NDR-Sicherheitspolitikexperte Andreas Flocken spricht in einem Aufnahmestudio vor dem Logo des Nachrichtenformats. Seinen Podcast "Streitkräfte und Strategien" wollen viele Menschen hören.
NDR-Sicherheitspolitikexperte Andreas Flocken spricht in einem Aufnahmestudio vor dem Logo des Nachrichtenformats. Seinen Podcast "Streitkräfte und Strategien" wollen viele Menschen hören. Jonas Walzberg/dpa

Monatelang haben wir Unsicherheiten in Bezug auf das  Coronavirus mit Hilfe des NDR-Podcasts mit den Experten Christian Drosten und Sandra Ciesek geklärt. Expertenwissen und Fragen, die alle umtreiben, wurden hier gekonnt verwoben. Jetzt, wo eine neue Unsicherheit in der Welt ist, der Krieg Russlands in der Ukraine,  nämlich, suchen wir wieder verlässliche Informationen. Eine  jahrzehntealte Radiosendung im NDR über Militär- und Sicherheitspolitik erweist sich dabei als hilfreich. Während des Ukraine-Kriegs schnellt das tägliche Podcast-Format in den Rankings hoch.

Radio-Sendereihe des NDR:  „Streitkräfte und Strategien“

Journalist Andreas Flocken hat beim NDR einen 14-tägigen Podcast. Seit rund 20 Jahren ist er für die Radio-Sendereihe „Streitkräfte und Strategien“ des Norddeutschen Rundfunks (NDR) verantwortlich, der Podcast über Sicherheits- und Militärpolitik gehört seit jüngerer Zeit dazu. Die Reihe existiert schon seit 1968 und galt früher als Nischensendung. Das ist jetzt anders.

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Am ersten Kriegstag bereits bringt Flocken im NDR-Info Radioprogramm eine 30-minütige Sonderausgabe zum Krieg in der Ukraine.

Seitdem entstand - bis auf eine Ausnahme - täglich eine Podcast-Folge («„Streitkräfte und Strategien“ #Ukraine»), die auch im Radio (NDR Info und ARD Infonacht) zu hören ist. In den Sendungen geht es  zum Beispiel um Raketenabwehr oder EU-Militärhilfe.

Im Podcast-Ranking von Apple für den deutschen Markt lag das Format am Donnerstag auf Platz 1, bei Spotify auf Platz 7. Nach Angaben des öffentlich-rechtlichen ARD-Senders wurde der Podcast im ersten Monat über alle Plattformen hinweg rund 2,6 Millionen Mal abgerufen. Die Radiohörer sind nicht mitgezählt. Zum Vergleich: Der bisherige zweiwöchige Podcast hatte vor dem Krieg an die 30.000 Abrufe pro Monat.

Wie Corona-Virus Update - nur mit Militär-Infos

Das erinnert an den Riesenerfolg des täglichen NDR-Podcasts mit dem Virologen Christian Drosten («Das Coronavirus-Update») - rund 135 Millionen Abrufe sind es nach mehr als zwei Jahren. Drosten war am Dienstag zum vorerst letzten Mal darin zu hören.

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Die Süddeutsche Zeitung beschrieb vor kurzem das Gefühl einer Zeitschleife:  mit „Streitkräfte und Strategien“ höre man wieder in einem März einen täglichen NDR-Podcast, während im Kopf totale Verunsicherung herrsche. Nur das Thema ist ein anderes. Es sei, als habe Drosten den Stab an Flocken weitergegeben.

Bedürfnis nach Informationen für Krieg vor der Haustür

Von dem Erfolg ist Flocken selbst überrascht. Der 65-Jährige sagt: „Ich kann es mir nur damit erklären, dass es jetzt ein großes Bedürfnis an haltbaren Informationen zum Ukraine-Krieg gibt. Das ist ein Krieg vor unserer Haustür.“ Vor der Haustür habe man seinerzeit auch den Kosovo-Krieg gehabt. „Aber es ist etwas anderes, wenn man mit Russland zu tun hat. Weil man weiß: Das ist eine große Macht.“

„Dieser Podcast und die Sendereihe ist früher eher eine Nischen-Sendung gewesen“, erläutert Flocken. Zur auffallend langen Geschichte der Reihe meint er: „Angesichts des Titels mag es überraschen, dass die Reihe so lange Bestand hat. Es hört sich auch sehr martialisch an: „Streitkräfte und Strategien“.“ Jeder, der die Sendereihe nicht kenne, würde sagen: „Das ist der verlängerte Arm der Bundeswehr und da werden nur Panzer gezählt.“ Aber das sei es gerade nicht, man berichte kritisch über Entwicklungen der Militär- und Sicherheitspolitik.