Ein Berliner bei der Vierschanzentournee! Max Unglaube sitzt auf dem Balken. In seinem Gesicht macht sich Anspannung breit. Die Schultern zucken nach links und rechts. Die Ampel schaltet auf Grün. Der Trainer winkt ihn ab. Max Unglaube nimmt seine Anfahrtsposition ein. Der Absprung kommt näher, die Konzentration steigt. Jetzt hebt er ab. Kurz kommt er ins Fliegen. Nach 104 Metern ist aber Schluss. Platz 60 in der Qualifikation für das Springen in Oberstdorf.
Das ist keine Enttäuschung, sondern ein Erfolg für Unglaube. Der 19-Jährige feierte damit nämlich seine Premiere beim prestigeträchtigen Wintersportklassiker rund um den Jahreswechsel. Es war auch seine erste Bewährungschance im Weltcup. Am Silvestertag wird er wieder im Einsatz sein. Dann geht es um die Qualifikation für das Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen.
ARD-Experte sieht bei Unglaube eine Menge Potenzial
„Es ist eine Menge an Potenzial da“, sagte ARD-Kommentator Tom Bartels nach dem Sprung des Berliners. Er bringe „tolle Anlagen“ mit. Sein Flugsystem sehe „so schlecht nicht aus“, so der Experte weiter. „Wir hoffen, dass wir noch viel von ihm sehen.“
Die Chancen stehen gar nicht schlecht, dass Skisprungfans den Namen Max Unglaube in Zukunft häufiger hören. Denn im Nachwuchs des Deutschen Skiverbandes (DSV) gibt es seit einiger Zeit Probleme. Kaum ein Talent schaffte es in den vergangenen Jahren, sich dauerhaft im Weltcup-Team festzusetzen. Gelingt dies nun ausgerechnet einem Berliner?
Unglaube hat erfolgreiche Jahre hinter sich
Die Anlagen bringt Unglaube, dessen Heimatverein der WSV 1923 Bad Freienwalde ist, zweifelsohne mit. In den Wintern 2018/19, 2019/20, 2020/21 und 2021/22 gewann er die Gesamtwertung des Schülercups beziehungsweise den Deutschlandpokal. 2023 wurde er bei den deutschen Meisterschaften Dritter der Junioren.
Auch der vergangene Winter verlief für ihn erfolgreich. Zu Saisonbeginn startete er vor allem im Alpen- und FIS-Cup, wo er mit konstanten Leistungen und einem Podestplatz im französischen Chaux-Neuve überzeugte. Damit sicherte er sich das Ticket für die Junioren-Weltmeisterschaften in Lake Placid. Im Teamwettbewerb holte er den vierten Platz. Eine Leistung, die aufhorchen ließ.
Wie kommt ein Berliner zum Skispringen?
Wie kommt man aber als Berliner Stadtkind zum Skispringen? Ursprünglich wollte Unglaube Boxer werden, seine Eltern waren von dieser Idee aber wenig begeistert – und lenkten seine Aufmerksamkeit auf das Skispringen. Bei seinem Heimatverein in Bad Freienwalde war man schnell von seinem Potenzial überzeugt und sah in dem jungen Max ein hoffnungsvolles Talent. Mit 14 Jahren zog es ihn ins Allgäu, wo er das Skiinternat in Oberstdorf besuchte. Dort konnte er Schule und Sport optimal miteinander verbinden. Jetzt erntet er die ersten Früchte seiner Arbeit.

Wenn Unglaube mal nicht trainiert, auf Wettkämpfen oder am Reisen ist, dann ist er für jeden Spaß zu haben. Seine große Leidenschaft ist Mode. Gerne experimentiert er mit neuen Styles, auch ist er als Hobby-Barbier aktiv. Dem Vernehmen nach schätzen seine Freunde ihn besonders für seine Fähigkeiten beim Haareschneiden. Außerdem ist er begeisterter Fan von Hertha BSC und spielt gerne Fußball und Volleyball.
Sein großes Ziel ist aber der Sprung in den Weltcup. Den ersten Schritt dorthin hat er bereits getan. Weitere dürften folgen.


