Neun Monate lang ersetzt der größte Schienenersatzverkehr (SEV) Deutschlands alle Regionalzüge zwischen Berlin und Hamburg. Die Fahrgäste sind genervt, denn für sie bedeutet das längere Fahrzeiten. Der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) kündigte an, das Bus-Angebot regelmäßig zu überprüfen. Nun ist klar, was sich im September ändert.
Als „Tester“ unterwegs: Patrick Fiedler vom VBB fährt regelmäßig im SEV. Bis zu 80 Busse, erkennbar in Verkehrspurpur, sind allein in Brandenburg im Einsatz. Auffällig: Die Linie X4 von Wittenberge über Kyritz nach Wustermark wird nur schwach genutzt. Darum sollen nun Konsequenzen gezogen werden. Statt bisher teilweise in „Doppeltraktion“ fahren dort künftig nur noch Einzelbusse. „Der Fahrplan soll nicht ausgedünnt werden“, betont Fiedler. Und anderswo profitieren die SEV-Nutzer: Frei werdende Fahrzeuge sollen im Berliner Umland eingesetzt werden, vor allem zwischen Falkensee und Dallgow-Döberitz sowie von und nach Nauen.
Die Änderungen greifen allerdings noch nicht sofort am Montag zum neuen Schuljahr, sondern frühestens im Laufe des Septembers. Dienstpläne müssen angepasst, Abstellplätze für Busse gefunden werden. Erste Anpassungen gab es Ende August aber schon: In Dallgow-Döberitz wurden die Busfahrzeiten leicht verändert, um Zuganschlüsse zu verbessern.
Auch zwischen Berlin und Bitterfeld wird gebaut
Klar bleibt: Busse können Züge nicht vollständig ersetzen. Fahrten dauern länger, Pendler steigen aufs Auto um oder arbeiten von zu Hause. Schon bei der Riedbahn-Sperrung sank die Nachfrage auf 20 bis 30 Prozent – ähnlich nun zwischen Berlin, Wittenberge und Hamburg.
Die Generalsanierung Berlin-Hamburg dauert seit dem 1. August bis zum 30. April nächsten Jahren. Fernzüge werden über Stendal umgeleitet, die Reisezeit verlängert sich um mindestens 45 Minuten.
Direkt im Anschluss folgt die Sperrung der Anhalter Bahn: Vom 24. September bis 13. Dezember 2025 fahren zwischen Berlin-Südkreuz und Bitterfeld keine Züge. Auch der Bahnhof Südkreuz wird zeitweise komplett abgehängt.
Brandenburger müssen sich auf acht SEV-Linien einstellen. Expressbusse sind vorgesehen, doch Pendler müssen künftig deutlich mehr Zeit einplanen. Besonders gravierend sind die Folgen für den Fernverkehr: Richtung München und Frankfurt dauern Fahrten von Berlin aus noch länger als nach Hamburg.