Aufregung in Grünheide

Tesla: Hausbesuche bei kranken Mitarbeitern – Elon Musk mischt sich ein

Mit unangekündigten Hausbesuchen ging das Management gegen den hohen Krankenstand vor. Jetzt will der Tesla-Boss sich das selber „anschauen“. 

Author - Michael Heun
Teilen
Elon Musk macht den Krankenstand bei Tesla in Brandenburg zur Chefsache.
Elon Musk macht den Krankenstand bei Tesla in Brandenburg zur Chefsache.Sebastian Gollnow/dpa

Im Tesla-Werk in Grünheide bei Berlin brodelt es: Ein ungewöhnlich hoher Krankenstand hat das Management dazu veranlasst, unkonventionelle Maßnahmen zu ergreifen – darunter unangekündigte Hausbesuche bei krankgemeldeten Mitarbeitern. Nun will Tesla-Boss Elon Musk persönlich einschreiten. Auf einen Post in sozialen Medien, der den hohen Krankenstand thematisierte, reagierte der 53-Jährige überrascht: „Das klingt verrückt. Ich schaue mir das an“, schrieb er auf X (ehemals Twitter).

Der Krankenstand in der Gigafactory Grünheide war in den Sommermonaten besonders hoch und soll phasenweise 15 Prozent oder mehr betragen haben. Tesla-Manager André Thierig verteidigte das Vorgehen, die krankgeschriebenen Mitarbeiter unangekündigt zu Hause zu besuchen, um die Situation zu überprüfen. „Hausbesuche sind nichts Ungewöhnliches – das machen viele Unternehmen“, erklärte er der Deutschen Presse-Agentur. Ziel sei es gewesen, „an die Arbeitsmoral der Belegschaft zu appellieren“.

Hausbesuche bei kranken Mitarbeitern: „Ungewöhnlich, aber notwendig“?

Doch nicht alle sehen die Sache so positiv. Die IG Metall kritisierte die Maßnahme scharf und bezeichnete die Hausbesuche als „abwegige Aktion“. Laut Gewerkschaftsvertretern leiden viele Mitarbeiter unter einer extrem hohen Arbeitsbelastung, und der Krankenstand sei eine direkte Folge dieser Belastung. Der Bezirksleiter der IG Metall Berlin-Brandenburg-Sachsen, Dirk Schulze, sagte: „Beschäftigte aus fast allen Bereichen des Werks berichten von Überlastung. Wenn Personal fehlt, geraten die Kranken unter Druck, und die Gesunden müssen immer mehr Arbeit übernehmen.“

200 Mitarbeiter nie im Jahr im Einsatz?

Tesla habe bei den Besuchen festgestellt, dass viele Mitarbeiter, die sich in der Lohnfortzahlung befanden, in diesem Jahr noch gar nicht zur Arbeit erschienen seien. „Wir haben gut 200 Mitarbeiter, die mindestens alle sechs Wochen neue Krankmeldungen bringen“, erklärte Thierig. Bei etwa zwei Dutzend von ihnen entschied sich das Management für unangekündigte Hausbesuche. „Ein Großteil wurde nicht angetroffen, und teils war sehr aggressives Verhalten zu spüren“, berichtete Thierig.

Die Maßnahme stieß jedoch nicht nur auf Ablehnung. Einige Mitarbeiter sollen sich laut Thierig sogar frustriert über die häufigen Krankmeldungen ihrer Kollegen gezeigt haben. „Das hat zu Missstimmungen innerhalb der Belegschaft geführt“, sagte er. Die Hausbesuche seien während einer Betriebsversammlung offen diskutiert und weitgehend positiv aufgenommen worden, betonte der Tesla-Manager.

Das Tesla-Werk in Grünheide: Hier sind viele krank.
Das Tesla-Werk in Grünheide: Hier sind viele krank.Jörg Carstensen/dpa

Kritik der IG Metall: „Kranke unter Druck gesetzt“

Die Gewerkschaft IG Metall sieht die Sache allerdings anders und warnt davor, dass die Maßnahme lediglich die kranken Mitarbeiter unter Druck setzen würde. „Wenn die Werkleitung den Krankenstand wirklich senken will, sollte sie diesen Teufelskreis durchbrechen, anstatt die Kranken zu bedrängen“, sagte Schulze. Seiner Meinung nach sollten bessere Arbeitsbedingungen geschaffen werden, um die Belastung der Belegschaft zu reduzieren.

Musk zeigt Interesse: Eine Lösung in Sicht?

Dass Elon Musk nun persönlich eingreifen will, zeigt, wie ernst die Lage ist. In der Gigafactory Grünheide, wo derzeit knapp 12.000 Mitarbeiter beschäftigt sind, war der Krankenstand ein wachsendes Problem. Musk, bekannt für seinen knallharten Führungsstil, dürfte nach seinem Besuch auf rasche Veränderungen drängen.

Ob das Problem jedoch wirklich bei den Mitarbeitern oder den Arbeitsbedingungen liegt, bleibt umstritten. Während das Management auf Disziplin und Arbeitsmoral pocht, fordert die IG Metall eine Entlastung der Belegschaft. Es bleibt abzuwarten, ob Musk eine Lösung findet, die beiden Seiten gerecht wird – oder ob die Unruhen im Werk weiter zunehmen. ■