Ausstellung in Potsdam

Umstrittene Ausstellung: Zoff um Anne Frank mit Palästinensertuch

Ein Bild von Anne Frank mit Palästinensertuch sorgt im Potsdamer Museum für heftigen Streit, es wurde Strafanzeige erstattet.

Author - Stefan Doerr
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Das Gemälde zeigt Anne Frank mit Kufiya, auch „Palästinensertuch“ genannt.
Das Gemälde zeigt Anne Frank mit Kufiya, auch „Palästinensertuch“ genannt.Michael Bahlo/dpa

Eklat bei einer Potsdamer Kunstausstellung! Ein Porträt des Holocaust-Opfers Anne Frank mit Palästinensertuch hat im Museum Fluxus+ heftigen Streit ausgelöst. Jüdische Organisationen sprechen von einer Schändung des Andenkens an das Holocaust-Opfer und von Antisemitismus. Das Museum verweist auf die Freiheit der Kunst – und weigert sich, das Bild abzuhängen.

Bild verharmlost den Holocaust

Inzwischen befasst sich die Staatsanwaltschaft Potsdam mit einer Strafanzeige. Der Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, Volker Beck, wirft den Machern der umstrittenen Ausstellung Holocaust-Verharmlosung vor und hat Strafanzeige erstattet. Das Bild mit Anne Frank mache aus dem Holocaust-Opfer eine Palästinenserin im nationalen Befreiungskampf oder eine propalästinensische Aktivistin und verleugne damit Verfolgungsgrund und Verfolgungsbedingungen in der Shoah, kritisierte Beck.

Der Konflikt schwelt schon seit Wochen. Anlass ist die Ausstellung „Comune – Das Paradox der Ähnlichkeit im Nahostkonflikt“ des italienischen Künstlers Costantino Ciervo. In der Potsdamer Ausstellung ist Anne Frank mit einer Kufiya um die Schultern zu sehen, schreibend auf einem Tablet. Ciervo will damit die Frage des Genozids thematisieren. Sein Projekt solle „eine kritische Reflexion über Konflikte und über die Gemeinsamkeiten anregen, die scheinbar weit voneinander entfernte Kulturen verbinden“.

Volker Beck, Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG), erstattete Strafanzeige.
Volker Beck, Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG), erstattete Strafanzeige.Annette Riedl/dpa

Museum weigert sich, das Bild zu entfernen

Die Botschaft Israels in Deutschland bezeichnete das Anne-Frank-Bild als „Delegitimierung Israels und Relativierung des Holocausts“. Anne Frank lebte während des Zweiten Weltkriegs versteckt und schrieb ihr weltberühmtes Tagebuch. 1945 starb sie im Konzentrationslager Bergen-Belsen.

Die Jüdische Gemeinde Stadt Potsdam und der Beauftragte gegen Antisemitismus in Brandenburg, Andreas Büttner, hatten bereits vor Wochen gefordert, das Bild abzuhängen. Das Museum lehnt das weiterhin ab und weist den Vorwurf des Antisemitismus zurück.

Als Reaktion auf die Proteste brachte das Museum jedoch Ende November ein Statement des Künstlers Ciervo neben dem Bild an. Darin heißt es unter anderem: „Ihr Andenken als Opfer des Holocaust steht nicht nur für die Erinnerung an die Shoah, sondern wird zum universellen Symbol der Verurteilung von Gewalt.“

Nun schaltet sich auch Potsdams Oberbürgermeisterin Noosha Aubel in den Konflikt ein. „Klären lässt sich das nur im Dialog“, sagte sie. Zwar sei die Ausstellung wissenschaftlich kuratiert, doch „vor dem Hintergrund des Terroranschlags in Sydney bleibt bei der jüdischen Gemeinde ein ungutes Gefühl. Ich finde, auch das muss man ernst nehmen“. Zu einem „Dialog auf Augenhöhe“ seien Museum und Künstler bereit, so Geschäftsführer Blénessy. Die Ausstellung läuft noch bis 1. Februar.