Lecker oder ekelig?

16 neue Insekten als Lebensmittel zugelassen – DIESE essen Berliner bereits

Die meisten Menschen kostet es noch viel Überwindung, Würmer oder Käfer zu verspeisen. Aber Insekten gelten als nachhaltige Proteinquelle. 

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Bambuswürmer zum Essen werden auf einem Markt in Chiang Rai angeboten. Singapur hat offiziell 16 Insektenarten als Lebensmittel zugelassen, darunter Heuschrecken, Grillen und Seidenraupen.
Bambuswürmer zum Essen werden auf einem Markt in Chiang Rai angeboten. Singapur hat offiziell 16 Insektenarten als Lebensmittel zugelassen, darunter Heuschrecken, Grillen und Seidenraupen.Carola Frentzen/dpa

Singapur hat offiziell 16 neue Insektenarten als Lebensmittel zugelassen, darunter Heuschrecken, Grillen und Seidenraupen. „Diese Insekten und Insektenprodukte können für den menschlichen Verzehr oder als Futter für zur Lebensmittelerzeugung genutzte Tiere verwendet werden“, heißt es in einem Rundschreiben der Singapore Food Agency, SFA. Klingt ekelig? Dann glauben Sie sicher kaum, was die Berliner schon alles so an Insekten verzehren ...

Die Behörde in Singapur hatte bereits 2022 Konsultationen rund um eine Regulierung eingeleitet. Richtlinien für Unternehmen, die Insekten importieren, züchten oder weiterverarbeiten wollten, seien wichtig, „da die Insektenindustrie noch im Entstehen begriffen ist und Insekten ein neues Lebensmittel darstellen“, zitierte der Sender Channel News Asia, CNA, aus dem Schreiben.

Im Zuge des Klimawandels ist das Essen von Insekten und Spinnen Experten zufolge eine gute Alternative zu den hohen CO₂-Emissionen der Fleischproduktion.
Im Zuge des Klimawandels ist das Essen von Insekten und Spinnen Experten zufolge eine gute Alternative zu den hohen CO₂-Emissionen der Fleischproduktion.Chris Humphrey/dpa

Insekten verarbeitet in Berliner Supermärkten!

Und: Auch immer mehr Supermärkte in Berlin bieten inzwischen Insektenprodukte an. Während essbare Insekten bisher kaum auf der Einkaufsliste der Verbraucher standen, ändert sich dies allmählich. Ein Marktcheck der Verbraucherzentralen im Jahr 2020 zeigte, dass nur 32 Produkte in den Regalen zu finden waren. Doch seit Januar 2023 hat die EU ein weiteres Insekt als neuartiges Lebensmittel zugelassen, was die Vielfalt im Angebot erhöht.

Insekten gelten als nachhaltige Proteinquelle und dürfen Brot, Nudeln oder Chips beigemischt werden, müssen jedoch entsprechend gekennzeichnet sein. Online sind Insektenprodukte bereits in diversen Formen erhältlich, wie etwa gewürzte Heuschrecken, in Schokolade gehüllt, als Insektenmehl oder Proteinriegel.

Derzeit sind in der EU vier Insekten für den Verzehr zugelassen: Mehlkäfer, Wanderheuschrecke, Hausgrille und Buffalowurm. Sie bieten eine hervorragende Quelle für Omega-3-Fettsäuren, B-Vitamine und Proteine und sind zudem klimafreundlicher als Fleisch. Insekten benötigen weniger Platz und Wasser und verursachen weniger Treibhausgase.

Eine junge Frau probiert auf der Internationalen Grünen Woche, während einer Veranstaltung unter dem Motto: „EINEWELT ohne Hunger ist möglich – mit fairem Einkauf und fairer Produktion“, eine geröstete Heuschrecke.
Eine junge Frau probiert auf der Internationalen Grünen Woche, während einer Veranstaltung unter dem Motto: „EINEWELT ohne Hunger ist möglich – mit fairem Einkauf und fairer Produktion“, eine geröstete Heuschrecke.picture alliance/dpa

Lebensmittel, die Insekten beinhalten, werden deutlich markiert!

Die Zulassung von Insekten als Lebensmittel erfolgt im Rahmen der Novel-Food-Verordnung der EU. Diese stellt sicher, dass nur wissenschaftlich geprüfte und sichere Produkte auf den Markt gelangen. Für Produkte, die bereits vor 2018 in der EU verkauft wurden, gelten Übergangsregelungen.

Lebensmittel, die Insekten enthalten, müssen dies klar kennzeichnen, inklusive des lateinischen und deutschen Namens sowie der Verwendungsform. Maßnahmen zur Allergenkennzeichnung und Keimreduktion sind ebenfalls vorgeschrieben. So wird sichergestellt, dass Verbraucher transparent informiert sind, dies nach Angaben der Bundesregierung.

Übrigens: Die Verwendung von Insekten in der Lebensmittelproduktion ist nicht neu. Seit etlichen Jahren werden beispielsweise Schildläuse ausgekocht und zerqetscht, um den roten Farbstoff für zahlreiche Nahrungsmittel zu gewinnen, so beinhaltet unter anderem Mentos – Kaugummi Full Fruit genau diese Zutat. 

In diesen deutschen Lebensmitteln können Insekten schon enthalten sein

Verbraucher, die strikt wissen wollen, was in ihrem Essen ist, und ob Insekten teil der Zutaten sind, sollten besonders bei Müsli-Riegeln, Brötchen, Müsli und Frühstückzerealien, Backmischungen, Gerichten auf Getreidebasis wie Nudeln oder Pizza, Chips, Erdnussflips und ähnliches Knabberzeug wie Schokolade, Erdnussbutter, Fleischzubereitungen, Fleischalternativen, Alternativen von Milch und Milchprodukten und Ähnlichem hinschauen. 

Am besten, man kocht selbst. Aber auch dann könnte eine Raupe im Salat sitzen oder eine Fliege im Olivenöl ertrunken sein ...

Insekten als Nahrungsmittel in Thailand – würden Sie diese Delikatessen probieren?
Insekten als Nahrungsmittel in Thailand – würden Sie diese Delikatessen probieren?Carola Frentzen/dpa

Keine Insekten aus freier Wildbahn erlaubt

Zurück nach Singapur: Auch hier muss sichergestellt sein, dass bei der Zucht und Verarbeitung keine Schadstoffe verwendet, die Insekten in regulierten Betrieben gezüchtet und sie nicht in freier Wildbahn gefangen werden. Da es bisher keine internationalen Standards gebe, habe sich die Behörde bei ihren Entscheidungen an Ländern und Regionen orientiert, die den Verzehr bestimmter Insekten bereits erlaubten, hieß es.

Unter anderem haben schon die Europäische Union, Thailand, Südkorea und Australien den Verzehr bestimmter Insektenarten zugelassen, die bestimmte Kriterien für die Ernährung erfüllen. In Thailand gehören Verkaufsstände mit Bambuswürmern, Skorpionen oder Käfern längst zum Alltag. 

Insekten: Nachhaltig, gesund und hochwertig?

Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen, FAO, unterstützt die Zucht von Insekten für die menschliche Ernährung und als Tierfutter: „Essbare Insekten enthalten hochwertige Proteine, Vitamine und Aminosäuren für den Menschen“, heißt es auf der Website der UN-Behörde. Grillen benötigten etwa sechsmal weniger Futter als Rinder, viermal weniger als Schafe und halb so viel wie Schweine und Masthühner, um die gleiche Menge an Protein zu produzieren.