In vielen Branchen streik(t)en Angestellte, haben sich zweistellige Lohnerhöhungen erkämpft. Grund: der Ausgleich für die hohe Inflation. Jetzt zieht Berlin nach und erhöht auch den Landesmindestlohn zum 1. Mai – von 13 Euro auf 13,69 Euro brutto die Stunde. Das beschloss der Senat am Dienstag.
Von der Erhöhung um 5,3 Prozent profitieren Beschäftigte im Landesdienst und in Landesunternehmen. Aber auch private Unternehmen, die öffentliche Aufträge vom Land bekommen, müssen ihren daran beteiligten Mitarbeitern mindestens diese Summe bezahlen. Denn der sogenannte Vergabemindestlohn wird im gleichen Umfang erhöht. Zum Vergleich: Bundesweit liegt der allgemeine gesetzliche Mindestlohn bei 12,41 Euro pro Stunde, ab dem 1. Januar 2025 sind es 12,82 Euro.
Bei einem Vollzeitjob gibt es jetzt monatlich 2322 Euro
„Im Land Berlin gilt der Grundsatz, dass wir öffentliches Geld nur für gute Arbeit ausgeben – und dazu gehört der Landesmindestlohn und der Vergabemindestlohn“, erklärt Arbeits- und Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe (SPD). Dort, wo der Senat Einfluss habe auf gute Löhne, müsse Berlin Vorbild sein und mit gutem Beispiel vorangehen.
Ähnlich äußert sich Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD). „Berlin ist eine attraktive Stadt, sie soll aber auch für alle bezahlbar bleiben“, erklärt sie. „Dazu gehört, dass gute Arbeit gerecht entlohnt wird. Hierfür leisten wir als öffentliche Auftraggeber mit der heutigen Senatsentscheidung zur Anhebung der Mindestentgelte einen konkreten Beitrag.“
Sie erhoffe sich auch eine positive Wirkung auf weitere Bereiche, die nicht direkt dem Vergabemindestlohn unterliegen, so Giffey. „Denn egal in welches Unternehmen ich komme, überall wird mir vom Fachkräftemangel berichtet. Viele Unternehmen zahlen schon heute über 14 Euro Stundenlohn, um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für sich zu gewinnen.“ Deshalb sei es auch im Interesse eines fairen Wettbewerbs und einer verantwortlichen Wirtschaft, dass es überall klare Regeln für gerechte Löhne gebe.
Staatlich festgesetzte Mindestlöhne sollen Lohn- und Sozialdumping unterbinden und eine existenzsichernde Bezahlung gewährleisten. Der Berliner Landesmindestlohn war zuletzt im Juli 2022 von 12,50 Euro auf 13 Euro angehoben worden. Der neuerliche Erhöhungsbedarf um 5,3 Prozent ergibt sich laut Sozialverwaltung aus dem Index der deutschlandweiten Tarifsteigerungen der letzten vier Quartale (ohne Sonderzahlungen). Wer 39 Stunden pro Woche Vollzeit arbeitet, erhält damit am 1. Mai monatlich 2322 Euro Mindestlohn statt bisher 2205 Euro. ■