Technik unterm Baum

Neu, gebraucht, refurbished? Was bei welchen Geräten sinnvoll ist

Kaffeemaschine, Geschirrspüler, Mixer – technische Geräte sind auch beliebte Weihnachtsgeschenke. Aber müssen es immer neue Produkte sein?

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Muss es immer die neueste Technik sein? Oder tut es auch ein gebrauchtes Gerät? Und was ist mit refurbished?
Muss es immer die neueste Technik sein? Oder tut es auch ein gebrauchtes Gerät? Und was ist mit refurbished?Wolfgang Kumm/dpa

Rund 60 Prozent der Elektrogeräte, die auf Wertstoffhöfen abgegeben werden, sind eigentlich voll funktionsfähig. Es wird also aussortiert, was gar nicht kaputt ist. Das ist weder nachhaltig noch ressourcenschonend. Aber was, wenn doch mal was kaputtgeht? Reparieren? Neu kaufen? Gebraucht oder refurbished? KURIER erklärt, was bei welcher Technik sinnvoll ist.

Wie lange sollte Technik halten?

„Namhafte Marken und die Preisstufe können zwar Indikatoren für die Wertigkeit und Langlebigkeit sein, dennoch sind der Umgang mit und der Gebrauch des Gerätes im laufenden Betrieb entscheidend für die lange Haltbarkeit“, heißt es vom Verband der Elektro- und Digitalindustrie (ZVEI).

„Als Verbraucher kann ich teils auch die Lebensdauer meines Geräts verlängern, indem ich es gut warte und entsprechend den Anbieterempfehlungen einsetze“, sagt Michael Morys von der Stiftung Warentest. Weiße Ware, also Spülmaschine, Waschmaschine, Kühlschrank, halte zwischen zwölf und 15 Jahre, erklärt Philip Heldt, Referent für Ressourcenschutz bei der Verbraucherzentrale NRW. Manche Konstruktionen, vor allem im Premiumsegment, noch länger. Und auch ein Mixer könne durchaus 30 Jahre halten.

Kann man technische Geräte immer reparieren (lassen)?

Versuchen sollte man es auf jeden Fall. Oft gilt sogar: Selbst ist der Mann oder die Frau. Der Mixer ist kaputt? Gerade mit kleineren Geräten kann man gut in sogenannte Repair-Cafés gehen, empfiehlt Verbraucherschützer Heldt. Das sind Initiativen, bei denen unter Anleitung von Ehrenamtlichen gemeinsam repariert wird. Meist zahlt man eine Spende und gegebenenfalls die Kosten für Ersatzteile.

Und: Manches kann man auch selbst reparieren, etwa mithilfe von YouTube-Videos oder Anleitungen etwa auf Ifixit, so der Experte.

Ein Tipp für größere Maschinen könne sein, nicht den Werkskundenservice zu nutzen, sondern freie Reparaturwerkstätten, sagt Heldt. Diese seien meist günstiger. Aber: „Je schlechter ein Gerät in Bezug auf die Reparierbarkeit geplant wurde, umso teuer wird die Reparatur: Wenn man ein Gerät einfach aufschrauben kann, ist die Reparatur einfacher, als wenn es verklebt ist. Dann ist es aufwendiger und dauert länger.“

Lässt sich ein Gerät wirklich nicht mehr reparieren, sollte es fachgerecht entsorgt werden. Nur so können laut ZVEI die Geräte in ihre Einzelteile zerlegt werden und gelangen zurück in den Wirtschaftskreislauf. So können wertvolle Rohstoffe, Materialien und Komponenten recycelt werden. Und was gilt dann für den Neukauf?

Hilfe im Repair-Café: Selbst reparieren muss man einfach mal ausprobieren. Anleitungen finden sich im Netz, etwa bei YouTube.
Hilfe im Repair-Café: Selbst reparieren muss man einfach mal ausprobieren. Anleitungen finden sich im Netz, etwa bei YouTube.picture alliance/dpa

Tipp 1: Beim Technikkauf auf Reparierbarkeit achten

Für etliche Geräte wie Kühlschränke, Spülmaschinen, Waschmaschinen, Wäschetrockner, Fernseher, Staubsauger ist gemäß EU-Ökodesign-Richtlinie die Reparierbarkeit Vorschrift. Doch nicht alle lassen sich gleich gut reparieren. Denn „die Geschäftsmodelle der meisten Hersteller sind darauf ausgerichtet, Gewinne durch den Verkauf von Neuware zu erzielen anstatt durch langlebige und reparaturgeeignete Produkte“, heißt es vom Umweltbundesamt.

„Wenn Geräte nicht lange halten oder schnell wieder gegen andere ausgetauscht werden, weil die Funktionen nicht stimmen, ist das natürlich das Gegenteil von nachhaltig“, sagt Michael Morys von der Stiftung Warentest.

Wer ein Neugerät anschaffen möchte, das ressourcenschonend ist – idealerweise auch für die eigenen Finanzen –, sollte daher beim Kauf darauf achten, ob es gut reparierbar ist. Helfen können dabei etwa Tests der Stiftung Warentest, in denen die Reparierbarkeit ein Kriterium ist. Dazu gehört auch, ob der Anbieter langfristig erschwingliche Ersatzteile vorhält.

Tipp 2: Beim Technikkauf auf Energieeffizienz achten

Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Energieeffizienz. „Es ist häufig so, dass die sehr energieeffizienten Geräte etwas teurer sind“, sagt Philip Heldt. „Wenn man das aber nachrechnet, ist es einwandfrei so, dass die Kostenersparnis durch die Energieeinsparung höher ist als der etwas höhere Einkaufspreis, zumindest bei den Großgeräten.“ Bei Kühlschrank, Waschmaschine, Spülmaschine & Co lohnt es sich also, das energieeffizientere Gerät zu kaufen.

Verbraucherschützer Heldt rät, auch bei kleineren Haushaltshelfern Geräte mit Stromkabel zu bevorzugen. „Ein Akku ist immer eine Schwachstelle. Das heißt, dieses Gerät wird ganz automatisch nach drei bis vier Jahren ausfallen, weil der Akku kaputt ist.“ Gerade in der Küche habe man meist genügend Steckdosen für den Betrieb.

Tipp 3: Beim Technikkauf auf den Preis achten

Gerade wenn ein Gerät kaputt und die Reparatur teuer ist, locken Sonderangebote und Aktionsware. Philip Heldt rät da zur Vorsicht: Die wirklich billigen Geräte seien auch billig hergestellt. „Da mangelt es am Ökodesign oder da sind Bauteile nicht so robust gemacht worden.“ Solche Billigware gehe meist schneller kaputt.

Viele technische Geräte können repariert werden. Ein Neukauf ist nicht immer notwendig.
Viele technische Geräte können repariert werden. Ein Neukauf ist nicht immer notwendig.Andrea Warnecke/dpa

Tipp 4: Beim Technikkauf auf Refurbished-Aktionen achten

Wer dennoch sparen muss oder möchte, kann das trotzdem tun. „Gebrauchte Haushaltsgeräte sind oft sehr viel günstiger zu bekommen als neue. Neben dem Geldbeutel profitiert meist auch die Umwelt vom Gebrauchtkauf“, erklärt Warentester Michael Morys. „Wenn für einen Gebrauchtkauf ein Gerät weniger produziert wird, spart das Ressourcen.“

Es macht einen Unterschied, ob man bei einem Händler oder bei einer Privatperson kauft. Morys: „Anders als bei privaten Gebrauchtkäufen versprechen Refurbished-Anbieter, die Geräte professionell überprüft und generalüberholt zu haben.“

Man könne daher davon ausgehen, dass sie gut funktionieren und eine Weile halten, sagt Philip Heldt. Für das Plus an Sicherheit muss man meist auch zahlen, die Geräte sind in der Regel teurer als privat gekaufte. Private Verkäufer können jegliche Gewährleistung ausschließen, Händler sind an die Gewährleistungspflicht gebunden.

Gebrauchte und geprüfte Ware bieten übrigens nicht nur Fachbetriebe an, sondern auch Gebrauchtkaufhäuser etwa von Entsorgungsbetrieben oder Diakonien.