Aus Frankfurt (Oder)

Die Zwillinge aus „Kampf der Realitystars“: Was sie in der DDR für Probleme hatten

Heidi Kapuste und Heike Guderian sind eineiige Zwillinge und betonen ihre Ähnlichkeit gern. Inzwischen ist das Fernsehen auf die 58 Jahre alten Zahnarztschwestern aufmerksam geworden.

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Die aus dem Fernsehen bekannten Zwillinge aus Frankfurt (Oder), Heidi Kapuste (l) und Heike Guderian stehen auf der Stadtbrücke an der Oder.
Die aus dem Fernsehen bekannten Zwillinge aus Frankfurt (Oder), Heidi Kapuste (l) und Heike Guderian stehen auf der Stadtbrücke an der Oder.Patrick Pleul/dpa

Vorsicht, Verwechslungsgefahr! Man muss nicht zu viel getrunken haben, um Heidi Kapuste und Heike Guderian doppelt zu sehen. Die eineiigen Zwillingsschwestern aus Frankfurt (Oder) treiben das Zwllingsleben auf die Spitze. Die gleichen Klamotten, der gleiche Schmuck, die gleiche Frisur, das gleiche Tattoo auf der rechten Schulter. Sie haben Doppelhochzeit gefeiert, sind beide geschieden, haben beide drei Kinder. „Wir fliegen nie auf, wenn wir Leute foppen. Die denken, sie haben mich vor sich und dabei ist es meine Schwester oder umgekehrt“, sagt Kapuste grinsend.

Werbefirmen und Fernsehsender wurden auf die verblüffende Ähnlichkeit der 58-Jährigen aufmerksam: 2016 entdeckte zunächst eine Hamburger Bierfirma die Zwillinge auf Facebook und engagierte sie für ihre Werbung. Seit einer Vox-Reality-Show 2021 sind Kapuste und Guderian als „Die Superzwillinge“ bekannt, obwohl sie damals nur den 2. Platz belegten. Sie punkteten vor allem durch ihre Freundlichkeit und Bodenständigkeit.

Die beiden 58-Jährigen arbeiten in derselben Frankfurter Zahnarztpraxis als Prophylaxe-Assistentinnen

Es folgten Auftritte beim „Riverboat“-Talk und beim Adventssingen von Florian Silbereisen. Aktuell sind die beiden beim „Kampf der Realitystars“ von RTL2 im Fernsehen zu sehen. „Die anderen kannten sich alle schon untereinander, wir waren Neulinge in der Branche und kannten keinen unserer Mitstreiter“, beschreibt Kapuste. Inzwischen wüssten sie, „wie der Hase läuft“ und was das Stichwort „Sendezeit“ bedeute.

Einen Manager bräuchten sie nicht. „Wir werden ja immer angefragt und müssen uns nicht um Aufträge bemühen“, erklärt Guderian. Hauptberuflich arbeiten die beiden 58-Jährigen in derselben Frankfurter Zahnarztpraxis als Prophylaxe-Assistentinnen.

Der Tag beginnt bei den Frankfurter Zwillingen um 5.15 Uhr. „Wir haben jeder ein eigenes Haus, wohnen aber nahe beieinander und laufen jeden Morgen zusammen an der Oder entlang“, erzählt Guderian. Das Flussufer sei ihr Lieblingsort in Frankfurt. In die Stadt zog die Familie aus dem Oderbruch, als die Zwillinge ungefähr zwölf Jahre alt waren. „Es ist unsere Heimat, ein ruhiges Leben mit schöner Umgebung. Die Hektik einer Großstadt brauchen wir nicht“, erzählt Guderian.

Vor Jahren feierten sie und ihre Zwillingsschwester – selbstverständlich – Doppelhochzeit, bekamen je drei Kinder und sind inzwischen beide geschieden. Dass sie sich auch äußerlich ähneln und häufig im Doppelpack auftreten, ist gewollt, wie die Schwestern betonen. „So sind wir aufgewachsen“, sagt Guderian. „Wenn sich eine von uns als Kind dreckig machte, sollten wir uns beide umziehen“, ergänzt Kapuste.

Habe eine ihrer Zwillingstöchter Mist gebaut, hätten beide Rede und Antwort stehen müssen, erinnert sich Mutter Elfriede Tetzlaff, die selbst zwei Zwillingsbrüder hat. „Ich habe meine Mädchen oft verwechselt, sie auseinanderzuhalten fällt mir bis heute schwer, da sie auch charakterlich nicht zu unterscheiden sind“, sagt sie.

Immer auf der gleichen Wellenlänge: Heike Guderian (li.) und Heidi Kapuste
Immer auf der gleichen Wellenlänge: Heike Guderian (li.) und Heidi KapustePatrick Pleul/dpa

Als Kapuste und Guderian Kinder gewesen seien, habe sie viel für sie gestrickt. „Die gleichen Kleidungsstücke für sie zu finden, war zu DDR-Zeiten nicht einfach“, erinnert Tetzlaff sich. Inzwischen sei das gleiche Aussehen ihrer Töchter für beide ein Hobby, auf das die Mutter eigenen Angaben nach stolz ist.

Heute kaufen die Zwillingsschwestern mit den markanten rotbraunen Locken und dem breiten Lächeln immer gleich doppelt ein, denn auch ihr Modegeschmack stimmt überein. Dass sie außerdem beide auf Schlagermusik stehen, gemeinsam in den Urlaub fahren und seit der Geburt unzertrennlich sind, verwundert kaum. „Wir sind ja eigentlich ein Mensch, aus einem Ei entstanden und genetisch nahezu identisch“, stellt Guderian klar. Verstehen könne diese Verbundenheit nur ein Zwilling, ergänzt Kapuste. Auffällig: Häufig beendet die eine Schwester den angefangenen Satz der anderen.

„Nichts ist schöner, als ein Zwilling zu sein.“

„Ein eineiiger Zwilling zu sein, ist schon eine ganz spezielle Erfahrung. Diese Nähe, diese innere Verbindung ein Leben lang und das Gefühl, nie allein zu sein, kann niemand so richtig verstehen, der nicht in gleicher Situation ist“, sagt Christian Bauer, Vorstand des Deutschen Zwillingsclub 1985 Werdau e.V. Der Club aus Sachsen sei der größte deutsche Zwillingsverein, in dem rund 300 ausschließlich eineiige Zwillinge Mitglied seien, erklärt er. Sie würden sich regelmäßig treffen, um sich auszutauschen. „In Gesprächen mit den anderen kommt bei vielen auch Erleichterung auf, normal und nicht etwa wunderlich zu sein“, sagt Bauer, der den Verein gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder Andreas führt.

Die eineiigen Zwillingsschwestern aus Frankfurt (Oder) sind auf den ersten Blick nicht zu unterscheiden. Sie tragen die gleichen Klamotten, den gleichen Schmuck, die gleiche Frisur, das gleiche Tattoo auf der rechten Schulter.
Die eineiigen Zwillingsschwestern aus Frankfurt (Oder) sind auf den ersten Blick nicht zu unterscheiden. Sie tragen die gleichen Klamotten, den gleichen Schmuck, die gleiche Frisur, das gleiche Tattoo auf der rechten Schulter.Patrick Pleul/dpa

Dass sich Zwillinge gleich kleideten, sei nicht ungewöhnlich. „Doch bei den meisten differenziert das Aussehen schon etwas – sei es durch Frisur, Haarfarbe oder Brille“, meint Bauer. Auch laufe nicht alles in der Zwillingsbeziehung immer harmonisch ab, doch Streitereien seien in der Regel nie wirklich ernsthaft, erzählt er.

Das können auch Kapuste und Guderian bestätigen. „Streit entsteht bei uns, weil wir halt wissen, was der andere denkt, und darauf reagieren“, sagen die Frankfurter Zwillinge unisono. Beide könnten einander aber nie lange böse sein und seien in ihrem Leben nicht länger als zehn Tage voneinander getrennt gewesen. „Nichts ist schöner, als ein Zwilling zu sein. Das gegenseitige Vertrauen und die tiefe Freundschaft sind einmalig.“ Kapuste und Guderian hätten schon zusammen in einer Wiege gelegen. „Wenn sie einander hatten, waren sie friedlich und pflegeleicht“, ergänzt Mutter Tetzlaff. ■