Alina Stiegler, Anton Rubtsov

Mord in der Lausitz: Neuer ARD-Krimi startet – alles über die Schauspieler

Zwei Geschwister erleben Traumatisches: Vor vielen Jahren ist ihr Bruder spurlos verschwunden. Inzwischen sind sie Polizisten – und haben eine Kindesentführung aufzuklären. Ein neues ARD-Ermittlerduo.

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Die Geschwister Tonja (Alina Stiegler, li.) und Anton Raabe (Anton Rubtsov, re.) müssen den Mord an einer jungen Frau und die Entführung eines Kleinkindes in einem Waldstück in der Lausitz aufklären.
Die Geschwister Tonja (Alina Stiegler, li.) und Anton Raabe (Anton Rubtsov, re.) müssen den Mord an einer jungen Frau und die Entführung eines Kleinkindes in einem Waldstück in der Lausitz aufklären.Elliott Kreyenberg/RBB

Eine junge Frau fährt mit einem Lastenrad durch einen dunklen Wald. Sie hält an, nimmt einen Säugling aus dem Rad und auf den Arm. Da knackt es im Gebüsch. Und es ist klar, was nun passiert. So beginnt am Donnerstagabend (30.1.) um 20.15 Uhr der spannende ARD-Film „Der Krimi aus Brandenburg: Die Raaben und das tote Mädchen“, der Auftakt zu einer neuen Serie. KURIER stellt die Schauspieler und das neue Ermittler-Duo vor – Tonja und Anton Raabe (Alina Stiegler und Anton Rubtsov).

Er ist Kriminalkommissar, sie ist Streifenpolizistin in Senftenberg in der brandenburgischen Niederlausitz. Sie sind besonders und das liegt nicht nur daran, dass sie Sorben und Geschwister sind und eine tragische Familiengeschichte haben. Tonja hat synästhetische Fähigkeiten.

Sie liest intensiver als die meisten Menschen die Emotionen ihres Gegenübers und verfügt über eine außergewöhnlich weite Sinneswahrnehmung. Sie kann etwa Töne und Formen vor ihrem inneren Auge in Farben wahrnehmen – was immer wieder in Bildern auch dem Zuschauer verdeutlicht wird. Diese Fähigkeiten hatte sie im Arbeitsumfeld lange versteckt, erkennt sie aber nach einer Burn-out-Therapie neuerdings an – als „meine Superpower“.

Brandenburg-Krimi: Fortsetzung geplant

Aber Tonjas Fähigkeiten scheinen sie zu einer Außenseiterin gemacht zu haben, zumal sie zu Alleingängen neigt. Auch in diesem Fall. Sie schleicht nachts durch den Wald, wo die Leiche des 19-jährigen Au-pair-Mädchens gefunden wurde und aus dem der sechs Monate alte Säugling Liam verschwunden ist. Die Polizistin findet Hinweise darauf, dass die Eltern um eine Million Euro erpresst werden sollten. Aber das geschieht erst mal nicht. Was ist hier also geschehen oder gar schiefgelaufen – und mit wem und warum führt der Kindesvater ein ominöses Telefonat?

Tonja liest die Gefühle der Beteiligten, bekommt einen Draht zu der Mutter des entführten Liam und wird mehr und mehr konfrontiert mit dem Leid und den Schulgefühlen der Eltern – und damit auch mit ihrem eigenen Kindheitstrauma. „Als ich sieben Jahre alt war, habe ich mit meinen beiden Brüdern am Waldrand gespielt. An derselben Stelle wie immer. Und mein kleiner Bruder war auf einmal einfach weg“, erzählt Tonja im Film. „Von einem Moment auf den anderen einfach weg. Als hätte der Erdboden ihn einfach verschluckt.“

Der Krimi fesselt von der ersten Minute an. Mögliche Fortsetzungen hängen natürlich auch vom Geld und der Quote heute Abend ab. Aber: „Ich kann verraten, dass wir schon an einer anderen Geschichte mit den beiden Raabe-Geschwistern arbeiten“, erzählt die RBB-Film-Chefin Kerstin Freels bei der Fimpremiere im Senftenberger Theater Neue Bühne, wie die Lausitzer Rundschau berichtet.

Eine Hauptrolle in dem Film spielen auch Senftenberg und die Lausitz. Auch Sorbisch wird in dem Krimi gesprochen. „Wir hatten einen Coach, der uns vorbereitet und das aufgesprochen hat, und dann habe ich immer vorm Schlafengehen geübt“, erklärte Schauspielerin Alina Stiegler, die die Sprache anfangs etwas schwer fand, bei der Premiere.

Kollege Anton Rubtsov, 1987 Tambow in der Sowjetunion geboren, hatte mit dem Sorbischen dagegen weniger Probleme. „Die sorbischen Dialoge zu sprechen war eine spannende Herausforderung, die mir allerdings aufgrund meiner intuitiven Vertrautheit mit slawischen Sprachklängen erstaunlich leichtfiel“, sagte er in einem RBB-Interview.

Mystisch geht es im neuen Brandenburg-Krimi zu:  Das entführte Kind Liam mit einem Raben im Hintergrund – passend zu den Ermittlern, die beide Raabe mit Nachnamen heißen.
Mystisch geht es im neuen Brandenburg-Krimi zu: Das entführte Kind Liam mit einem Raben im Hintergrund – passend zu den Ermittlern, die beide Raabe mit Nachnamen heißen.Elliott Kreyenberg/RBB

Rubtsov (37) lebt heute in Berlin, ist zweisprachig aufgewachsen, absolvierte von 2010 bis 2014 eine Schauspielausbildung an der renommierten Berliner Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“. Seine Schauspielkarriere begann am Theater, am bat-Studiotheater Berlin und an der Volksbühne. Seit 2012 ist er mehr und mehr im Fernsehen zu sehen, etwa in den Erfolgsserien „Dark“ und „Deutschland 89“.

„Der Krimi aus Brandenburg: Die Raaben und das tote Mädchen“ ist nicht der erste Ausflug von Anton Rubtsov ins Krimifach. Von „Tatort“ über „Soko Leipzig“ bis zu „Notruf Hafenkante“ war er schon dabei. In der vierteiligen Mini-Serie „Die Toten von Marnow“ spielte der heute 37-Jährige einen Polizeiermittler, der eine Affäre mit seiner Vorgesetzten beginnt.

Alina Stiegler: Die doppelte Ermittlerin

Für Kollegin Alina Stiegler (31), geboren in Bayern, war der Sprachsprung für den neuen Krimi zwar größer, doch die Lausitz war ihr schon vertraut. Seit 2020 gehört sie als Ermittlerin Luise Bohn zu den Hauptdarstellern des „Spreewaldkrimi“ – allerdings im ZDF.  TV-Zuschauer und Krimifans müssen einen Gedankenspagat vollbringen. Zwei Krimis, eine Gegend, eine Schauspielerin, die zwei Ermittlerinnen spielt, einmal mit und einmal ohne Dutt. Luise Bohn und Tonja Raabe.

Mystisch geht es in beiden Krimis zu. In dem neuen Krimi hat Tonja Raabe eine erweiterte Sinneswahrnehmung, Synästhesie genannt. Darauf hat sich Alina Stiegler akribisch vorbereitet. „Letztlich habe ich mich mit vielen Menschen getroffen und mir ihre Wahrnehmung der Welt erklären und beschreiben lassen“, erklärt sie in einem RBB-Interview. „Aus der Summe aller Gespräche habe ich mir dann letztlich eine Art Schema erarbeitet, mit dem ich dann das komplette Drehbuch durchgearbeitet habe. Anton, Tonjas Bruder, riecht für sie zum Beispiel wie Asphalt nach einem Sommerregen. Und der Monat Mai hat ein dunkles Tannengrün.“

Im ZDF-Spreewaldkrimi spielt Alina Stiegler die Kommissarin Luise Bohn, an ihrer Seite Hauptkommissar Fichte (Thorsten Merten).
Im ZDF-Spreewaldkrimi spielt Alina Stiegler die Kommissarin Luise Bohn, an ihrer Seite Hauptkommissar Fichte (Thorsten Merten).Jahn Fehse/ZDF

Schon als Jugendliche kam Alina Stiegler zum Film. Ihre erste Rolle: im Fernsehfilm „Aus dem Tritt“ (2007). Mit der Literaturverfilmung von „Kasimir und Karoline“ (2011), die im Kino lief, wurde sie auch einem größeren Publikum bekannt.  Von 2012 bis 2015 absolvierte sie ihre Schauspielausbildung an der Otto-Falckenberg-Schule in München, von 2015 bis 2020 war sie festes Ensemblemitglied an der Berliner Schaubühne, ist doch immer noch im Stück „Im Herzen der Gewalt“ (24./25. Februar) unter der Regie von Thomas Ostermeier zu sehen.

Alina Stiegler ist auch Mutter eines kleinen Kindes, die auf Instagram schon darüber berichtet hat, wie schwer es Müttern in der Branche manchmal gemacht wird, Job und Kind unter einen Hut zu bringen. „Als müsste ich nicht darum feilschen, dass meine Taxikosten übernommen werden, weil ich nicht mit Baby und drei Koffern die U-Bahn-Treppe hochsteigen kann, um zu einem Gastspiel zu fahren“, schrieb sie vor gut einem Jahr.  ■