Zehdenick/Oberhavel

Aus gesundheitlichen Gründen: Deutschlands jüngster Bürgermeister schmeißt hin

Mit gerade mal 24 Jahren wird Lucas Halle Bürgermeister der Kleinstadt Zehdenick. Nun verabschiedet er sich wieder aus der Politik. Er könne nicht mehr die nötige Kraft für das Amt aufbringen.

Teilen
Lucas Halle (SPD), jetzt Ex-Bürgermeister der Stadt Zehdenick im Landkreis Oberhavel, in seinem Büro in der Stadtverwaltung.
Lucas Halle (SPD), jetzt Ex-Bürgermeister der Stadt Zehdenick im Landkreis Oberhavel, in seinem Büro in der Stadtverwaltung.Soeren Stache/dpa

Vor gut zwei Jahren hieß eine Schlagzeile im Berliner KURIER: „Er ist erst 24! Lucas Halle wird Deutschlands jüngster Bürgermeister“. Bürgermeister von Zehdenick, 13.267 Einwohner, Landkreis Oberhavel. Seit zwei Tagen ist er es nicht mehr. Zum 31. Juli ist Lucas Halle zurückgetreten. Schweren Herzens, wie er sagt. Er könne nicht mehr die nötige Kraft für das Amt aufbringen, schreibt er selbst.

Mit 24 Jahren war er 2022 der jüngste hauptamtliche Bürgermeister in Deutschland – nun tritt Lucas Halle als Rathauschef der 14.000-Einwohner-Stadt Zehdenick zurück. „Für diesen Schritt machte das Stadtoberhaupt gesundheitliche Gründe geltend“, teilt die Stadt angesichts des Entlassungsantrags von Halle mit. 

Auf Instagram erklärt Lucas Halle seinen Rücktritt

Nachdem Lucas Halle seit dem 16. August 2023 nicht mehr auf Instagram aktiv war, veröffentlicht er dort seine Rücktrittserklärung: „Momentan habe ich leider nicht die nötige Kraft, um die Stadt so zu vertreten, wie es in diesen herausfordernden Zeiten erforderlich ist.“ Der Schritt sei die schwerste Entscheidung seines bisherigen Lebens und breche ihm das Herz.

Zuvor war Halle mehrere Monate krank, nahm die Amtsgeschäfte laut Stadt im Mai wieder auf. Am Montag hatte der 27-Jährige dann aber seinen Entlassungsantrag an den Vorsitzenden der Stadtverordnetenversammlung übergeben, es habe sich gezeigt, „dass eine Weiterführung des Bürgermeisteramtes aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr möglich sei“.

Auf mögliche Ruhegelder erhebt Halle keinen Anspruch. „Mit dieser Entscheidung verzichte ich darauf, weiterhin von der Stadt Bezüge zu erhalten“, schreibt er auf Instagram. Er öffne den Weg für schnellstmögliche Neuwahlen, erklärt Halle außerdem. Am 12. September müssen zunächst die Stadtverordneten über den Entlassungsantrag von Halle entscheiden.

Nach den Daten des Netzwerks Junge Bürgermeisterinnen und Bürgermeister mit Sitz in Berlin war Halle der jüngste hauptamtliche Bürgermeister in ganz Deutschland. Er hatte im Februar 2022 die Wahl mit 88,3 Prozent gewonnen. Die Wahlbeteiligung lag bei überschaubaren 27,6 Prozent. Er trat sein Amt im April 2022 an und wurde eigentlich für acht Jahre gewählt. „Ich hoffe, dass ich die acht Jahre voll mache“, sagte er damals. Sein parteiloser Vorgänger kam nach zwei Jahren Amtszeit einem Abwahlverfahren zuvor und trat ab.

Er war schon früh politisch aktiv, als Sprecher der Schüler oder der Auszubildenden. „Ich bin auch freiwillig zur Stadtverordnetenversammlung gegangen, während Freunde auf dem Bolzplatz waren oder Musik machten.“ Sein Ziel: Junge Leute für die Politik begeistern. „Ich will sie mitreißen, damit sie sich engagieren. Gleichzeitig gibt es genügend Probleme für alle Altersschichten zu lösen“, erklärte er kurz nach seiner Wahl.

Todesfälle in der Familie machten dem Bürgermeister zu schaffen

Nach einem Jahr im Amt hatte der Lokalpolitiker im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur im Februar 2023 gesagt: „Ich habe einen riesengroßen Spaß daran. Ich gehe wirklich darin auf.“ Es sei viel Arbeit, aber es sei toll, in dem Alter die Entwicklung der Stadt maßgeblich mitzugestalten. Halle, der in Zehdenick aufgewachsen ist, hat nach seinem Abi ein duales Studium in öffentlicher Verwaltung beim Innenministerium des Landes Brandenburg absolviert.

Der Märkischen Allgemeinen Zeitung hatte er vor einiger Zeit gesagt, dass ihm Todesfälle in der Familie und im Freundeskreis schwer zu schaffen gemacht hätten. Zudem habe er im Zusammenhang mit der Debatte um die Unterbringung von Flüchtlingen anonyme Briefe mit Beschimpfungen und Bedrohungen im Postkasten gehabt.