Man will helfen, und streitet sich?! Am Bahnhof Zoo in Berlin gibt es eine hohe Nachfrage nach Hilfe für Obdachlose. Ehrenamtliche sowie private Initiativen engagieren sich hier seit Jahren, um bedürftige Menschen unter die Arme zu greifen. Aber irgendwie ist da ein Hickhack zwischen den Helfern ...
Private Hilfsaktionen am Bahnhof Zoo sorgen für Streit: Ehrenamtliche verteilen Essen und Kleidung an Obdachlose – was immer häufiger mit der Arbeit und Obdachlosenhilfe der Bahnhofsmission kollidiert. Es ist von chaotischen Zuständen und Überforderung die Rede.
Das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf betont auf KURIER-Nachfrage, dass die privaten Initiativen an sich unterstützenswert seien. Aber auch zu einer Überforderung der Einrichtungen, wie zum Beispiel der Stadtmission am Bahnhof Zoo, führen kann.
Zoff zwischen Hilfsaktionen vor der Bahnhofsmission? Warum das denn?!
„Rein formal muss auch eine Sondernutzungserlaubnis vorhanden sein, dass bei Essensausgaben auch lebensmittelrechtliche Vorgaben eingehalten werden“, schreibt Simone Handke. Dazu kommt, dass es in der Vergangenheit wohl Beschwerden und Bitten gab, Hilfsangebote einzudämmen.
„Die derzeitigen, wenn auch gut gemeinten ehrenamtlichen Aktionen sind nicht vorab genehmigt worden, sodass diese per se nicht zulässig sind“, so Simone Handke aus KURIER-Nachfrage

Sünje Hansen, Einrichtungsleiterin von der Bahnhofsmission meint, dass eine Verteilung direkt vor der Tür der Bahnhofsmission Zoologischer Garten nicht nur viele Menschen anzieht, sondern auch die Mitarbeiter vor große Herausforderungen stellt. „Häufig kommt es zu Konfliktsituationen und daraus resultierenden Polizeieinsätzen, die sowohl für die Gäste als auch für die Mitarbeitenden Stress bedeuten“, erklärt Sünje Hansen.
„Grundsätzlich verfolgen wir das gleiche Ziel: Menschen auf der Straße niedrigschwellig zu unterstützen“
Die Bahnhofsmission bietet täglich von 8 bis 18 Uhr umfangreiche Hilfsangebote an, darunter Mahlzeiten, Getränke, Kleidung, sowie Dusch- und Toilettenmöglichkeiten. Sozialberatung gehört ebenfalls zum Programm, mit dem Ziel, Menschen Perspektiven aufzuzeigen.
„Auf Grundlage unseres bestehenden Angebots, sehe ich wenig Notwendigkeit, mehrere Einsätze parallel vor der Tür stattfinden zu lassen“, so Hansen weiter.
Ein weiteres Problem, welches die Situation erschwert, sei die mangelnde Absprache zwischen den verschiedenen Helfergruppen: „Seit geraumer Zeit versuche ich, aber auch meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, mit den Personen, die privat oder im Rahmen einer Initiative vor unserer Tür Essen verteilen, in Kontakt zu kommen, um eine Zusammenarbeit zu fördern“, sagt Hansen – aber, ihrer Meinung nach, nur mit wenig Erfolg.

Chaos, Polizeieinsätze & Müll bei der Bahnhofsmission – aber was hilft?
„Einzelnen Personen habe ich eine Zusammenarbeit angeboten, auf Anfragen von Essensausgaben vor der Einrichtung habe ich immer mit der Bitte reagiert, ihr Engagement als ehrenamtliche Tätigkeit in unseren Räumlichkeiten zu erwägen. Dieses Angebot wurde von keiner Gruppe angenommen“, meint Hansen. Sie fährt fort: „Ich finde die Arbeit der Engagierten lobenswert und möchte sie keinesfalls behindern, bitte aber unbedingt um eine bessere Absprache untereinander und mit uns, um chaotische Zustände und eine Häufung von Angeboten zu vermeiden.“

Jetzt soll ein runder Tisch des Bezirksrates Charlottenburg-Wilmersdorf für Entspannung sorgen. „Hier könnte man sich kennenlernen, aber auch gegebenenfalls koordinieren, wann, wem und wo geholfen wird, um Überschneidungen zu vermeiden“, sagt Hansen. Sie hofft, gemeinsam Orte in Berlin zu identifizieren, an denen es bisher weniger Hilfsangebote gibt.
Sie betont, dass das Anliegen aller Helferinnen und Helfer prinzipiell dasselbe sei: „Grundsätzlich freuen wir uns immer über Menschen, die sich für das Thema Obdachlosigkeit interessieren und engagieren. Ich denke auch, dass wir grundsätzlich das gleiche Ziel verfolgen: Menschen auf der Straße niedrigschwellig zu unterstützen.“