jeder Hinweis ist wichtig, damit wir erfahren, was im Zug wirklich das Feuer ausgelöst hat“, sagt der Bundespolizeisprecher. Und dies könne auch jemand absichtlich getan haben. Wie gesagt, ausschließen können die Ermittler das bisher nicht. Wie das nach ihrer Meinung nach passiert sein könnte, sagt der Sprecher nicht.

Hinweise auf die Vorgänge im und an dem Zug könnten auch die Aufnahmen liefern, die mittels der Videoüberwachungskameras entstanden, die sich in den Abteilen der Bahn befanden. „Diese werden derzeit ausgewertet“, sagt der Bundespolizeisprecher dem KURIER.

Horror-Inferno am Bahnhof Ahrensfelde: Bilder von Videokameras werden ausgewertet

Allerdings müsse man sich dabei auf die Bilder aus dem Innern des Zuges beschränken. Was draußen passierte, wurde nicht gefilmt. „Denn auf dem betroffenen Bahnsteig des Bahnhofes Ahrensfelde gibt es keine Videokameras, deren Aufnahmen wir auch auswerten könnten“, sagt der Sprecher. Daher sei man auf weitere Zeugen angewiesen, die sich bei der Bundespolizeiinspektion Berlin-Ostbahnhof (Tel. 030/2977790) oder jede andere Polizeidienststelle melden können.

Der ausgebrannte Zug wurde von der Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchung (BEU) beschlagnahmt, die zusammen mit der Bundespolizei zur Brandursache ermittelt. Warum der Regio wie Hölle brannte? Es war ein Dieselzug. Die Tanks befanden sich nach Auskunft der NEB in der Mitte des Regios unter dem Zug, können jeweils um die 1000 Liter Kraftstoff fassen. Sollten sie durch den Brand beschädigt worden sein, könnte der frei werdende Diesel wie ein zusätzlicher Brandbeschleuniger gewirkt haben.

Ob das so der Fall gewesen war? Die Experten der Niederbarnimer Eisenbahn können dazu noch nichts sagen. „Sie konnten sich den Zug noch nicht ansehen“, sagt NEB-Sprecherin Corinna Schultheiß. ■