Berliner Fotolabor erstellt 1300 Passfotos für Geflüchtete – kostenlos
Hier geht es seit 30 Jahren um Fotografie. Der Familienbetrieb hat jetzt eine große Hilfsaktion für Geflüchtete gestartet.

Unter den S-Bahnbögen in der Dircksenstraße, nur ein Stück weit entfernt vom Alex, hängt im Schaufenster des Fotoladens Jet-Foto ein blau-gelbes Schild. „Kostenlose Passbilder für Ukrainische Gäste immer Dienstag und Donnerstag von 12 - 18 Uhr“ steht darauf. Die Schlange, die sich hier regelmäßig an diesen Tagen bildet, zeigt, wie dringend das Angebot benötigt wird.
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Ralf Kranert (59) und seine beiden Geschwister Magda (57) und Manuel (62) führen den Laden, der unter Fotografen eine Institution ist, seit 30 Jahren. Alles, was analog fotografiert, war schon einmal hier. Entweder um Filme zu kaufen, entwickeln zu lassen oder für Fotoaufträge. Auch Passfotos haben die Kranerts im Portfolio.
Kostenlose Passbilder für Ukrainer
Ein Freund brachte die drei Familienunternehmer auf die Idee, kostenlos Passbilder für Ukrainer anzufertigen. Der Freund war, als immer mehr Menschen aus der Ukraine nach Berlin kamen, am Ankunftszentrum in Reinickendorf zum Helfen unterwegs, als ihm eine ellenlange Schlange vor dem einzigen Passfoto-Automaten vor Ort auffiel. „Bis zu vier Stunden Wartezeit mussten die Menschen dort investieren“, erzählt Ralf Kranert. An die 600 Leute hätten zeitweise angestanden um an ein aktuelles Foto zu kommen.

Die biometrischen Passbilder werden gebraucht, wenn man in Berlin etwa Sozialleistungen beantragen will. Dann muss ein ausgefülltes Antragsformular mitgebracht werden, Passbilder und Ausweisdokumente.
1300 mal Passbilder für ukrainische Geflüchtete
Wenn die Kranerts etwas können, dann Fotos. Kurzerhand entschieden sie sich, das kostenlose Angebot in den sozialen Medien und im Schaufenster publik zumachen. Innerhalb von zehn Tagen hat es bereits 1300 Mal Klick gemacht. Zwei Mitarbeiter sind an den Dienstagen und Donnerstagen jeweils sechs Stunden mit fotografieren und der Ausgabe der Bilder beschäftigt. Normalerweise würde ein Vierer-Set Passbilder knapp 15 Euro kosten.
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Besonders von seinen Stammkunden bekommt Ralf Kranert viel Zuspruch und Lob für die Aktion. Auch andere Fotogeschäfte haben schon nachgefragt und wollen ebenfalls helfen.

Eine alte Dame, bestimmt schon über 80 und ihre drei Enkelinnen sind Ralf Kranert besonders im Gedächtnis geblieben. „Sie haben sich sehr herzlich bedankt“, sagt er. Andere wiederum stünden sehr unter Stress und unter dem Eindruck der Geschehnisse in der Heimat, so Kranert. Die Aktion will er so lange fortsetzen, wie Bilder gebraucht würden. „Wenn man helfen kann, dann hilft man“, sagt er.