Auf diesen Eintrag ins Buch der Rekorde hätte der 1. FC Union liebend gern verzichtet. Nach dem 0:3 am Sonntag in Dortmund führen die Köpenicker gemeinsam mit Kickers Offenbach nun die Liste jener Vereine an, die gegen ein und denselben Gegner in sieben aufeinanderfolgenden Auswärtsspielen sieben Niederlagen eingesteckt haben. Könnte gut sein, dass sie in der kommenden Saison alleiniger Spitzenreiter werden.
Schlimm? Man könnte sich Besseres vorstellen, das schon, zumal bei derlei Dingen bei der nächsten Partie am selben Ort immer auch der Kopf eine Rolle spielt und man immer vorgebrettert bekommt, wie katastrophal das spezielle Abschneiden gerade ist. Andererseits setzt das voraus: Es gibt ein nächstes Mal. Logischerweise kann es auch nur einen Verein treffen, der zumindest sieben Jahre in der Bundesliga präsent war oder wie im Fall derer aus dem Berliner Südosten ist. Die anderen, die in diesem nicht gerade positiven Ranking mit sechs aufeinanderfolgenden Spielen vorn dabei sind – noch einmal Kickers Offenbach und zweimal Energie Cottbus –, spielen wie die Hessen in der Regionalliga oder wie die Lausitzer in der 3. Liga. Weit weg also von denen, die am Ende des Spieljahres den deutschen Meister küren.
Ruhe am Deadline-Day spricht für den 1. FC Union
Land unter ist deswegen also noch lange nicht in der Eisern-Familie. Mit das beste Indiz dafür ist die Ruhe am sogenannten Deadline-Day, dem letzten Tag der Sommer-Transferperiode. Während andernorts die Telefone der Manager und Sportgeschäftsführer nicht zur Ruhe fanden, teils waghalsige Wechsel, Tausch- und Leihgeschäfte die Runde machten und man den Eindruck nicht loswird, mancher wolle die liegengebliebenen Hausaufgaben auf den letzten Drücker doch noch erledigen, kamen die Köpenicker ziemlich schlicht daher: Tage zuvor schon kommunizierten sie fast nebenbei, dass sie den Vertrag mit Josip Juranovic („Ein wichtiger Baustein, der mit seiner Erfahrung und Flexibilität eine zentrale Rolle spielt“, so Geschäftsführer Horst Heldt) verlängert haben, dann, dass Lucas Tousart zurück in seine französische Heimat geht und dort für Stade Brest spielt. Um ehrlich zu sein, auch er ist trotz seiner Erfahrung und Veranlagung ein größtenteils nicht eingelöstes Versprechen geblieben, ohne in die Kategorie Leonardo Bonucci und Kevin Volland abzurutschen.
Dass am Tag zuvor die neuerliche Ausleihe von Yannic Stein, dem nach Frederik Rönnow, Matheo Raab und Carl Klaus vierten Torhüter, zu Regionalligist Babelsberg verkündet wurde, fällt fast schon unter die Rubrik: War ja wohl klar, hätten sich alle sowieso denken können. Keeper, vor allem junge, brauchen Zeit nicht auf der Bank oder auf der Tribüne, sondern zwischen den Pfosten. Das ging in Bundesligazeiten in Köpenick außer Stein auch Leo Oppermann, Lennart Moser und Lennart Grill so. Gerade auf dieser Position kann es in den meisten Fällen nur einen geben.

Aufregung und teils wilde Spekulationen beim 1. FC Union
Der allgemeinen Aufregung und den teils wilden Spekulationen auch bei den Eisernen – hier ging es vor allem um die Innenverteidiger Danilho Doekhi und noch mehr um Diogo Leite – folgen nun Tage, Wochen und Monate der Wahrheit. Für viele beginnt nach der Länderspielpause, weil nun überall (mit Ausnahme Österreichs, der Schweiz, Saudi-Arabiens und der Türkei, wo Wechsel noch einige Tage möglich sind) die personelle Zusammensetzung über einen längeren Zeitraum endgültig ist, die eigentliche Saison.
Ab jetzt, für den 1. FC Union mit dem Heimspiel am 13. September gegen die TSG Hoffenheim, wird sich zeigen, ob es passt. Ob die Zugänge, längst nicht so spektakulär wie in manch anderen Jahren, sich einfügen und die Gruppe insgesamt bereichern. Vor allem die Kostprobe, die Ilyas Ansah mit seinen beiden Hammertoren gegen Stuttgart gegeben hat, macht Appetit auf mehr. Zu wünschen ist auch, dass sich Alex Kral im zweiten Anlauf behauptet, Oliver Burke mit seiner Wendigkeit auftrumpft, Derrick Köhn und der eine oder andere durchaus talentierte junge Spieler anklopft und Aljoscha Kemlein nach seiner langen Verletzungspause ein stabiler Faktor wird.