Berlin hat seinen ersten richtigen Wintereinbruch der Saison – und die Stadt versinkt im Schneechaos. Neuschnee und eisige Temperaturen sorgen für massive Verkehrsprobleme, zahlreiche Unfälle und Einschränkungen im öffentlichen Leben. Während sich vor allem die Menschen in Nordrhein-Westfalen (NRW) und Bayern ebenfalls durch dichte Schneefälle kämpfen, steht in Berlin der Verkehr auf der Stadtautobahn still, Bäume blockieren Gleise, und der Winterdienst kämpft gegen die eisige Herausforderung.
Schnee und Glätte – Die Hauptstadt im Ausnahmezustand
Die Berliner Verkehrsinformationszentrale schlug Alarm: „Inzwischen haben sich die winterlich chaotischen Verhältnisse in ganz Berlin ausgebreitet“, hieß es auf der Plattform X. Vor allem die Stadtautobahn A100 ist ein Brennpunkt. Nach mehreren Unfällen staut es sich auf weiten Abschnitten. Für die A115 wurde zudem vor Glättegefahr gewarnt, und auch in anderen Teilen der Stadt ist Vorsicht angesagt. „Überall sollte mit Glätte gerechnet werden“, warnte die Polizei.
Dennoch registrierten die Beamten überraschenderweise nicht mehr Unfälle als üblich. In anderen Teilen Deutschlands sah das anders aus: Bayern und NRW meldeten zahlreiche Verkehrsunfälle mit Verletzten, Blechschäden und kilometerlangen Staus.

BSR im Dauereinsatz – doch der Schnee bleibt
Die Berliner Stadtreinigung (BSR) arbeitet auf Hochtouren. Mit 2300 Beschäftigten und 540 Räum- und Streufahrzeugen räumt und streut der Winterdienst Autobahnen, wichtige Straßen und Radwege. Auch Fußgängerüberwege werden winterfest gemacht. Für Gehwege sind jedoch die Anwohner zuständig – ein Problem, das in den vergangenen Jahren immer wieder für Streit sorgte.
Trotz aller Bemühungen können die Räumdienste die Schneemassen nicht wegzaubern. „Die Stadt ist einfach nicht für so viel Schnee ausgelegt“, klagt ein Berliner Taxifahrer, der auf dem Stadtring seit über zwei Stunden im Stau steht.

Einschränkungen im Bahnverkehr und Kuriositäten
Auch der Bahnverkehr ist vom Wintereinbruch betroffen. Ein umgestürzter Baum blockierte in Berlin-Wittenau die Gleise, was zu Störungen auf den S-Bahn-Linien S1 und S85 führte. „Ob der Baum durch den Schnee gefallen ist, bleibt unklar“, teilte ein Sprecher der S-Bahn Berlin mit.
Wegen reichlich Neuschnee ist es auch auf vielen Straßen in Brandenburg gefährlich glatt. Folge sei eine höhere Zahl von Unfällen als üblich, teilte der Lagedienst des Polizeipräsidiums Brandenburg mit.
Anderswo in Deutschland sorgte der Winter für skurrile Zwischenfälle. In Lüdenscheid stürzte ein 76-jähriger Autofahrer mit seinem Skoda aufgrund einer geschlossenen Schneedecke auf die Bahngleise. Glücklicherweise blieb er unverletzt.

NRW und Bayern: Schnee-Drama in der Republik
Während Berlin mit eisigen Straßen und blockierten Bahngleisen kämpft, erlebt NRW ein wahres Schnee-Drama. Der Flughafen Dortmund musste Flüge streichen oder nach Düsseldorf umleiten. Allein auf der A1 und A45 behinderten liegengebliebene Lastwagen den Verkehr, kilometerlange Staus waren die Folge. Auch in Bayern krachte es: Mindestens sechs Verletzte wurden bei wetterbedingten Unfällen gemeldet.
Ein besonders kurioser Fall ereignete sich in Siegen-Wittgenstein, wo die Polizei vier mutmaßliche Einbrecher über sieben Kilometer durch den Schnee verfolgte – die Täter hatten sich durch ihre Schuhabdrücke verraten.
Massiv betroffen sind auch Hessen, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt.

Warnung an alle Verkehrsteilnehmer
Der Deutsche Wetterdienst warnt weiter vor glatten Straßen und überfrierender Nässe. Autofahrer sollten vorsichtig und langsam fahren, da die Sichtverhältnisse durch Schneefall und Nebel oft eingeschränkt sind. In Berlin rät die Polizei zudem davon ab, ungeräumte Gehwege zu betreten.
Trotz des Chaos hat der Wintereinbruch auch seine schönen Seiten: „Berlin sieht aus wie ein Wintermärchen“, schwärmt eine Passantin am Brandenburger Tor. Doch für die Stadt und ihre Bewohner bleibt der Schnee ein Belastungstest – und ein Weckruf, sich besser auf die Herausforderungen des Winters vorzubereiten.
Wie sind die Wetter-Aussichten in Deutschland?
Kamen am Donnerstag bereits bis zu 20 Zentimeter Neuschnee in den westdeutschen Mittelgebirgen zusammen, dürfte das am Freitag etwas anders aussehen: Dann gibt es vor allem in der Nordosthälfte ein paar Schneeschauer, auch ganz im Süden schneit es noch etwas, wie der Meteorologe Tobias Reinartz vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach sagte.
Der DWD erwartet Höchstwerte von 1 bis 5 Grad und im Bergland leichten Dauerfrost. Auch die kommenden Nächte werden „klirrend kalt“, wie Reinartz sagte. „Damit dürfte sich von dem Schnee zwischen Rheinland und Brandenburg nicht nur im Bergland einiges über die nächsten Tage hinweg halten.“ Im sächsischen Bergland dürfte in der Nacht zum Samstag auch noch neuer Schnee hinzukommen. ■