„Walkable Cities“ (deutsch: fußgängerfreundliche Städte) oder auch „5-Minuten-Städte“ sind seit Jahren bei Städteplanern die Idealvorstellung. Während nämlich Autos die Städte erobert haben und alles nach ihnen ausgerichtet war, haben Fußgänger und Radfahrer bisher ganz schön zurückstecken müssen. Jetzt wird das langsam umgekehrt: Autos will man Einhalt gebieten, die Fußgänger atmen lassen.
Eine Stadt ohne Fußgänger - undenkbar!
Mehr Platz zum Flanieren, zum Verweilen, mehr Möglichkeiten, sicher ans Ziel zu kommen: das ist das Prinzip Fußgängerfreundlichkeit. In Deutschland sind wir, was das angeht, auch ganz schön verwöhnt – wenn ich mir da vorstelle, wie man sich in US-amerikanischen Städten kaum ohne Auto von A nach B bewegen kann, weil alles auf Autos ausgelegt ist, bin ich schon ein bisschen erleichtert, hier zu wohnen.

Ich bin leidenschaftliche Fußgängerin, wenn Ihnen das bis jetzt noch nicht aufgefallen ist. Vor so 15 Jahren bin ich aus einem Dorf, in dem man sich nur mit dem Auto fortbewegen konnte, in die Stadt gezogen und habe seitdem nicht mehr zurückgeblickt. Natürlich gibt es auch mal Gelegenheiten, wo ein Auto ganz praktisch ist, aber ich komme hier so gut zu Fuß, auf dem Rad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln voran – ich kann mir gar nicht vorstellen, regelmäßig ein Auto zu benutzen.
Fußgängerfreundlichkeit wird in Berlin ganz groß geschrieben
Das liegt übrigens auch daran, dass Berlin beim Thema Fußgängerfreundlichkeit schon ganz lange mit dabei ist. Hier gibt es pro Einwohner im Schnitt die wenigsten Autos. Seit 2011 haben wir eine sogenannte Fußverkehrsstrategie (ein unglaublich deutsches Wort) bzw. später dann das Mobilitätsgesetz.
Jetzt wird also die Stallschreiberstraße zur Fahrradstraße umgewandelt. Das klingt erstmal nach einer ziemlichen Kleinigkeit wenn man bedenkt, wie groß Berlin ist. Und vielleicht ist es das auch irgendwie. Aber wir Menschen leben ja in den Kleinigkeiten. Zur Arbeit, zum Supermarkt, zu meinen Freunden gibt es immer nur einen einzigen (sinnvollen) Weg. Wenn ich den ein bisschen entspannter und sicherer langlaufen oder -fahren kann– das ist für mich Lebensqualität.