Wulkow, Stöffin, Bechlin, die Ortsnamen kleinerer Ortschaften in der Nähe von Neuruppin sind nicht gerade weltbewegend. Und doch haben Diebe in der letzten Woche gleich fünf Ortsschilder der Dörfer innerhalb weniger Tage gestohlen. Wer macht so etwas? Und vor allem: warum? Das Phänomen Schilder-Klau ist nicht neu und weitverbreitet.
Der Diebstahl von gelben Ortsschildern wird dabei selten aufgeklärt, Täter, die oft nachts unterwegs sind, kommen meist ungeschoren davon. Immer wieder berichten Kommunen in Brandenburg und auch in anderen Bundesländern von fehlenden Ortsschildern. Finsterwalde, Großräschen, Frankendorf, Tiertzow, Berlinchen. Längst nicht nur Schilder mit witzigen Namen werden gestohlen. Die allerdings besonders oft.
Schilder mit lustigen Namen: Katzenhirn, Fickmühlen
Einige Ortschaften haben so witzige Namen, dass der Diebstahl des Ortsschilds damit erklärt werden kann. In Katzenhirn (Bayern), Fickmühlen (Niedersachsen), Bierbergen (Niedersachsen), Habenichts (Saarland und Nordrhein-Westfalen), Fegefeuer (Schleswig-Holstein) und Kneipe (Sachsen-Anhalt) werden die Schilder wahrscheinlich als Souvenirs gestohlen. Hier helfen auch spezielle verschweißte Schrauben oftmals nicht. Auch das Wacken-Ortsschild ist wegen des berühmten Festivals beliebt und regelmäßig verschwunden. Das Schild wird mittlerweile extra produziert und offiziell auf dem Festival verkauft.
Bei anderen Namen erschließt sich das Interesse nicht auf den ersten Blick. Womöglich gehen Diebe davon aus, dass die Durchfahrt-Geschwindigkeit von 50 km/h nicht gilt, wenn das Ortsschild fehlt? So lautet eine These. Doch stimmt das überhaupt?
Kein Tempolimit ohne Ortstafel?
Ohne Schild sei nicht klar, dass eine innerörtliche Geschwindigkeitsbegrenzung gilt, so das Argument. Doch das stimmt so nicht. Gemäß Straßenverkehrsordnung beträgt die zulässige Höchstgeschwindigkeit innerhalb geschlossener Ortschaften für alle Kraftfahrzeuge 50 km/h. Dies gilt auch, wenn kein Ortseingangsschild vorhanden ist.
Schon eine beginnende „Bebauung kann einen Fahrzeugführer zu dem Schluss verpflichten, sich bereits innerhalb einer geschlossenen Ortschaft zu befinden, auch wenn die Ortstafel fehlt oder nicht erkennbar ist. Dann gilt die zulässige Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h“, erläutert eine Anwaltskanzlei Niedersachsen ein Urteil. Die Hoffnung, legal durch Ortschaften rasen zu dürfen, ist hinfällig.
Wie wird Schilder-Diebstahl bestraft?
Der Schilder-Klau ist Diebstahl für die Behörden, ein teures Ärgernis und wird als Straftat geahndet. Dabei kann es eine Geldstrafe geben oder eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren verhängt werden. Denn mit Herstellung und Montage koste zum Beispiel ein einziges Ortsschild bis zu 500 Euro, schreibt Antenne Bayern.

1,6 Millionen Verkehrsschilder müssen in Deutschland jährlich ersetzt werden, berichtet der ADAC. Das österreichische Fucking benannte sich wegen des Klaus sogar in Fugging um. Das Ärgernis Ortsschild-Diebstahl geht also ordentlich ins Geld.
Apropos Geld: Machen Diebe die Ortstafeln irgendwann als Metallschrott zu Geld? Eine Ortstafel wird meist aus emailliertem Blech hergestellt und ist mit zwei Millimetern Dicke stabil genug, den Witterungen zu trotzen. Als Metallschrott brächte ein Aluschild um die zwei Euro pro Kilo. Mit einem Gewicht von drei Kilogramm pro Schild macht man also nicht wirklich ein gutes Geschäft.
Das Rätsel um die geklauten Ortsschilder ist also noch nicht abschließend geklärt. Ein Ärgernis für Dörfer und Kommunen aber ist es allemal, egal ob Vandalismus, Souvenirjäger oder andere Motive dahinterstecken. ■