„3, 2, 1, hurra, jetzt kiffen wir legal“

Cannabis-Fans feiern neue Freiheit am Brandenburger Tor!

Befürworter feiern, Gegner schlagen die Hände über dem Kopf zusammen. Seit diesem Montag darf in Deutschland legal gekifft werden.

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Ab dem 1. April hat Deutschland Cannabis legalisiert. Nach dem neuen Gesetz dürfen Erwachsene ab 18 Jahren bis zu 25 Gramm Cannabis für den Eigenbedarf mit sich führen.
Ab dem 1. April hat Deutschland Cannabis legalisiert. Nach dem neuen Gesetz dürfen Erwachsene ab 18 Jahren bis zu 25 Gramm Cannabis für den Eigenbedarf mit sich führen.Ebrahim Noroozi/AP Photo

3, 2, 1 und Jubel! Um Mitternacht wurde in Berlin groß gefeiert! Der unverkennbare Geruch von Cannabis lag in der Luft – die Stimmung war ausgelassen und fröhlich. In der Nacht zum Ostermontag wurde der Konsum von Cannabis legal. Ein Gesetz, das von vielen in Berlin heiß ersehnt war – dementsprechend haben sie heute Nacht das Gesetz mit Gequalme willkommen geheißen, unter anderem wurde am Brandenburger Tor gefeiert.

Am Brandenburger Tor in Berlin feierten Befürworter mit einem sogenannten Smoke-in ab Mitternacht die neuen Freiheiten. Hunderte Menschen versammelten sich laut einem Reporter der dpa vor dem Berliner Wahrzeichen, zündeten demonstrativ Joints an und tanzten in ausgelassener Stimmung zu Reggae-Musik.

Mit der Legalisierung von Cannabis für Erwachsene hat in Deutschland in der Nacht zum Ostermontag eine neue Ära der Drogenpolitik begonnen. Der Besitz bestimmter Mengen Cannabis, der private Anbau und der Konsum der Droge auch in der Öffentlichkeit sind mit dem 1. April für Personen ab 18 Jahren unter Auflagen erlaubt. 

01.04.2024, Berlin: Eine Person raucht auf der Warschauer Brücke in Berlin-Friedrichshain einen übergroßen Joint. Zum 1. Juli sollen dann Cannabis-Clubs zum gemeinsamen Anbau möglich werden.
01.04.2024, Berlin: Eine Person raucht auf der Warschauer Brücke in Berlin-Friedrichshain einen übergroßen Joint. Zum 1. Juli sollen dann Cannabis-Clubs zum gemeinsamen Anbau möglich werden.Fabian Sommer/dpa

Cannabis-Tänze unterm Brandenburger Tor

Gegner der Legalisierung bekräftigten zum Start ihre scharfe Kritik. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach verteidigte die neuen Regeln: „Heute beenden wir eine gescheiterte Verbotspolitik“, sagte der SPD-Politiker der dpa in Berlin. Das sei eine historische Chance. „Ab jetzt kombinieren wir eine echte Alternative zum Schwarzmarkt mit besserem Kinder- und Jugendschutz. So wie bisher konnte es nicht weitergehen“, fügte der Minister hinzu.

Die Regierung argumentiert damit, dass der Cannabis-Konsum trotz Verbots zugenommen habe, der Schwarzmarkt wachse und Cannabis, das dort bezogen werde, mit erhöhten Gesundheitsrisiken verbunden sein könne. Der Wirkstoffgehalt sei dabei unbekannt und es könnten giftige Beimengungen und Verunreinigungen enthalten sein.

Cannabis-Legalisierung in zwei Schritten

Nun werden in einem ersten Schritt zunächst Besitz, privater Anbau und Konsum bestimmter Mengen Cannabis für Erwachsene erlaubt. Ab Juli sollen in einem zweiten Schritt sogenannte Anbauvereine staatlich kontrolliert unter strengen Auflagen Cannabis anbauen und an ihre Mitglieder abgeben dürfen. Gleichzeitig sieht das Gesetz Maßnahmen zur Suchtprävention vor.

Mit Inkrafttreten der Änderungen ist Cannabis von der Liste der verbotenen Substanzen im Betäubungsmittelgesetz verschwunden. Erwachsene dürfen jetzt in der Öffentlichkeit bis zu 25 Gramm der Droge mit sich führen, zu Hause sind maximal 50 Gramm erlaubt. Außerdem ist es gestattet, bis zu drei Cannabis-Pflanzen im Wohnbereich zu haben. In der Öffentlichkeit darf gekifft werden, aber nicht in der Nähe von Kindern und Jugendlichen, Schulen, Kitas, Spiel- und Sportplätzen und am Tage auch nicht in Fußgängerzonen.

Verstöße können mit empfindlichen Bußgeldern geahndet werden. Die Weitergabe der Droge – außer im Rahmen der Vereine – bleibt strafbar, besonders bei Weitergabe an Minderjährige droht Gefängnis. Wer jünger als 18 Jahre ist, darf Cannabis nicht konsumieren.

Menschen rauchen Marihuana vor dem Brandenburger Tor während der Smoke-in-Veranstaltung in Berlin, Deutschland, Montag, 1. April 2024. Ab dem 1. April hat Deutschland Cannabis für den persönlichen Gebrauch legalisiert.
Menschen rauchen Marihuana vor dem Brandenburger Tor während der Smoke-in-Veranstaltung in Berlin, Deutschland, Montag, 1. April 2024. Ab dem 1. April hat Deutschland Cannabis für den persönlichen Gebrauch legalisiert.Ebrahim Noroozi/AP Photo

Bedenken von medizinischer Seite

Der Legalisierung ging eine jahrzehntelange Debatte voraus. Im Beratungsverfahren zum nun in Kraft getretenen Gesetz hatten auch Medizinerverbände große Bedenken angemeldet, vor allem mit Blick auf Gesundheitsgefahren für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Zwar bleibt Cannabis rechtlich für Personen unter 18 Jahre tabu. Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie zum Beispiel hatte aber darauf hingewiesen, dass die Hirnreifung erst mit Mitte 20 abgeschlossen sei und ein früherer Cannabis-Konsum das Risiko für Psychosen erhöhe. ■