Der Carsharing-Anbieter Miles hat eine Riesenflotte in Berlin – seine Autos stehen überall. Genau hier liegt aber das Problem: Das Unternehmen soll die Parkgebühren für ihre Pkw nicht korrekt gezahlt haben. Offenbar wurden hier in den vergangenen Jahren Millionen unterschlagen, die man an die Stadt hätte zahlen müssen. Die Berliner Staatsanwaltschaft und die Polizei ermitteln jetzt.
Miles wird banden- und gewerbsmäßiger Betrug vorgeworfen!
Die Generalstaatsanwaltschaft gab am Mittwoch in einer Pressemitteilung bekannt: „Einsatzkräfte des Landeskriminalamtes Berlin sowie der Polizei in Nordrhein-Westfalen und der österreichischen Polizei führten heute an drei Orten in Berlin, zwei in Nordrhein-Westfalen sowie einem in Wien (Österreich) im Auftrag der Staatsanwaltschaft Berlin Durchsuchungsmaßnahmen durch.“ Weiter heißt es: „Das Ermittlungsverfahren richtet sich gegen die beiden 36 und 43 Jahre alten Geschäftsführer eines in Berlin ansässigen Carsharing-Anbieters wegen des Verdachts des banden- und gewerbsmäßigen Betruges und Computerbetruges, der banden- und gewerbsmäßigen Fälschung technischer Aufzeichnungen und der Urkundenunterdrückung.“
Das Berliner Unternehmen Miles bestätigte dem Tagesspiegel inzwischen, dass es Ziel der Durchsuchung war. Geführt wird die Firma Miles Mobility von den Managern Oliver M. (36) und Eyvindur K. (43). Doch was soll Miles jetzt genau angestellt haben? Parkgebühr-Betrug im ganz großen Stil! Die Berliner Staatsanwaltschaft erklärt: „Carsharing-Anbieter, wie auch der hier betroffene, beauftragen üblicherweise Unternehmen damit, die im Rahmen der Parkraumbewirtschaftung anfallenden Parkgebühren automatisiert über ein dafür eingerichtetes Handyparksystem zu ermitteln und an die zuständigen Stellen beim Land Berlin zu entrichten.“
Damit die einzelnen Nutzer die Fahrzeuge einfach abstellen können, erfolge diese Parkgebührenermittlung anhand sogenannter Telemetriedaten: Die Autos senden also ihre GPS-Standortdaten, woraufhin entsprechend der Standzeiten dann die Parkgebühr entrichtet wird. Doch genau hier soll Miles ein Schlupfloch genutzt haben ...

Miles soll Berlin um 25 bis 30 Millionen Euro betrogen haben!
„Mitarbeitern der Ordnungsämter und der Bußgeldstelle der Polizei waren seit 2019 bereits signifikante Abweichungen bei der Zuverlässigkeit der Entrichtung von Parkgebühren in parkraumbewirtschafteten Zonen und eine außergewöhnlich hohe Zahl von Parkgebührenverstößen durch Fahrzeuge des hier betroffenen Carsharing-Anbieters aufgefallen“, schildert die Staatsanwaltschaft weiter.
„So entstand der Verdacht, dass bei einer großen Anzahl dieser Fahrzeuge die zur Feststellung eines gebührenpflichtigen Parkvorgangs verwendeten Telemetriedaten mit dem Ziel der Gebührenvermeidung manipuliert worden sein könnten.“ Jetzt folgt der Hammer: Schätzungsweise könnte so die Zahlung von Parkgebühren an das Land Berlin seit 2019 in einer Höhe von bis zu 25 bis 30 Millionen Euro vermieden worden sein!
Diesem schweren Vorwurf muss jetzt natürlich nachgegangen werden! Am Mittwoch fanden deshalb mehrere Razzien statt – natürlich auch in der Hauptstadt: „Die Durchsuchungen erfolgten in Berlin an den Wohnanschriften der beiden Beschuldigten sowie dem Firmensitz des Carsharing-Anbieters, in Nordrhein-Westfalen und Wien bei Unternehmen, die mit dem Carsharing-Unternehmen in geschäftlichem Kontakt stehen.“ Sichergestellt worden seien Datenträger und Geschäftsunterlagen, die im Rahmen der weiterhin andauernden Ermittlungen nun ausgewertet werden.
„Hierbei soll auch geklärt werden, ob und wie die vermuteten Manipulationen tatsächlich erfolgt sind und ob die beschuldigten Geschäftsführer des Unternehmens, möglicherweise auch mithilfe Dritter, diese veranlasst und vorgenommen haben“, berichtet die Staatsanwaltschaft abschließend.
So funktioniert Miles
Für alle, die Miles nicht kennen: Es funktioniert wie viele andere Carsharing-Unternehmen – man kann sich mittels App ein Auto ausleihen. Jedoch ist der große Unterschied zu vergleichbaren Anbietern: Bei Miles zahlt man die Fahrt nicht pro Minute, sondern pro Kilometer. So lautet auch ihr Slogan „Pay for the ride, not the traffic“, übersetzt: „Zahle nur für die Fahrt, nicht für den Verkehr“. Tja, gezahlt haben soll das Unternehmen selbst ironischerweise nicht ...
Das Angebot von Miles gibt es laut eigenen Angaben in 14 Städten, hier nutzen über zwei Millionen Nutzer die rund 16.000 Fahrzeuge.