Umweltaktivisten richten sich auf eine längere Zeit in ihrem Protestcamp gleich neben der Tesla-Fabrik in Grünheide ein. „Je länger die Besetzung dauert, desto besser“, sagte eine Sprecherin der Initiative „Tesla stoppen“. Die Besetzung des Waldstücks aus Protest gegen die geplante Erweiterung des Tesla-Geländes begann in der Nacht zum Donnerstag. Die Initiative rief weitere Unterstützer auf, das Camp zu besuchen und noch Material wie Bauholz, Sägen, Kletterausrüstung und Hängematten mitzubringen. „Wir hoffen, dass noch mehr Leute vorbeikommen.“ Das Waldstück in Grünheide verwandelt sich in eine Festung des Widerstands.
Gekommen, um länger zu bleiben
Die Protestierenden wollen damit auch das Votum der Bürger von Grünheide unterstützen, die in einer Einwohnerbefragung gegen den entsprechenden Bebauungsplan stimmten, wie die Initiative mitteilte. Auf dem etwa 120 Hektar großen Waldstück, das für die Erweiterung des Geländes gerodet werden soll, errichtete die Gruppe Baumhäuser. Die Besetzung nahe dem Bahnhof Fangschleuse sei für unbestimmte Zeit geplant, hieß es von den Umweltaktivisten.

„Uns geht es vor allem um das Trinkwasserschutzgebiet“, sagte Aktivistin Caro Weber der Deutschen Presse-Agentur. Die Initiative vertraue nicht darauf, dass die Politik dem Willen der Einwohner folgen werde, da schon das bestehende Werk mit Sondergenehmigungen gebaut worden sei. Ein Teil des Tesla-Geländes liegt im Trinkwasserschutzgebiet. Tesla hatte sein Werk auch über vorzeitige Zulassungen errichtet.
Mehrheit der Bürger lehnen Erweiterung des Tesla-Werkes ab
Das Unternehmen war mit den Erweiterungsplänen für die Autofabrik bei den Bürgern in Grünheide mehrheitlich auf Ablehnung gestoßen. Knapp zwei Drittel hatten vergangene Woche gegen die Pläne gestimmt. Das Votum ist rechtlich nicht bindend. Die Gemeindevertretung muss einem Bebauungsplan noch zustimmen.
Der E-Autobauer will neben dem 300 Hektar großen bestehenden Werksgelände einen Güterbahnhof, Lagerhallen und einen Betriebskindergarten errichten. Dafür sollen mehr als 100 Hektar Wald gerodet werden. Unter anderem Naturschützer und Bürgerinitiativen sind gegen die Erweiterung.
Kritik an Teslas Kommunikationspolitik
Angesichts des Widerstands gegen die Tesla-Fabrik in Grünheide haben die Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB) dem Autobauer zu einer offensiveren Kommunikation und Informationspolitik geraten. „Es ist eine ein bisschen ungewöhnliche Strategie, mit niemandem zu sprechen, außer mit den zuständigen Stellen“, sagte der UVB-Hauptgeschäftsführer Alexander Schirp am Freitag im RBB-Inforadio. „Da ist sehr viel Luft nach oben, weil man ja Botschaften senden kann, die auch die Kraft haben zu überzeugen“, meinte Schirp. So sei kaum bekannt, dass Tesla für das Werk „keinen einzigen Euro Fördergeld“ vereinnahmt habe. 1200 der 12 000 Beschäftigten - also ein Zehntel - seien aus der Arbeitslosigkeit heraus eingestellt worden.

Für die Aktivisten im Camp droht vorerst keine Räumung. Die Polizei sieht keinen Anlass, das Zeltlager im Wald aufzulösen, beobachtet das Geschehen dort aber. „Man hat auch weiterhin ein Auge drauf“, sagte ein Sprecher. Der Protest im Kiefernwald kann bis zum 15. März fortgesetzt werden, wie die Polizei entschieden hatte. Von der Initiative hieß es: „Wir sind gesprächsoffen, lassen uns aber nicht aus dem Wald verdrängen.“
Die Bürgerinitiative Grünheide rief Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) dazu auf, das Camp zu besuchen und mit den Besetzern zu sprechen. Die Umweltschützer kritisieren neben der geplanten Rodung von Wald unter anderem auch den Abbau von Lithium für Batterien. Sie werfen Tesla eine Gefährdung des Trinkwassers vor und schlechten Arbeitsschutz. „Saubere Autos sind eine dreckige Lüge“ und „Wasser ist ein Menschenrecht“ war auf Plakaten zu lesen. ■