Was soll das Gemecker?

Belgier und Norweger können es auch: Ist Berlin zu doof für bargeldloses Busfahren?

Linkspartei und AfD regen sich gerade über den Einsatz von Kreditkarten in den BVG-Bussen auf. Dabei ist das so einfach, wie andere Länder zeigen.

Author - Norbert Koch-Klaucke
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Bargeldlos das BVG-Ticket kaufen geht auch mit der BVG-App.  
Bargeldlos das BVG-Ticket kaufen geht auch mit der BVG-App. Sabine Gudath

Typisch Berlin! Kaum wird etwas Neues in der Hauptstadt eingeführt, schon geht das Gemecker los. Jüngstes Beispiel ist das künftige bargeldlose Fahren mit dem Bus. Kaum wurde die Regelung publik, die ab September gilt, kritisieren Politiker im Vorfeld das Vorhaben der BVG. Sind etwa die Berliner zu doof, eine Kreditkarte zu zücken, wenn sie mit den Linienbussen fahren wollen? Dabei ist es doch so einfach. Andere europäische Städte machen es uns seit Jahren vor!

Das Fahren mit den Bussen in Berlin soll schneller und einfacher werden. Das bisherige lästige Ticket-Bezahlen mit Kleingeld vorne beim Busfahrer, vor allem die Wechselgeldherausgabe, wenn ein Fahrgast die Summe nicht passend hatte, raubte nur unnötig Zeit. Auch das trägt dazu bei, das Busse nicht pünktlich sind.

Ab 1. September wird nun alles anders. Es reicht künftig, wenn der Fahrgast, der kein 29-Euro- oder ein Deutschlandticket hat, mit seiner Giro- oder Kreditkarte den Fahrschein bezahlt. Oder mit einem QR-Code von seinem Smartphone. Sicher, das braucht eine Gewöhnungsphase. Dabei ist das bargeldlose Bezahlen eigentlich ein Kinderspiel, das auch die Busfahrer entlastet.

Ein Busfahrer der BVG vor seinem Bezahlterminal: Bisher konnte man bei ihm mittels Bargeld den Fahrschein erwerben. Ab September ist Schluss.
Ein Busfahrer der BVG vor seinem Bezahlterminal: Bisher konnte man bei ihm mittels Bargeld den Fahrschein erwerben. Ab September ist Schluss.Political-Moments/imago

Linkspartei und AfD kritisieren das bargeldlose Bezahlen in Bussen

Doch nun geht das Gemecker los. Die Linken und die AfD sehen das alles ganz anders.  „Es gibt nach wie vor Menschen, die aus finanziellen oder gesundheitlichen Gründen oder wegen ihres Alters nicht mit Girokarte oder Smartphone zahlen können oder wollen“, sagt der Linke-Verkehrspolitiker Kristian Ronneburg. „Wer will, dass Busfahrerinnen und Busfahrer nicht mehr mit Bargeld hantieren müssen, um sie zu entlasten, sollte daher für ein flächendeckendes Netz an Verkaufsstellen und Automaten für Tickets sorgen.“

Der AfD-Verkehrspolitiker Rolf Wiedenhaupt stößt ins gleiche Horn. „Mit der Abschaffung der Barzahlung in Bussen werden hauptsächlich alte Menschen, aber auch Touristen und Spontanfahrer benachteiligt“, sagt er. Außerdem sei das bargeldlose Bezahlen „ein weiterer Schritt hin zur vollständigen Abschaffung des Bargelds, die die AfD kategorisch ablehnt“.

Halten die Linkspartei und die AfD die Berliner, egal welcher Altersgruppe, zu blöd, mit einer Kritikkarte umzugehen? Die meisten Menschen in unserer Stadt bezahlen ja bereits im Supermarkt bargeldlos - oder holen sich so auch die Fahrkarten am Automaten. Warum soll das nicht auch im BVG-Bus funktionieren?

An solchen Mini-Terminals kann man in der Brüsseler Straßenbahn ganz leicht mit der Kreditkarte bargeldlos bezahlen. Das grüne Feld zeigt, dass der Vorgang erfolgreich war. 2,40 Euro kostet dort eine einfache Fahrt.
An solchen Mini-Terminals kann man in der Brüsseler Straßenbahn ganz leicht mit der Kreditkarte bargeldlos bezahlen. Das grüne Feld zeigt, dass der Vorgang erfolgreich war. 2,40 Euro kostet dort eine einfache Fahrt.STIB

Wer durch Europa reist, stellt fest, dass in vielen Ländern und Städten schon seit Jahren das bargeldlose Bezahlen im öffentlichen Nahverkehr funktioniert.

Etwa in Norwegen: Dort wird, wie in den anderen skandinavischen Ländern auch, der bargeldlose Zahlungsverkehr bevorzugt – nicht nur in Läden oder Restaurants, auch bei den Öffis. Wer in einen Bus oder in eine Bahn steigt, muss nur seine Geldkarte vor ein entsprechendes Gerät halten und schon ist die Fahrt bezahlt.

So easy läuft es seit Jahren auch in Brüssel. Man muss dort nicht unnötig erst einen Shop oder einen Automaten in der Stadt suchen, um eine Fahrkarte zu bekommen, mit der man dann mit der Straßenbahn oder mit der U-Bahn der Brüsseler Verkehrsbetriebe STIB fährt.

Sogar in einigen Bussen in Paderborn (NRW) funktioniert das bargeldlose Bezahlen beim Fahrer. Warum sollte das nicht auch in Berlin gehen?
Sogar in einigen Bussen in Paderborn (NRW) funktioniert das bargeldlose Bezahlen beim Fahrer. Warum sollte das nicht auch in Berlin gehen?fahr-mit.de/go.on

Bargeldlos Busfahrt bezahlen: Mit der Geldkarte ist das ein Kinderspiel, wie andere Länder zeigen

Da ja fast jeder „Plastikgeld“ besitzt, brauchen die Brüsseler nur nach dem Einstigen ihre Bankkarte (Debit- oder Kreditkarte) an eines der vielen Lesegeräte im Zug halten – und schon kann die Fahrt beginnen.

Vor allem für Touristen ist das eine famose Sache. Für eine einfache Fahrt mit den Öffis braucht man so nicht erst lästige Tarifbestimmungen studieren, kommt schneller ans Ziel. 

Auch in den Bussen der norwegischen Hauptstadt Oslo zahlt man seit Jahren bargeldlos.
Auch in den Bussen der norwegischen Hauptstadt Oslo zahlt man seit Jahren bargeldlos.Pond5 images/imago

Das wäre auch für Berlin eine feine Sache. Schließlich betonen die Politiker stets, wie weltoffen unsere Stadt ja immer so sein soll und will. Doch macht Berlin einen Schritt in diese Richtung, wie mit dem bargeldlosen Bezahlen, wird gleich gemeckert.

Liebe Leser, was sagen Sie zum künftigen bargeldlosen Bezahlen in BVG-Bussen? Ist das für Sie eine Erleichterung oder wollen Sie weiter mit Bargeld bezahlen? Schreiben Sie uns an leser-bk@berlinerverlag.com oder kommentieren Sie unseren Beitrag auf Facebook oder bei X. Wir freuen uns auf Ihre Zuschriften!