Die Berliner Mütter und Väter haben es satt. Weil in den landeseigenen Kitas ständig die Erzieher streiken, haben jetzt viele Eltern ihrer Kinder aus diesen Kindergärten genommen. Schon über 700 Verträge sollen gekündigt worden sein.
In der Tat war es vor den Ferien so, dass es gefühlt fast wöchentlich Warnstreiks in den 282 Kitas gab, die im Eigentum des Landes Berlin sind und in denen etwa 7000 Erzieher über 35.000 Kinder betreuen. Erst kurz vor dem Ferienstart hatte die Gewerkschaft Verdi zu einem mehrtägigen Warnstreik aufgerufen.
Und es kommt bald noch schlimmer. Denn Verdi hat die Erzieher zur Urabstimmung aufgerufen. Anfang September soll sie stattfinden. Stimmen 79 Prozent der Erzieher einem sogenannten „Erzwingungsstreik“ zu, kann die Gewerkschaft zu einem unbefristeten Streik in den landeseigenen Kitas aufrufen. Dann bleiben die Einrichtungen auf unbestimmte Zeit dicht und die vor allem berufstätigen Eltern können sehen, wo sie dann mit ihren Kindern bleiben.

Die Berliner Mütter und Väter haben nun ihre Konsequenzen gezogen. Die Senatsbildungsverwaltung fand heraus, dass streikbedingt bereits 700 Kinder in den Kita-Eigenbetrieben abgemeldet und in Kitas in freier Trägerschaft angemeldet wurden, heißt es in Medienberichten. Der Wechsel in „freien Kindergärten“ bringt den Eltern Sicherheit. Denn diese Einrichtungen waren und sind von den Arbeitskämpfen ausgeschlossen, zu denen Verdi ständig aufgerufen hat.
Was die Gewerkschaft durchsetzen will? Verdi fordert vom Land Berlin als Arbeitgeber einen Tarifvertrag, in dem unter anderem Regelungen zu Gruppengrößen und zum Ausgleich von Belastungen für die Erzieher stehen soll.
Der Senat lehnt die Forderungen ab, verweist dabei stets auf die Mitgliedschaft des Landes Berlin in der Tarifgemeinschaft deutscher Länder. Und diese hatte gerade eine Erhöhung der Gehälter für Kita-Erzieher beschlossen – 14,8 Prozent mehr Geld ab Februar 2025.
„Das Herumstreiken der Berliner Kita-Erzieher macht keinen Sinn “
An den Vereinbarungen für Kitas in dieser Tarifgemeinschaft muss sich die Hauptstadt nun einmal halten. Das Land Berlin könne daher für seine Kita-Mitarbeiter keine Extrawurst braten, lautet stets die Antwort des Senates, wenn Verdi immer wieder zum Arbeitskampf bläst.
Das Herumstreiken mache keinen Sinn, sagen viele Eltern. Und so kritisierte der Landeselternausschuss Kita bereits vor den Ferien die ständigen Aufrufe der Gewerkschaft zum Arbeitskampf. „Die Streiks gehen zulasten der Kinder und ihrer Eltern“, sagte Vorstand Guido Lange der Deutschen Presse-Agentur. Es könne nicht sein, dass es nun jede Woche zum Arbeitskampf und vorübergehende Kita-Schließungen kommt.
Der Landeselternausschuss-Vorstand sagt auch, dass die Gewerkschaftsforderungen zwar verständlich sind, aber unrealistisch, weil man sie nicht schnell umsetzen kann. Es fehlt an Personal. „Man kann den Personalschlüssel ändern, aber die dafür nötigen Erzieherinnen und Erzieher sind schlicht nicht vorhanden“, sagt Lange.
Entlastungsmaßnahmen mit dem vorhandenen Personal hätten nach seiner Einschätzung eher eine Verschlechterung der Betreuungsqualität zur Folge, etwa durch kürzere Öffnungszeiten von Kitas. Auch ein Grund, warum nun Eltern ihre Kinder aus den landeseigenen Kitas nehmen. ■