Stellen Sie sich den Anführer des mächtigsten Clans Deutschlands vor. Ein Schattenmeister, der mit einer Aura des Bösen in Verbindung gebracht wird. Bilder und Videos in den Medien zeigen ihn stets düster in Schwarz gekleidet, mit einem Blick, der Unheil verkündet und einem selbstsicheren, manchmal sogar bedrohlichen Auftreten. Doch als der Mann aus dem dunklen Renault Megane mit Berliner Kennzeichen vor dem Gemeindezentrum in Grabowhöfe aussteigt, bricht dieses Bild zusammen. So ähnlich beginnt eine Reportage des Internetportals „Wir sind Müritzer“ über Berlins berühmtesten Clan-Chef, der jetzt in Mecklenburg-Vorpommern lebt. Angeblich.
Er trägt eine auffällige weiße Jogginghose, ein viel zu großes T-Shirt und schwarze Sneaker – ein Mann, den man in der Menge kaum bemerken würde, wenn man ihm nicht gerade gegenübersteht. Dieser Mann ist Issa Remmo, der Boss des gleichnamigen Groß-Clans. Er ist auf dem Weg zur wöchentlichen Sprechstunde beim Bürgermeister Enrico Malow, doch seine Ankunft ist alles andere als pünktlich. Sein Termin beim Insolvenzverwalter in Waren hat sich länger hingezogen und dann hat ihn auch noch die Großbaustelle in der Mozartstraße aufgehalten. Remmo und seine junge Begleitung entschuldigen sich mehrmals beim Bürgermeister für die Verspätung. Der 56-Jährige betont, dass so etwas normalerweise nicht seine Art sei – er sei ein Mann der Pünktlichkeit.
Ein Treffen wirklich auf Augenhöhe? Verstörend daran ist, dass niemand weiß, wer hält hier eigentlich Hof: Remmo oder der Bürgermeister? Jedenfalls erzählt der Clan-Boss mit zwölf Kindern und zwölf Enkelkindern aus Berlin munter von seinen Plänen. Und er stellt erst mal klar: „Ich bin Issa. Das heißt übersetzt Jesus. Auf diesen Namen bin ich stolz. Der Name Remmo hat mir nur Ärger eingebracht, damit will ich nichts zu tun haben, also bitte ‚Issa‘ sagen.“
Clan-Boss Issa Remmo sagt, er sei ein guter Vater
Er sei ein guter Vater, so Remmo, der sich offenbar von seiner Schokoladenseite zeigen will. „Ich bin nicht nur Vater meiner acht Söhne und vier Töchter, ich bin ihr Freund. Wir begegnen uns auf Augenhöhe“, zitiert ihn das Internetportal. „Aber wie kommt ein Issa Remmo, der seit mehr als 30 Jahren in Berlin lebt, nun ausgerechnet auf Grabowhöfe, das für Großstädter am Ar... der Welt liegt?“, fragt ihn die Reporterin. „Ich wohne hier seit langem und bleibe hier“, antwortet der Clan-Boss. Er wolle zur Ruhe kommen, sagt er. Er liebe das Wasser und sei in den vergangenen Jahren häufig mit einer Jacht auf der Müritz unterwegs gewesen. Nicht seiner Jacht. Er habe ja nichts.