Dauerkrank und Dienstunfähig

Zehdenicks Bürgermeister kassiert nach nur 11 Tagen Dienstzeit Millionen

Der Bürgermeister der Kleinstadt Zehdenick ist seit Monaten krank. Direkt nach dem Amtsantritt war Schluss, Gehalt und Zuschläge laufen bis 2033 weiter.

Author - Stefan Tappert
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Der Zehdenicker Bürgermeister Alexander Kretzschmar auf einem Wahlplakat.
Der Zehdenicker Bürgermeister Alexander Kretzschmar auf einem Wahlplakat.Instagram/zehdenick_kretzschmar

Kaum gewählt, schon wieder weg! Wie bild.de berichtete, meldete sich Zehdenicks frischgebackener Bürgermeister Alexander Kretzschmar (48) nur elf Tage nach seinem Amtsantritt krank. Seit Ende März ist der Rathauschef dauerhaft dienstunfähig. Nun soll er abgewählt werden – doch für die Stadt könnte das richtig teuer werden.

Einstimmiger Knall im Rathaus!

Am Donnerstagabend war die Entscheidung eindeutig:
Alle 18 Stadtverordneten stimmten für die Einleitung der Abwahl. Nach nur acht Monaten im Amt! Und das ausgerechnet in einer Stadt, die ohnehin wie verhext wirkt: Schon die letzten beiden Bürgermeister – Bert Kronenberg (Rücktritt 2021) und Lucas Halle (2024) – warfen freiwillig hin.

Kretzschmar tritt einfach nicht zurück

Doch Kretzschmar? Der ließ die siebentägige Rücktrittsfrist einfach verstreichen. Jetzt wird’s richtig teuer! Die Stadt steht vor einer finanziellen Bombe.
„Am 25. Januar müssen wir einen Bürgerentscheid über die Abwahl durchführen“, erklärt Stadtsprecher André Ullmann (47). Kostenpunkt: 13.000 bis 14.000 Euro – allein für die Abstimmung.

Es kommt noch dicker

Sollte Kretzschmar tatsächlich rausgewählt werden, greift ein Versorgungspaket, das es in sich hat. Ullmann bestätigt gegenüber bild.de: „Bis 2033 hat Kretzschmar Anspruch auf Versorgung.“ Das bedeutet: Drei Monate volles Gehalt, danach fünf Jahre lang 71,75 Prozent der Endstufe seiner Besoldungsgruppe A16 – aktuell sagenhafte 8663 Euro monatlich.

Und das nach elf Tagen Arbeit.
Elf Tage Arbeit – acht Jahre Geld.

Zehdenick ist eigentlich eine verträumte 13.000 Einwohne-Stadt im Landkreis Oberhavel
Zehdenick ist eigentlich eine verträumte 13.000 Einwohne-Stadt im Landkreis OberhavelImago/Jürgen Heinrich

Kretzschmar weist Vorwürfe zurück

Doch als Abkassierer sieht sich der ehemalige Berliner Polizei-Verwaltungsbeamte nicht. Gegenüber der Märkischen Allgemeinen Zeitung (MAZ) verteidigt er sich:

Er habe „alles getan, um schnell gesund zu werden“, ein Gutachten habe ihm im August eine positive Prognose attestiert. Noch Mitte Oktober habe er den Stadtratschef über „deutliche Fortschritte“ informiert. Kretzschmar spricht sogar von „Falschbehauptungen“ und davon, dass im Abwahlantrag „Tatsachen weggelassen“ worden seien. Dass er trotz Krankheit jahrelang weiterbezahlt würde? Dazu kein Wort.

Schicksalstag im Januar - Abwahl oder nicht

Am 25. Januar entscheidet Zehdenick über die Zukunft seines Bürgermeisters.
Stimmen mindestens 2800 Bürger für die Abwahl, braucht die Stadt bald schon wieder einen neuen Rathaus-Chef. Es wäre der vierte in fünf Jahren. Zehdenick fragt sich wohl zurecht: Wann endet dieser Bürgermeister-Fluch endlich?