Dürfen die das?

Zoff um Hausbesuche von Tesla-Chefs bei kranken Mitarbeitern

Werksleiter der Grünheide-Fabrik soll auf einer Tesla-Betriebsversammlung über eine zu große Faulheit in der Belegschaft gewettert haben.

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Im Tesla-Werk in Grünheide ist der Krankenstand besonders hoch.
Im Tesla-Werk in Grünheide ist der Krankenstand besonders hoch.HMB-Media/imago

Auf der Betriebsversammlung von Tesla knallte es gewaltig. Der Grund dafür waren Kontrollbesuche von Geschäftsführer André Thierig und Personalchef Erik Demmler bei krankgeschriebenen Mitarbeitern. Kontrollbesuche bei Kranken, echt jetzt? Die viel gepriesene neue Arbeitswelt von Elon Musk – sie ist offenbar auch ein Einfallstor für stalinistische Überwachungsmethoden.

Angeblich sei der hohe Krankenstand unter den 12.000 Mitarbeitern in Grünheide Anlass für die Besuche gewesen, hieß es auf der Betriebsversammlung. Im August sei er auf 17 Prozent gestiegen, Anfang September seien es immer noch sehr hohe elf Prozent gewesen, sagte Demmler laut einer Tonbandaufnahme von der Versammlung.

Thierig und Demmler verteidigten ihr Vorgehen, was laut „Handelsblatt“ (Bezahlschranke) ebenfalls aus der Tonbandaufnahme hervorgeht. Dies sei nicht akzeptabel gewesen. Man sei nicht gekommen, um Forderungen zu stellen oder Kritik zu üben, heißt es darin, sondern bloß, um zu fragen: „Wie geht es dir? Können wir dir irgendwie helfen?“ Die meisten Angestellten hätten diesen Versuch allerdings abgeblockt und leicht aggressiv reagiert.

Bereits im Juli 2023 soll Werksleiter Thierig auf einer Betriebsversammlung über eine zu große Faulheit in der Belegschaft gewettert haben. „Wir werden das nicht dulden, dass manche sich den Rücken krumm buckeln für andere, die einfach keinen Bock haben, zur Arbeit zu kommen“, wird er auch vom Tagesspiegel zitiert.

Hausbesuche von Tesla-Chefs wegen hohem Krankenstand

Mit einer Prämie wollte die Geschäftsführung die Mitarbeiter zu einer besseren Arbeitsdisziplin verleiten. Das war im Juli 2024. Den Goldstatus sollte bekommen, wer maximal fünf Prozent seiner Arbeitszeit wegen Krankheit ausfalle. Dafür gab’s einen Bonus von 1000 Euro. Geklappt hat es offenbar nicht.

Tesla-Werksleiter André Thierig aus Grünheide verteidigt die Hausbesuche bei kranken Mitarbeitern.
Tesla-Werksleiter André Thierig aus Grünheide verteidigt die Hausbesuche bei kranken Mitarbeitern.Sören Stache/dpa

Bei Tesla sind die Beschäftigten häufiger krank als im Bundesschnitt. Laut Statistischem Bundesamt meldeten sich 2023 durchschnittlich 6,1 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer krank. Die Krankenkasse DAK fand heraus, dass im Fahrzeugbau die bei 5,2 Prozent liegen. Bei Tesla war es zuletzt dreimal mehr.

Die IG Metall, die auch im Betriebsrat der Gigafactory vertreten ist, hat ihren Mitgliedern übrigens verschiedene Empfehlungen mit auf den Weg gegeben. Wichtig sei, dass man nicht verpflichtet ist, sich auf ein Gespräch einzulassen. „Verweist darauf, dass Ihr krankgeschrieben seid und in eurer Situation aktuell kein Gespräch führen möchtet.“ Weiter heißt es: „Teilt den Personen mit, dass sie sich schriftlich mit einem Terminvorschlag bei euch melden sollen.“ ■