Von wegen fahrradfreundlich

Radwege-Drama in Brandenburg: Neu ist nicht, nur besser

20 Prozent ihrer Wege sollen Brandenburger mit dem Fahrrad zurücklegen, wenn es nach der Politik geht. Doch die Rad-Infrastruktur lässt zu wünschen übrig.

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Längst nicht überall gibt es in Brandenburg Radwege parallel zur Landstraße. Und der Neubau stockt.
Längst nicht überall gibt es in Brandenburg Radwege parallel zur Landstraße. Und der Neubau stockt.Monika Skolimowska/dpa

Brandenburg soll fahrradfreundlicher werden – aber eigentlich reichen Zeit und Geld kaum, um das bestehende Radnetz zu erhalten. Das zeigen die Daten des vergangenen und des aktuellen Jahres, wie ein Sprecher des Brandenburger Verkehrsministeriums erklärte. Der Erhalt bestehender Radwege spiele in Brandenburg eine wesentliche Rolle beim Radwegeausbau. Dabei handelt es sich meist um vergleichsweise kostengünstige und schnell umsetzbare Maßnahmen.

Zwar plant das Verkehrsministerium in Brandenburg, die Nutzung der Radwege im Land zu stärken. Bis zum Jahr 2030 sollen die Brandenburger eigentlich 20 Prozent ihrer Wege mit dem Fahrrad zurücklegen. Eine entsprechende Radstrategie stellte das Ministerium im vergangenen Jahr vor. Derzeit nutzen die Brandenburger das Fahrrad für etwa elf Prozent ihrer zurückgelegten Strecken.

Radwege in Brandenburg auf insgesamt 2000 Kilometern

Doch das Problem ist und bleibt: Es mangelt an vielen Orten an einer guten Rad-Infrastruktur. Derzeit erstrecken sich die Radwege entlang von Bundes-, Landes- und Kreisstraßen in Brandenburg laut Fahrrad-Club auf insgesamt 2000 Kilometer. Zum Vergleich: Allein 8300 Kilometer Bundesstraßen und Landesstraßen führen durch Brandenburg. Auf diesen sein Bike zu benutzen, sofern es keinen Radweg gibt, ist gefährlich. Zu gefährlich für viele. Und trotzdem stockt der Neubau.

Zwar betont der Ministeriumssprecher, Erhaltungsmaßnahmen allein seien nicht ausreichend. Um die gewünschte Verbesserung zu erreichen, müssten insbesondere Netzlücken durch aufwendige Neubaumaßnahmen geschlossen werden. Wie viele Kilometer Radwege im vergangenen Jahr vom Land errichtet wurden, wollte der Sprecher jedoch nicht sagen. Auch eine konkrete Kilometer-Zielmarke für den Ausbau ließ er offen. Ein jährliches „Kilometer-Ziel“ könne nicht der alleinige Maßstab sein, erklärte er.

Nur rund ein Drittel der Radweg-Bauprojekte in Brandenburg sind Neubauten

Nur so viel wird verraten: Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 29 Radwegeprojekte abgeschlossen. Darunter fielen 20 Projekte zur Ausbesserung bestehender Radwege und neun Neubauten. Beispielsweise wurden an der B1 zwischen Plaue und Neubensdorf im Landkreis Potsdam-Mittelmark etwa vier Kilometer Radweg neu gebaut.

Für das kommende Jahr plant das Land 27 Radwegeprojekte. Diese umfassen 17 Erhaltungsprojekte und zehn Neubauprojekte. Eines der größeren Neubauprojekte wird die Radstrecke an der B167 zwischen Neuhardenberg und Altfriedland im Landkreis Märkisch-Oderland sein, wo auf rund drei Kilometern ein neuer Radweg entstehen soll. 

Klar, dass der Allgemeine Deutscher Fahrrad-Club (ADFC) die vermeintliche Radweg-Offensive in Brandenburg scharf kritisiert. Es brauche deutlich mehr Geschwindigkeit als aktuell, um die Ziele der Landesregierung zu erreichen, sagte Christian Wessel, stellvertretender Landesvorsitzender des ADFC Brandenburg, am Montag. „Es braucht eine Radverkehrsoffensive, die ihren Namen verdient.“

Das Land müsse „klotzen und nicht kleckern“, damit „überall in Brandenburg inner- und außerorts ein durchgängiges und sicheres Netz an Radrouten entsteht und nicht nur hier und da ein paar Kilometer Radweg, der dann abrupt endet“, führte Wessel seine Forderung aus. Strategien seien definiert, gesetzliche Grundlagen beschlossen. Nun müssten Planungen und Umsetzungen Fahrt aufnehmen und das Land die kommunale Ebene entsprechend unterstützen, forderte Wessel.

Nutzen Sie in Brandenburg für den Weg zur Arbeit das Fahrrad? Oder scheitert es an der schlechten Radweg-Infrastruktur? Schildern Sie uns Ihre Erfahrung und Meinung, schreiben Sie an: leser-bk@berlinerverlag.com. Wir freuen uns auf Ihre Nachrichten!