Na, sind Sie bei der Zeile auch neugierig geworden? Wie Sie mit dubiosen Methoden schnell reich werden können, und darüber herzhaft lachen – das lernen Sie in der Show „Grüne Kohle“ von Chin Meyer. Am 30.11. 2024 um 15.30 Uhr kommt der Finanzkabarettist nach Berlin in die Wühlmäuse. Der Ort passt, denn um Mäuse, Zaster, Knete und Schotter und die unterschiedlichsten Wege, Geld gewinnbringend in Umlauf zu bringen oder sich von Schuld freizukaufen, geht es in seinem Programm. Wir haben vorher mit Deutschlands berühmtestem Cash-Man über seinen Kontostand, Luxus und lohnende Investitionen gesprochen.
Keine Angst, man muss keine Ahnung von ETF und Bitcoin haben, um bei Chin Meyer gut unterhalten zu werden. „Man muss sich amüsieren wollen“, sagt er. Sogar 14-Jährige habe er schon im Publikum ausrasten sehen.
Gutes tun und dabei Gewinne einfahren
Kein Wunder, in der Show geht es schließlich um ein Bedürfnis, das viele von uns kennen: Gerne Gutes tun, aber bitteschön dabei auch selbst ein kleines bisschen Gewinn einheimsen. Ich kann davon ein Lied singen: Neulich wurde ich von meinem elfjährigen Sohn wie im Hotel bedient und bemuttert. Hinterher präsentierte er mir eine saftige Rechnung. So fängt Kapitalismus an.
Modernen Ablasshandel nennt Chin Meyer den Versuch, sich rauszukaufen aus all dem Elend der Welt. Hat man bereits nachhaltig investiert, wenn man auf einem E-Tretroller einen veganen Smoothie schlürft? Darf man nach zweimaligem Mallorca-Verzicht zur Erholung auf den Malediven tauchen? Kommen Menschen mit Solardach automatisch ins Nachhaltigkeitsparadies? Fragen, die uns alle am Kragen packen und am Ende befreit auflachen lassen.
Wie kam Herr Meyer eigentlich zu den doch eher trockenen und bierernsten Finanzthemen? „Sie kamen zu mir“, erzählt Chin Meyer. Als Schauspieler in einem Münchner Improtheater wurde für die Show „Pomp Duck and Circumstance“ von Hans-Peter Wodarz ein Kabarettist gesucht, der auch improvisieren können sollte. Meyer bewarb sich, damals noch mit einer VHS-Videokassette und bekam den Job. Die Figur des satirischen Steuerfahnders „Siegmund von Treiber“ war geboren, denn was können sich Gastronomen Schlimmeres vorstellen, als die Steuerfahndung im Haus?

Die Erotik des Geldes
Von der Steuer ist es nicht weit zu Finanzen generell, sagt Meyer, der damit sein Lebensthema gefunden hat. Sind es im aktuellen Programm die Greenwasher, die er aufs Korn nimmt, soll es im kommenden Programm um die Erotik des Geldes gehen. Mit Geld steht und fällt es eben in allen Lebensbereichen.
Macht Geld also glücklich, Herr Meyer? Das „Ja“ kommt prompt. Ungewöhnlich für einen, der in jungen Jahren nach Indien ging, um in einem Ashram weltlichen Genüssen zu entsagen und die Erleuchtung zu finden. An diese Zeit erinnert übrigens noch heute der Name Chin Meyer. Der indische Guru gab ihm den Namen Chin Mayo, was „Bewusstsein“ bedeutet. Der Chin blieb, der Allerwelts-Nachname Meyer holte ihn wieder in profanere Gefilde.
Dass Geld glücklich macht, liege vor allem in der unheimlich beruhigenden Wirkung erklecklicher Summen auf dem Konto, sagt Meyer. Ohne Geld ist das Leben ein Kampf, weiß er, auch aus eigener Erfahrung. Taxifahrer, Koch, Masseur, Maler, Chin Meyer hat schon viele Jobs, manchmal sogar gleichzeitig gehabt, um sich über Wasser zu halten. „In dieser Welt braucht man leider Geld“, weiß er. Aus seinen Straßentheater-Tagen stammt die Maxime: „Ich spiele nicht für Geld, sondern für die Freude. Aber: Je mehr Geld, desto mehr Freude!“

Das „große Buch der verpassten Gelegenheiten“
Vor Dummheit allerdings schütze auch viel Geld nicht, sagt Chin Meyer, dem besonders die Borniertheit vieler sehr reicher Menschen aufstößt. „Nur weil Zufälle, die günstige Geburt in eine wohlhabende Familie, oder das richtige Umfeld einem zu Wohlstand verholfen haben, müsse man sich das doch nicht auf die eigene Karte schreiben.“
Doch auch Auskenner Chin Meyer ist vor Fehlern oder Pech in Finanzdingen nicht gefeit. Noch heute ärgert er sich darüber, dass er 2010 den Gedanken, Bitcoin zu kaufen, wieder verwarf. Heute wären das 500 Millionen und Meyer ein sehr, sehr reicher Mann. Aber wenn man das „große Buch der verpassten Gelegenheiten“ öffnet, kommt man aus dem Weinen nicht mehr raus. Dagegen hilft nur, sich all die Chancen ins Gedächtnis zu rufen, die man am Schopf packte.
Welchen Luxus gönnt Chin Meyer sich?
Welch ein Luxus. Apropos, welchen Luxus gönnt Chin Meyer sich? „Guten Kaffee und erste Klasse Reisen in der Bahn.“ Auch da gibt es jede Menge Stoff für humoristische Programme. Einmal gab es eine Durchsage, in der sich das Bordpersonal bei den Fahrgästen ausweinte. An einem Signal stehend, habe die Leitstelle den Schaffnern verkündet, ihren Zug gäbe es gar nicht, man protestierte energisch.
Mit Humor einen gesunden Abstand zwischen sich und der irren Welt, in der wir leben, schaffen, das ist das eigentliche Anliegen der Meyer-Shows. Das sich stets wandelnde Wesen Publikum immer wieder rumkriegen, knacken, zum gemeinsamen Lachen bringen, Leichtigkeit verbreiten, das macht – noch mehr als alles Geld der Welt – verdammt glücklich, sagt Chin Meyer.
Chin Meyer: Grüne Kohle. 30.11., 15.30 Uhr, Wühlmäuse, Karten ab 26 Euro ■