Weil immer mehr rauchen

Um 60 Prozent in Berlin: Drastischer Lungenkrebs-Anstieg bei Frauen

Die Zahl der Betroffenen ging dramatisch nach oben, ergab jetzt eine Analyse der Barmer-Krankenkasse.

Author - Norbert Koch-Klaucke
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Auf Partys oder daheim: Immer mehr Frauen rauchen in Berlin.
Auf Partys oder daheim: Immer mehr Frauen rauchen in Berlin.Killig/imago

Rauchen gefährdet massiv die Gesundheit. Eine Warnung, die nicht nur auf Zigaretten-Packungen steht und am Weltnichtrauchertag (31. Mai) immer wieder zu hören ist. Doch nun kommt der aktuelle Alarmruf der Barmer-Krankenkasse: In Berlin sind die Lungenkrebsfälle bei Frauen dramatisch angestiegen. Allerdings bedeutet das nicht, dass qualmende Männer besser sind.

Das Ergebnis einer Analyse des Barmer-Instituts für Gesundheitssystemforschung gibt Anlass zur großen Sorge: In Berlin ist die Anzahl der Frauen mit Lungenkrebs in den vergangenen um mehr als 60 Prozent gestiegen. 2022 erhielten rund 5.600 Berlinerinnen die Diagnose der todbringenden Krankheit. Zehn Jahre zuvor 2012 waren es noch rund 3.500 Frauen in der Hauptstadt.

Auch bei den Männern in Berlin stieg die Zahl der Lungenkrebsdiagnosen im gleichen Zeitraum, allerdings nicht so dramatisch wie bei den Frauen – von rund 4.300 (2012) auf 5.900 Fällen (2022).

Warum erkranken immer mehr Frauen an Lungenkrebs?

Doch warum ist der Anteil der Berlinerinnen so hoch? Experten führen die steigenden Zahlen auf die veränderten Rauchgewohnheiten zurück. Während der Raucheranteil bei Männern schon seit Längerem zurückgegangen ist, stieg er bei Frauen bis zum Jahr 2000 kontinuierlich an.

„Das veränderte Rauchverhalten in den vergangenen Jahrzehnten wird durch die steigenden Lungenkrebsdiagnosen jetzt sichtbar“, sagt Gabriela Leyh, Geschäftsführerin der Barmer-Krankenkasse Berlin/Brandenburg, „Rauchen ist weiterhin der wichtigste Risikofaktor für Lungenkrebs.“

Ein weiterer Grund für die steigenden Zahlen sind neue Diagnosemöglichkeiten. Hierbei handelt es sich um den Nachweis von Treibermutationen des Tumors – also jenen genetischen Veränderungen, die das Wachstum antreiben. Diese Treibermutationen kommen bei Frauen deutlich häufiger vor.

Krankenkasse warnt: Hohes Sterberisiko bei Lungenkrebs

Laut der Barmer-Chefin können erste Anzeichen für Lungenkrebs chronischer Husten, eine pfeifende Atmung, Heiserkeit und Abgeschlagenheit sein. „Da diese Symptome eher unspezifisch sind, wird Lungenkrebs häufig erst spät entdeckt. Dies ist fatal, denn Lungenkrebs ist eine besonders aggressive Krebsform mit hohem Sterberisiko. Fünf Jahre nach der Feststellung von Lungenkrebs leben noch 21 Prozent der betroffenen Frauen und 16 Prozent der betroffenen Männer,“ sagt Leyh.

So kann man Lungenkrebs früh erkennen

Um Lungenkrebs frühzeitig zu erkennen, hat das Bundesumweltministerium gerade erst eine Verordnung erlassen, die vorsieht, dass starke Raucher im Alter von 50 bis einschließlich 75 Jahren sich einer Niedrigdosis-Computertomographie (CT) unterziehen dürfen. Wie diese Früherkennungsuntersuchung Kassenleistung wird, wird der Gemeinsame Bundesausschuss von Ärzten, Krankenkassen und Kliniken noch entscheiden.

„Besser als auf Früherkennung zu hoffen, ist es, mit dem Rauchen aufzuhören, sich nicht von Fehlversuchen entmutigen zu lassen oder am besten gar nicht anzufangen. Zur Rauchentwöhnung gibt es zahlreiche Hilfsangebote auch in Form von Online-Trainings und Apps“, so Leyh. ■