Seit Anfang der 2000er können Mütter in Ausnahmesituationen ihre Kinder in Berliner Babyklappen abgeben. Das Angebot wurde die letzten 25 Jahre auch genutzt – dennoch steht die Frage im Raum, ob wir Babyklappen in Berlin weiterhin benötigen?
Es gibt Situationen, wo Mütter ihre Neugeborenen nicht behalten können – um diese und ihre Kinder zu schützen, eröffnete der Hamburger Verein Sternipark die erste Babyklappe in Deutschland. Ein kleines Wärmebettchen, in das Mütter, die verzweifelt sind und anonym bleiben wollen, ihr ungewolltes Baby hineinlegen können. Der 8. April im Jahre 2000 ist genau 25 Jahre her – und vielen Kindern konnte dank der Aktion möglicherweise das Leben gerettet werden, denn Babyklappen sollen Mütter vor Verzweiflungstaten schützen. Den Ausschlag waren neben anderem Gründen die Funde von drei getöteten Neugeborenen in Hamburg 1999.
Seit Einführung der Babyklappe in Berlin im Jahr 2000 bis zum vergangenen Monat dieses Jahres sind insgesamt 112 Babys gerettet worden, das berichtet der RBB. Im Krankenhaus Waldfriede wurden die letzten zehn Jahre jedoch keine Kinder über die Babyklappe abgegeben – weshalb man dort entschieden hat, die Babyklappe zu schließen. Außerdem gebe es zur heutigen Zeit auch bessere Möglichkeiten, so Bernd Quoß, Chef vom Krankenhaus Waldfriede gegenüber dem Sender. Die Babyklappe sei nicht mehr zeitgemäß, meint er.

Ist die Babyklappe noch zeitgemäß?
Er befürwortet stattdessen das Konzept der vertraulichen Geburt. Laut dem Bundesamt geht es hierbei um die Möglichkeit für Frauen, ihre Schwanger- und Mutterschaft geheim zu halten, und dennoch ärztliche Hilfe bei der Geburt zu bekommen. Auch kann das Kind im Alter von 16 Jahren etwas über seine Herkunft erfahren. „Der Wert der vertraulichen Geburt ist sowohl für das Kind als auch für die Mutter höher anzusiedeln als der Fortbestand einer Babyklappe“, sagt Quoß gegenüber dem RBB. In ganz Brandenburg gab es von 2014 bis 2023 dem Wissensstand vom Ministerium für Gesundheit und Soziales nach 35 vertrauliche Geburten.
Andere Babyklappen in Berlin wurden auch die letzten zehn Jahre genutzt: beispielsweise die Klappen beim Vivantes-Klinikum in Neukölln, Kaulsdorf, Tempelhof und Spandau.
Die Gynäkologin Babett Ramsauer erklärt, dass auch sie die vertrauliche Geburt für die bessere Lösung hält. Klar, es sei ein gewisser Aufwand, die Babyklappe in Schuss zu halten und sie vor Vandalismus zu schützen. Und dennoch kann eine Babyklappe niedrigschwellig verhindern, dass Säuglinge in Mülleimer oder auf der Straße landen. „Ich würde die Babyklappe immer erhalten“, so Ramsauer zum RBB.
Gut zu wissen: So funktioniert es, ein Kind über eine Babyklappe abzugeben
Die Abgabe des Kindes findet ohne Zeugen statt. Die Mutter öffnet eine Klappe, hinter der sich ein Wärmebettchen befindet. Sie legt das Kind dort hinein, schließt die Klappe und verlässt den Ort. Dann wird nach kurzer Zeit automatisch ein Alarm ausgelöst. Das Kind wird von einer Person des medizinischen Krankenhauspersonals aus dem Bettchen genommen und sofort medizinisch betreut.
Durch das Jugendamt erfolgt eine Inobhutnahme des Kindes. Das Kind wird nach Untersuchung in eine Pflege- oder Adoptionsfamilie vermittelt. Zwei Monate lang kann die ursprüngliche Mutter ihren Entschluss ändern und das Baby zu sich holen.
Was denken Sie zum Thema? Wie wichtig ist die Babyklappe? Kann diese ersetzt werden durch das Konzept der vertraulichen Geburt? Oder braucht es die Babyklappe dennoch? Schreiben Sie uns gerne Ihre Meinung zum Thema an leser-bk@berlinerverlag.com – wir freuen uns. ■