Der Sturm am Donnerstagabend hat in Berlin ganz schön gewütet, auch im Nordwesten, rund um Reinickendorf. Äste auf den Gehwegen, Laub, Zweige, Geröll, Gestrüpp. Und mittendrin, in der Gabrielenstrasse, zwei Frauen mit Besen und Kehrschaufel: Edith Kramp (89) und Anneliese Schmidt (92) räumen auf, was das Zeug hält!
Aufräumen nach dem großen Sturm in Berlin: Sogar Seniorinnen packen mit an!
„Das war schon ordentlich, wie es da draußen gerumpelt hat“, sagt Edith, während sie einen Haufen Äste zusammenkehrt. Ihre Vermieterin Anneliese lacht: „Aber viel Angst hatten wir nicht“, sagt sie. „Ne, wir haben vom Fenster aus gesehen, wie die Bäume geschaukelt haben – sah wild aus, aber zum Glück ist nix Großes passiert“ fügt Edith hinzu. Trotz Warnung der Feuerwehr, Parks und Grünflächen lieber zu meiden – wegen der Gefahr durch herabfallende Äste – schnappen sich die beiden Rentnerinnen noch am gleichen Abend Besen und Kehrschaufel.
Schon gestern haben Sie mit den Aufräumarbeiten begonnen. Und heute, am Freitag, gings weiter. „Wir machen das, damit’s wieder ordentlich aussieht“, sagt Anneliese. „Und außerdem: Wir machen das gern. Wir trödeln auch ein bisschen.“ Und wie sah es hier aus? „Na, da drüben unterm Auto liegt noch ein dicker Ast, da an der Ecke, ja überall.“ Edith zuckt mit den Schultern. „Alles was von den Bäumen runter fallen kann, ist runtergefallen.“

Nach schweren Unwetter in Berlin: In Reinickendorf wird aufgeräumt
Schon am frühen Vormittag haben die beiden eine Stunde lang gefegt. Jetzt stehen sie wieder draußen. Und der Sturm am Donnerstagabend ist bereits der zweite diese Woche. Schon am Montag legte ein kräftiges Unwetter Berlin lahm, ein Mensch starb. Dieses Mal wurden im Ortsteil Heiligensee zwei Menschen schwer verletzt. Besonders betroffen ist der Tegeler Forst – eines der größten Waldgebiete Berlins. Wegen akuter Lebensgefahr durch herabstürzende Äste bleibt der Wald bis auf Weiteres gesperrt. Die Aufräumarbeiten werden voraussichtlich noch länger dauern. Nicht weit von Edith und Anneliese hört man Kettensägen im Wald.

In der Kleingartenanlage „von Humboldt“: „Die Tanne muss weg“
In der Kleingartenanlage „von Humboldt“ sitzen Dieter (83) und Irene (81) in ihren Sonnenstühlen. Vor ihnen: das Chaos! Eine alte Tanne, vom Sturm schwer gezeichnet, brach auseinander. Dicke Äste sind abgebrochen, zerzauste Rosenbüsche sind zerknickt. „Wir waren gestern noch hier und wollten eigentlich bleiben“, erzählt Irene, „aber dann kamen die dunklen Wolken, der Wind war unheimlich – wir sind lieber heimgefahren. Und als wir gerade losgingen, hat’s im Baum geknackt“, erinnert sie sich. „Wir waren zum Glück schon auf dem Weg, als er zerbrach“, fügt Dieter hinzu.

Seit 1946 kommt Dieter in den Garten – damals war er vier. „Wir haben schon viele Stürme erlebt – aber bei uns ging noch nie was kaputt.“ „Naturgewalten“, murmelt Irene. „Wahnsinnig. Es ist beängstigend.“ Beim Sturm am Montag hatte das Pärchen die Hütte im Kleingarten gehütet, da flogen Äste vorbei, meint Irene. Diesmal war es ihnen zu dolle, und glücklicherweise blieb das Gartenhaus unversehrt. „Eigentlich hatten wir Glück“, sagt Dieter und trinkt von seinem Kaffee. Ein Worträtsel aus der Zeitung auf dem Tisch in der Laube flattert im Wind.