Dass auch bei der Polizei die Zeit der politischen Grabenkämpfe begonnen hat, bekommt gerade ein Berliner Kommissar zu spüren. Oliver von Dobrowolski ist lautstarker Aktivist für „eine bessere Polizei“ und wird seit kurzem heftig bedroht – womöglich von Kollegen. Zumindest vermutet er das.
Oliver von Dobrowolski ist Kriminalhauptkommissar, und dass er abtaucht, ist eigentlich kaum denkbar. Trotzdem hat man von dem Mann, der bis vor kurzem Mitglied bei den Grünen war, zuletzt auffällig wenig gehört. Auf seinem Blog hat er jetzt den Anlass dafür offenbart, schreibt der Checkpoint.
Dort heißt es: „Anfang April erhielt Dobrowolski ein anonymes Drohschreiben samt echt aussehender 9-Millimeter-Patrone an seine Privatanschrift geschickt – er vermutet: aus den eigenen Reihen. Dafür spricht, dass er darin als ‚Kollegenschwein‘ angesprochen wird und seine Adresse (er lebt dort mit seiner Familie) eigentlich aus Sicherheitsgründen mit einer Auskunftssperre belegt ist.“
Außerdem hatte Oliver von Dobrowolski kurz vorher auf Bluesky gepostet: „Als Polizist:in lebst du deutlich sorgenfreier und wertgeschätzter, wenn du AfD-Werte und -Forderungen teilst, als wenn du dich offen gegen Menschenfeindlichkeit positionierst und dich als Antifaschist:in bezeichnest. So unfassbar, so wahr.“
Oliver von Dobrowolski gibt die Polizei noch nicht auf
In dem Brief, den Dobrowolski nun bekam, wurden ihm Konsequenzen angedroht. Er solle aufhören, sich öffentlich zu äußern. Mutig ging Dobrowolski daraufhin zu seinem Vorgesetzten und informierte ihn über die Schweinerei. Öffentlich hielt er sich allerdings zurück. Er wollte die Ermittlungen nicht stören. Dem Checkpoint sagte der Beamte: „Ich fühle mich grundsätzlich sicher, allerdings hinterfrage ich diesen Eindruck nun öfter und bin weniger unbefangen im Alltag.“

Da ist Oliver von Dobrowolski sicher nicht der Einzige bei der Polizei. Denn zumindest Teile der Behörde haben offenbar ein AfD-Problem, was vor dem Hintergrund eines drohenden Verbotsverfahrens gegen die Partei gerade breit diskutiert wird.
Benjamin Jendro, Sprecher der Berliner Gewerkschaft der Polizei (GdP), sagt dazu: „Beamte unterliegen der Verfassungstreue und haben sich mit ihrem Diensteid zur freiheitlichen demokratischen Grundordnung bekannt. Die Mitgliedschaft in einer rechtsextremen Partei steht dem entgegen.“ Die GdP hat bereits einen Unvereinbarkeitsbeschluss gefasst.
Übrigens: Aufgeben will Oliver von Dobrowolski die Polizei noch lange nicht. In seinem Buch „Ich kämpfe für eine bessere Polizei“ (S. Fischer Verlag) schreibt er: „Die Polizei in Deutschland ist alles andere als schlecht. Sie arbeitet mehrheitlich in einer Weise, die als professionell, effektiv und rechtsstaatlich zu bezeichnen ist.“
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