Wenn Anwohner der Neuköllner Leinestraße aus dem Fenster blicken, sehen sie das reinste Chaos: Gewalt, Lärm, Gestank und offene Feuer. Der berüchtigte Anita-Berber-Park in Berlin, seit Jahren ein Drogenhotspot, hat sich in einen Schandfleck verwandelt. Der Rasen ist übersät mit Nadeln, Schusswaffen werden in Büschen versteckt, Gewaltausbrüche sind alltäglich geworden. Die Anwohner halten es nicht mehr aus.
Täglich spielt sich der Horror vor ihren Augen ab: Drogenhandel in aller Öffentlichkeit, zugedröhnte Menschen, die wild campieren. Crack macht die Junkies in letzter Zeit immer aggressiver. Frauen werden Opfer von Übergriffen. Die Angst wächst. Mutmaßlich arabische Gruppierungen haben den Park im Griff. Sie sind mit Macheten, Schlagstöcken und Knarren bewaffnet.
Das Klicken der Feuerzeuge, das Kratzen der Nadeln verfolgt die Anwohner mit Parkblick bis in den Schlaf. Nun haben sie sich zusammengetan. Sie haben einen offenen Brief geschrieben. Einen Hilfeschrei. Mehr als 200 Unterschriften haben sie zusammenbekommen. Sie fordern konkrete Maßnahmen. Neuköllns Bezirksstadtrat für Gesundheit und Soziales, Hannes Rehfeldt (CDU), hat sich mit den Bürgern im Park getroffen. Er kennt das Problem. Auch die Verschärfung durch Crack. Doch echte Veränderungen sind nicht in Sicht. Statt Lösungen gibt es nur vage Versprechen.

Ein Streitpunkt: Der Park gehört der Bundesrepublik, nicht der Stadt. Die Autobahn GmbH, zuständig für die Erweiterung der Stadtautobahn, unterhält den Park als Ausgleichsfläche. Und will damit möglichst wenig zu tun haben. Einen Plan, die verwahrloste Grünfläche an die Stadt abzugeben, gibt es bislang nicht, nur vage Andeutungen, dass man das Gelände eventuell dem Senat schenken wolle. Doch solange die Eigentumsverhältnisse so bleiben, kann das Neuköllner Ordnungsamt hier nicht eingreifen. Berlin ist fein raus.
Dealer und Junkies sitzen also vorerst weiter ungestört im Grünen und spritzen sich ihren Stoff – manchmal auch in die Genitalien. Und das direkt vor den Augen der Anwohner. Als Hilfe für die Süchtigen werden regelmäßig saubere Spritzen verteilt. Für die Anwohner macht es das nur schlimmer.



