Drei gibt es schon!

Berlins Fußgängerampeln bekommen einen Countdown

Ist noch genug Zeit, die Straße zu überqueren? Diese Frage soll bald eine Art Countdown an Fußgängerampeln klären.

Teilen
Eine ganz normale Berliner Fußgängerampel an der Tauentzienstraße. Bald soll eine neue Zeitanzeige dazukommen.
Eine ganz normale Berliner Fußgängerampel an der Tauentzienstraße. Bald soll eine neue Zeitanzeige dazukommen.Christoph Soeder/dpa

Kennen Sie das? Sie betreten einen Fußgängerüberweg und in diesem Moment springt die Ampel auf Rot? Wie viel Zeit bleibt noch? Diese Frage soll sich bald klären lassen, denn Berlins Fußgängerampeln bekommen einen Countdown!

Geplant ist, eine schrittweise Ausstattung der Ampeln mit einer sogenannten Räumzeitanzeige. Die Arbeiten dazu sollen noch in diesem Jahr beginnen. Begonnen wird aber nur mit Ampeln, die sowieso umgebaut oder neu gebaut werden müssen. Das teilte die Verkehrsverwaltung auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) mit.

Und so soll die „Countdown“-Anzeige funktionieren: Eine fünfteilige Balkengrafik zeigt nach jeder Grünphase für Fußgänger die ablaufende Zeit an, bis die Fußgänger die Straße verlassen haben müssen. Die Angabe soll auch dem Autoverkehr anzeigen, dass sich die Fußgänger noch zu Recht auf der Straße befinden, auch wenn das Fußgängersignal bereits Rot zeigt und die Straße nicht mehr betreten werden darf.

Eine Fußgänger-Ampel am Olivaer Platz hat unten einen Countdown-Balken, mit dem die Restzeit zum Überqueren der Straße angezeigt wird.
Eine Fußgänger-Ampel am Olivaer Platz hat unten einen Countdown-Balken, mit dem die Restzeit zum Überqueren der Straße angezeigt wird.Soeren Stache/dpa

In Hamburg gibt es Fußgängerampeln mit Rot-Countdown seit mehr als zehn Jahren

In Hamburg gibt es schon seit mehr als zehn Jahren Fußgängerampeln, die per Sekunden-Countdown anzeigen, wie lange es noch dauert, bis Grün für die Fußgänger kommt. Sie stehen meistens da, wo besonders viele Fußgänger über die Fahrbahn wollen, zum Beispiel am Gänsemarkt. Diese Ampel-Modelle mit Grün-Countdown sind in Berlin nicht geplant.

In Berlin ist auch keine Sekundenanzeige vorgesehen, sondern eine grafische Darstellung mit weißen Balken auf dunklem Hintergrund, die anzeigen sollen, wie viel Zeit den Fußgängern zum Verlassen der Fahrbahn noch bleibt. Die neue Anzeige hat laut der Verkehrsverwaltung das Ziel, dem Unsicherheitsgefühl entgegenzuwirken, wenn Fußgänger nach dem Umspringen der Fußgängerampel auf Rot die Straße schon betreten, aber noch nicht ganz überquert haben.

An einigen Ampelanlagen in Berlin gibt es solche Countdown-Anzeigen bereits. Im Rahmen eines Pilotprojekts sei dies etwa am Fehrbelliner Platz und am Olivaer Platz (beide Charlottenburg-Wilmersdorf) und an der Ecke Brunnenstraße/ Anklamer Straße (Mitte) umgesetzt worden. Angaben zu den Kosten der Umrüstung kann die Verkehrsverwaltung bislang nicht machen.

BUND und Fuss e.V. kritisieren das neue Ampel-Modell

Kritik an den Countdown-Ampeln für Fußgänger gibt es gleich von mehreren Interessenverbänden: „Countdown-Ampeln bringen Fußgängerinnen und Fußgängern keinen Vorteil“, sagte ein Sprecher des Berliner BUND-Landesverbands. „Sie schützen nicht besser davor, überfahren zu werden und reduzieren die Wartezeiten an Straßenquerungen nicht.“

Statt Geld für nutzlose zusätzliche Technik herauszuwerfen, sollten die knappen Mittel lieber für zusätzliche Zebrastreifen und die fußverkehrsfreundliche Umprogrammierung von Ampeln investiert werden, schlägt der Berliner BUND vor. Ähnlich kritische Äußerungen hatte es bei dem ersten Bekanntwerden der Pläne im Sommer 2023 auch schon von anderer Seite gegeben, zum Beispiel von dem Fußgängerverein Fuss. Dieser lehnt das Countdown-Modell gleichfalls als nicht hilfreich für Fußgänger ab. ■