Es war das schwerste Flugzeugunglück auf deutschem Boden: der Absturz der IL 62 der DDR-Fluggesellschaft Interflug am 14. August 1972 in Königs Wusterhausen bei Berlin. Alle 156 Menschen an Bord starben. 52 Jahre später benennt die Stadt jetzt eine Straße nach Heinz Pfaff, dem Piloten der Unglücksmaschine. Denn er hatte damals Königs Wusterhausen vor einer noch größeren Katastrophe bewahrt.
Die Heinz-Pfaff-Straße befindet sich in der Nähe im Viertel unweit des Hafens. In der Nähe des dortigen Wasserwerkes stürzte an jenem Augusttag vor 52 Jahren die IL-62 gegen 17 Uhr ab. Knapp eine halbe Stunde zuvor war der DDR-Flieger in Schönefeld mit Urlaubern an Bord in Richtung Burgas in Bulgarien gestartet. Die meisten Passagiere kamen aus Cottbus, Dresden und Berlin.
Dass nun die Straße „Am Wasserwerk“ künftig Heinz-Paff-Straße heißen wird, war ein Wunsch der Hinterbliebenen – und auch der Stadt Königs Wusterhausen. Durch das Handeln des Piloten sei Königs Wusterhausen vor einem schlimmeren Unglück bewahrt worden, sagte Bürgermeisterin Michaela Wiezorek (Bündnis21) dem RBB.
Absturz in Königs Wusterhausen: DDR-Pilot Heinz Pfaff verhinderte eine noch größere Katastrophe
Denn Heinz Pfaff schaffte es mit einem Flugmanöver, dass die IL 62 nicht mitten in einem Wohngebiet krachte, was noch mehr mögliche Todesopfer gefordert hätte. So stürzte die Maschine noch 300 Meter vor den ersten Häusern ab, zwischen Siedlerweg und Storkower Straße.

Die Katastrophe begann kurz nach dem Start des Interflug-Fliegers. Die Maschine hatte bereits eine Flughöhe von 8900 Metern erreicht hatte, kämpfte mit technischen Problemen. Sie kam nur bis Cottbus, als die Crew feststellte, dass das Höhenruder nicht mehr richtig funktionierte.
Heinz Pfaff und seine Co-Piloten entschieden, nach Schönefeld umzudrehen. Die IL-62 ließ Treibstoff ab, um leichter zu werden. Es half nichts. Das Heck brach ab, das Flugzeug kippte vornüber. Die Piloten funkten: „Mayday! Kurs 90 Grad, unmöglich Höhe zu halten!“ Es waren die letzten Worte, die aus dem Cockpit kamen.
Denn gegen 17 Uhr brach die Funkverbindung ab. Augenzeugen berichten, wie die Maschine mit stotternden Motoren und großen Mengen Treibstoff über den Bahnhof von Königs Wusterhausen hinweg raste. Der 14. August 1972 war ein Montag, zu der Zeit waren viele Menschen auf dem Bahnhof. Auch in dem Wohngebiet am Wasserwerk waren viele Menschen unterwegs.
Pfaff schaffte es, die Maschine noch einige Meter von den Menschenansammlungen wegzubringen. Dann stürzte sie nahe dem Wasserwerk ab. Die Menschen an Bord hatten keine Chance. Feuerwehr und Rettungskräften fanden den brennenden Rumpf, Trümmer, Koffer, Leichenteile.

Absturz bei Königs Wusterhausen: DDR-Regierung verschwieg die Gründe
Die DDR-Regierung verordnete Staatstrauer, es gab ein Staatsbegräbnis. Zu den Gründen, die zu der Katastrophe führten, wurde aber geschwiegen.
Erst nach der Wende kam heraus, dass durch eine undichte Heißluftleitung im Heck 300 Grad heiße Luft so lange auf einen Kabelbaum strömte, bis die Isolierung verkohlt war. Die Folgen: Kurzschluss, Funken, Entzündung von im Flugzeug verbautem Magnesium, das mit 2000 Grad abbrannte, das Höhenruder zerstörte und schließlich das ganze Heck „abschweißte“. ■