Riskanter Klimaprotest

Ärzte steigen aus! Hungerstreik-Drama in Berlin wird immer krasser

Inzwischen befinden sich fünf Männer im Hungerstreik. Einer von ihnen bereits seit 68 Tagen.

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Hunger-Aktivist Wolfgang Metzeler-Kick befindet sich schon seit dem 7. März im Hungerstreik. Er will weitermachen.
Hunger-Aktivist Wolfgang Metzeler-Kick befindet sich schon seit dem 7. März im Hungerstreik. Er will weitermachen.Sebastian Gollnow/dpa

Jetzt spielen sie mit ihrem Leben! Die Hungerstreikenden vor dem Kanzleramt in Berlin sind medizinisch auf sich selbst gestellt. Das Ärzteteam ist ausgestiegen, weil es die Verantwortung für die Klimaprotestler nicht mehr übernehmen will. Der Zustand der Hungerstreikenden wird von Tag zu Tag kritischer.

Beim Hungerstreik für eine drastische Klimawende in Berlin hat sich der Gesundheitszustand von zwei Teilnehmern weiter verschlechtert. Wie die Kampagne „Hungern, bis ihr ehrlich seid“ am Montag bekannt gab, leidet der 49-jährige Wolfgang Metzeler-Kick nach 68 Tagen ohne feste Nahrung an einem grippalen Infekt. Der 61-jährige Michael Winter sei nach 28 Tagen Hungerstreik in einem so schlechten Zustand, dass das Ärzteteam des Berliner Camps die medizinische Betreuung nicht mehr verantworten könne und deshalb abgebrochen habe. Dennoch wollten beide den Hungerstreik fortsetzen, so eine Sprecherin.

Hungerstreik fürs Klima mit Säften und Vitaminen

Die Kampagne zielt darauf ab, auf die Bedrohungen des Klimawandels aufmerksam zu machen und eine drastische Reduzierung der Treibhausgasemissionen zu erreichen. Die Aktivisten fordern Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) auf, dies in einer Regierungserklärung zu verkünden. Laut der Gruppe befinden sich mittlerweile insgesamt fünf Männer im Hungerstreik. Ein Mann aus Wuppertal habe sich am 30. April dem Streik angeschlossen. Metzeler-Kick hält dabei bisher am längsten durch.

Nach Angaben der Aktivisten hat Scholz bisher nicht auf ihre Forderungen reagiert. Regierungssprecher Steffen Hebestreit hatte kürzlich erklärt, dass Scholz sich weiterhin für den Klimaschutz einsetzen wolle, jedoch nicht auf die Forderungen der Gruppe eingehen werde.

Die Teilnehmer leben in einem Camp am Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit in Berlin. Sie konsumieren keine feste Nahrung, nehmen jedoch Säfte zu sich, um Vitamine und etwas Energie aufzunehmen. Medizinischen Fachkräften zufolge lässt sich ein solcher Hungerstreik zwar lange durchhalten, jedoch stellen Infekte aufgrund des geschwächten Zustands des Körpers ein großes Risiko dar, wie der Internist Christoph Sarrazin, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin, letzte Woche erklärte. ■