Berlin schlittert in eine echte U-Bahn-Krise. Tausende Fahrgäste stehen momentan vor einem täglichen Nervenkrieg: Verspätungen, Zugausfälle und Gedränge gehören inzwischen zum traurigen Alltag auf den Bahnhöfen der Hauptstadt. Schuld daran ist die völlig überalterte U-Bahnflotte der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG). Die ist mittlerweile so marode, dass sie den Anforderungen des modernen Großstadtverkehrs kaum noch gewachsen ist.
Die BVG schlägt jetzt Alarm und kündigt dringende Maßnahmen an, um das Verkehrschaos im Untergrund zu lindern. Das Ziel heißt: Die U-Bahn wieder pünktlich und zuverlässig durch die Stadt rollen lassen. Doch dafür müssen die Berlinerinnen und Berliner Geduld aufbringen – und sich auf Änderungen im Fahrplan einstellen.
Der große U-Bahn-Plan: Wie sieht es auf den Linien U2 und U9 aus?
Besonders betroffen sind die Linien U2 und U9, die künftig mit verlängerten Taktzeiten verkehren sollen. Auf der U2, einer der wichtigsten Lebensadern Berlins, wird die Taktfrequenz während der Schulzeiten von vier auf viereinhalb Minuten ausgedehnt. Dies soll für mehr Stabilität sorgen, während gleichzeitig Züge mit maximaler Länge von acht Wagen eingesetzt werden, um die Fahrgastkapazität zu erhöhen. Eine Maßnahme, die vor allem den Pendlerverkehr in der ohnehin stressigen Rushhour entlasten soll – so zumindest die Hoffnung.

Doch auch auf der U9 sieht es düster aus. Aufgrund von massiven Problemen mit verschlissenen Radsätzen, die die Sicherheit der Fahrgäste gefährden, wird die Taktung in den Hauptverkehrszeiten ab dem 2. September auf fünf Minuten verlängert. Eine Entscheidung, die bei den Fahrgästen auf wenig Begeisterung stoßen dürfte, ist die Linie doch bereits jetzt regelmäßig überfüllt.
Neue Streckenführungen auf den Linien U1 und U3 – was sich für die Fahrgäste ändert
Für die U-Bahnlinien U1 und U3 gibt es ebenfalls Veränderungen, die den Betrieb stabilisieren sollen. Während der Stoßzeiten am frühen Morgen und am späten Abend wird die Linie U3 künftig durchgehend zwischen Warschauer Straße und Krumme Lanke fahren. Zeitgleich wird die U1 nur noch zwischen den Bahnhöfen Nollendorfplatz und Uhlandstraße verkehren. Auf den ersten Blick scheint sich für die Fahrgäste wenig zu ändern, doch wer genau hinschaut, merkt, dass die Umstellung der Linienbezeichnungen eine Umgewöhnung erfordert.
Auch auf der weniger frequentierten U4 gibt es Anpassungen. Der bisherige Fünf-Minuten-Takt in den Hauptverkehrszeiten wird durch einen neuen, durchgängigen 6/6/7-Minuten-Takt ersetzt. „Mit den Justierungen im U-Bahn-Betrieb werden wir für unsere Fahrgäste wieder zuverlässiger“, teilte BVG-Chef Henrik Falk der Deutschen Presseagentur (dpa) mit. „Dabei halten wir das aktuelle Angebot und machen es stabiler, bis die neuen Fahrzeuge da sind.“
So will die BVG das U-Bahn-Chaos in den Griff bekommen
Hinter den Kulissen der BVG laufen inzwischen die Planungen auf Hochtouren. Denn die Berliner Verkehrsbetriebe stehen vor einem riesigen Problem: Die Fahrzeugflotte ist völlig veraltet, einige U-Bahn-Wagen sind bereits seit unglaublichen 60 Jahren im Einsatz. Der dringend benötigte Ersatz lässt jedoch auf sich warten. Verzögerungen bei der Ausschreibung und technische Probleme bei der Auslieferung der neuen Züge sorgen dafür, dass die ersehnten modernen Fahrzeuge wohl erst im nächsten Jahr auf die Schienen kommen.
Bis dahin bleibt den Berlinern nichts anderes übrig, als sich mit den vorübergehenden Maßnahmen der BVG zu arrangieren – und zu hoffen, dass das Unternehmen sein Versprechen hält. Bleibt abzuwarten, ob die geplanten Änderungen wirklich das ersehnte Ende des Berliner U-Bahn-Chaos einläuten. ■