Wahl

Stichwahl in Frankfurt (Oder): Parteiloser oder historischer AfD-Erfolg

Es wäre in ganz Deutschland der allererste Oberbürgermeister-Posten für ein Mitglied der Rechts-außen-Partei. Auch in Potsdam wird es spannend.

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Freude nach dem ersten Sieg: Axel Strasser (M./parteilos) freut sich über den Sieg im ersten Wahlgang. Klappt es am Sonntag auch in der Stichwahl?
Freude nach dem ersten Sieg: Axel Strasser (M./parteilos) freut sich über den Sieg im ersten Wahlgang. Klappt es am Sonntag auch in der Stichwahl?Patrick Pleul/dpa

An diesem Sonntag blickt die Republik ausnahmsweise nicht nach Berlin, Hamburg oder München – sondern nach Frankfurt (Oder). Die 57.000-Einwohner-Stadt an der polnischen Grenze steht plötzlich im Zentrum des politischen Interesses. Der Grund: Eine historische Stichwahl, bei der erstmals bundesweit ein AfD-Mitglied das Amt des Oberbürgermeisters erringen könnte.

Auch in Potsdam steht eine Zäsur bevor: Zum ersten Mal seit der Wende droht die SPD dort den Chefsessel im Rathaus zu verlieren. Insgesamt stehen in Brandenburg gleich sieben Stichwahlen an – in drei Städten mischt die AfD mit.

Besonders spannend wird es in Frankfurt (Oder). Im ersten Wahlgang am 21. September lag der parteilose Bewerber Alex Strasser mit 32,4 Prozent nur knapp vor dem AfD-Landtagsabgeordneten Wilko Möller, der auf 30,2 Prozent kam. Doch zusammen mit der CDU-Kandidatin Désirée Schrade (28,8 Prozent) vereinigte das konservative bis rechteradikale Lager immerhin 59 Prozent der Stimmen. Die Stadt gilt längst als AfD-Hochburg: Mit 29 Prozent ist die Partei stärkste Kraft in der Stadtverordnetenversammlung – weit vor CDU, SPD und Linken.

Wer wird in Frankfurt (Oder) künftig Bürgermeister sein. Auch vom polnischen Slubice aus schaut man gespannt auf den Grenzübergang Stadtbrücke und die Stadt.
Wer wird in Frankfurt (Oder) künftig Bürgermeister sein. Auch vom polnischen Slubice aus schaut man gespannt auf den Grenzübergang Stadtbrücke und die Stadt.Patrick Pleul/dpa

In Frankfurt (Oder) fehlt eine klare Anti-AfD-Allianz

Dass die AfD in einer OB-Stichwahl steht, ist nicht neu. Doch bislang gelang es anderen Parteien stets, sich hinter dem Gegenkandidaten zu versammeln und einen Durchbruch der AfD zu verhindern. Im sächsischen Pirna machte Tim Lochner zwar das Rennen für die AfD – aber er war eben nicht Mitglied der Partei, sondern kandidierte für sie.

In Frankfurt (Oder) jedoch ist die Lage nicht eindeutig. CDU und Grüne geben keine Wahlempfehlung ab, während SPD und Linke sich hinter Strasser stellen. Eine klare Anti-AfD-Allianz fehlt.

Entscheidungen „ausschließlich am Nutzen für Frankfurt (Oder)“ ausrichten

Der 48-jährige Strasser, promovierter Politikwissenschaftler und IHK-Referent, will mit Unabhängigkeit und Sachlichkeit punkten. „Ich gehöre keiner Partei an, weil ich mich keiner einzelnen eindeutig zuordnen kann“, betonte er gegenüber der Berliner Zeitung. Sein Ziel: Entscheidungen „frei, sachlich und ausschließlich am Nutzen für Frankfurt (Oder)“ ausrichten.

Wilko Möller, 58, Vater von fünf Kindern, stammt aus Hannover, war bei der Bundespolizei und sitzt seit 2019 für die AfD im Brandenburger Landtag. Einst bei der Jungen Union und der FDP, ist er seit 2013 AfD-Mitglied. Er wirbt mit Ideen wie Eingemeindungen und der Rückkehr der Bundeswehr in die Stadt.

Die Wahl war nötig geworden, weil der beliebte frühere OB René Wilke (ehemals Linke) als Innenminister in die Landesregierung wechselte. Wilke unterstützte im ersten Wahlgang CDU-Frau Schrade – doch die kam nur auf Platz 3.

Deshalb ist die Spannung groß: Kommt es in Frankfurt (Oder) am Sonntag zu einem politischen Wendepunkt – oder bleibt alles beim Alten?