Zu blöd fürs Autofahren?

Führerschein-Skandal: In Berlin fällt jeder Zweite krachend durch!

Nicht nur die Durchfallquote ist in Berlin hoch. Es wird auch immer mehr betrogen. Wie man sich am besten auf die Prüfung vorbereitet, lesen Sie hier.

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Wer in Berlin den Führerschein machen will, muss sich gut vorbereiten. Die Durchfallquote ist in Berlin besonders hoch.
Wer in Berlin den Führerschein machen will, muss sich gut vorbereiten. Die Durchfallquote ist in Berlin besonders hoch.Funke Foto Services/imago

Immer mehr Menschen in Deutschland wollen den Führerschein machen, aber die Theorieprüfung bleibt für viele ein Stolperstein. Besonders in Berlin ist das Durchfallrisiko hoch: Fast jeder Zweite scheitert hier an der Theorie. Sind wir zu blöd für den Führerschein?

Die Zahl der Führerscheinprüfungen in Deutschland hat ein neues Hoch erreicht. 2024 wurden 2,01 Millionen Theorieprüfungen absolviert – das sind 1,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Auch die Praxisprüfungen legten um 2,0 Prozent zu und erreichten 1,79 Millionen Tests.

Laut dem TÜV-Verband entfallen 79 Prozent der Theorie- und 72 Prozent der Praxisprüfungen auf den klassischen Pkw-Führerschein (Klassen B und BF17). „Bei den Theorieprüfungen haben wir erstmals die Zwei-Millionen-Marke geknackt“, sagt Richard Goebelt vom TÜV-Verband.

Besonders junge Menschen unter 25 Jahren sind stark vertreten: 68 Prozent der Praxisprüfungen wurden von ihnen abgelegt, 27 Prozent waren sogar jünger als 18 Jahre.

Theorieprüfung beim Führerschein: Viele fallen durch

Aber nicht alle bestehen auf Anhieb. In Berlin fallen 49 Prozent der Anwärterinnen und Anwärter durch die theoretische Prüfung. In der Klasse B sind es sogar 50 Prozent, die durchrasseln. Damit ist Berlin Spitzenreiter. Gründe wurden nicht genannt.

Bei theoretischen Führerscheinprüfung rasseln besonders in Berlin viele durch.
Bei theoretischen Führerscheinprüfung rasseln besonders in Berlin viele durch.Photothek/imago

Die Durchfallquote in der Theorie liegt insgesamt bei 41 Prozent, bei der Praxis sind es 30 Prozent. Besonders hart trifft es die Fahrschüler der Klasse B: 45 Prozent scheitern an der Theorie, 37 Prozent in der Praxis.

Noch höher ist die Durchfallquote bei Wiederholungsprüfungen: 56 Prozent derjenigen, die erneut antreten, fallen durch. Erst nach dem dritten Versuch haben es 91 Prozent geschafft. In der Praxis zeigt sich ein ähnliches Bild: 42 Prozent der Wiederholer bestehen nicht.

Was tun gegen das hohe Durchfallrisiko beim Führerschein?

Um die Erfolgsquote zu verbessern, fordert der TÜV-Verband Optimierungen in der Ausbildung. Elektronische Lernstandskontrollen könnten helfen, damit nur ausreichend vorbereitete Fahrschüler zur Prüfung antreten. Auch die Fahrausbildung selbst soll modernisiert werden. Das Bundesverkehrsministerium plant bereits eine Reform.

Interessant ist: Unter 18-Jährige haben deutlich bessere Chancen, die Prüfung zu bestehen. Ihre Durchfallquote liegt in der Theorie bei 36 Prozent, in der Praxis sogar nur bei 24 Prozent. Das spreche klar für das begleitete Fahren ab 17 Jahren, sagt Goebelt. Am schwersten tun sich 18- bis 24-Jährige mit einer Nichtbestehensquote von 52 Prozent in der Theorie.

Mehr Betrugsfälle bei Führerschein-Theorieprüfungen in Berlin

Neben den hohen Durchfallquoten sorgt ein weiteres Problem für Diskussionen: Betrugsversuche in der Theorieprüfung nehmen zu. 2024 wurden 4198 Fälle registriert – ein Plus von 12 Prozent. Besonders in Berlin fliegt täglich mindestens ein Schwindelversuch auf.

So sieht die Durchfall-Quote bei den Führergehirn-Prüfungen aus.
So sieht die Durchfall-Quote bei den Führergehirn-Prüfungen aus.TÜV-Verband

Mehr als die Hälfte der Betrügerinnen und Betrüger arbeitet professionell und setzt auf Passmissbrauch, Urkundenfälschung oder Hightech-Geräte. Konsequenzen? Oft Fehlanzeige. „Fahrerlaubnisbehörden sollten den rechtlichen Rahmen konsequent ausschöpfen und scharfe Sanktionen verhängen“, fordert Goebelt. „Auch strafrechtlich relevante Manipulationen dürfen nicht länger unzureichend geahndet oder Verfahren vorzeitig eingestellt werden.“

Um den Führerscheinerwerb effizienter zu machen, setzt der TÜV-Verband auf Digitalisierung. Eine einheitliche digitale Infrastruktur zwischen Behörden, Fahrschulen und Prüfstellen könnte Verfahren beschleunigen und Bürokratie abbauen. „Durch moderne Technologien lassen sich Antragsverfahren vereinfachen und weiter beschleunigen. Dies kommt besonders der jungen Generation zugute, die schneller und unkomplizierter Zugang zur Mobilität erhält“, so Goebelt.

Der Führerschein bleibt ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur individuellen Mobilität. Doch wer ihn bekommen will, muss sich gut sortieren – und ehrlich bleiben. Tipps, wie man sich auf eine Theorieprüfung am besten vorbereitet, gibt es hier.

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