Fan-Protest geht weiter

Bruch der 50+1-Regel? Ultras des 1. FC Union haben die DFL-Faxen dicke!

Die organisierte Fanszene lässt nicht locker. Über den Investorendeal soll erneut abgestimmt werden.

Author - Sebastian Schmitt
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Die Ultras des 1. FC Union kündigen nach dem Investorendeal der DFL weitere Proteste an. 
Die Ultras des 1. FC Union kündigen nach dem Investorendeal der DFL weitere Proteste an. Matthias Koch/imago

Der Protest geht weiter! Fußballfans in Deutschland lassen auch 2024 nicht locker. Die organisierte Fanszene sieht den deutschen Fußball mehr denn je in Gefahr und fordert eine erneute Abstimmung über den Einstieg eines Liga-Investors. Bruch der 50+1-Regel? Ultras des 1. FC Union haben die DFL-Faxen dicke! 

Es ist und bleibt befremdlich und genau deswegen ein starkes Mittel: Wie bereits im vergangenen Jahr schweigt die aktive Fanszene weiterhin in den ersten zwölf Minuten eines Spiels. Auch die Ultras des 1. FC Union haben es beim 0:0 in Freiburg getan und werden es am Mittwoch beim Nachholspiel beim FC Bayern (ab 20.15 Uhr im KURIER-Liveticker) wieder tun. 

Warum der Protest weitergeht, erklärt Unions Ultra-Gruppe Wuhlesyndikat, die sich mit einem Schreiben mit der Überschrift „Der deutsche Fußball bleibt Risikokapital“ direkt an die Deutsche Fußball-Liga (DFL) wendet: „Was wir bereits in der Hinrunde deutlich gemacht haben, gilt weiterhin: Wir haben euch im Blick!“

Bereits eine Woche zuvor meldete sich die organisierte Fanszene bundesweit zu Wort. Unter dem Titel „Es ist noch nicht zu Ende – Nein zu Investoren in der DFL!“ schreibt das Bündnis Fanszenen Deutschlands: „Wir werden nicht lockerlassen und sind bereit, gegen den weiteren Ausverkauf und negativen Einfluss von außen auf unseren Fußball zu kämpfen. Es ist noch nicht zu Ende …“

Ultras werden weiter gegen DFL-Investor protestieren

Der Hauptkritikpunkt: die geheime Abstimmung über einen Investoreneinstieg im Dezember. So schreibt das Wuhlesyndikat: „Wer seinen eigenen Ansprüchen nicht gerecht wird und bei Regelbrüchen wegschaut, verliert jede Glaubwürdigkeit. Wir erwarten von der DFL und damit von unseren Vereinen, dass die Abstimmung unter völliger Transparenz und Einhaltung der 50+1-Regel wiederholt wird.“ 

Schon lange dagegen: Die Fans des 1. FC Union machten bereits im Mai klar, was sie von einem DFL-Investor halten.
Schon lange dagegen: Die Fans des 1. FC Union machten bereits im Mai klar, was sie von einem DFL-Investor halten.Matthias Koch/imago

Zur Erinnerung: Der Deal kam nur äußert knapp zustande. Mit einer einzigen Stimme wurde die erforderliche Zweidrittel-Mehrheit unter den 36 Erst- und Zweitligisten erreicht.

1. FC Union für DFL-Investor, aber ...

Das Problem: Aufgrund des veröffentlichten Abstimmungsverhaltens und durchgesickerten Informationen ist davon auszugehen, dass Martin Kind (79) als Geschäftsführer von Hannover 96 für den Einstieg stimmte. Der Hannover 96 e.V., der nach der 50+1-Regel das Sagen haben müsste, hatte Kind jedoch den Auftrag gegeben, mit Nein zu stimmen.

Aberwitzig: Mit Verweis auf die geheime Wahl verweigerte Kind im Nachgang eine Auskunft über sein Abstimmungsverhalten, auch dem eigenen Verein gegenüber.

Durchaus pikant: Der 1. FC Union ist für den Einstieg eines Investors. Präsident Dirk Zingler (59) betonte jedoch, die Rahmenbedingungen eines Deals müssten stimmen – und stimmte im Dezember mit Nein. Zingler: „Ich bin ganz klar gegen rein renditeinteressierte Investoren. Ich bin gegen Multi-Club-Ownership. Ich bin gegen Investoren, die tatsächlich unseren Fußball verändern.“

Ultras kritisieren schlechtes Wirtschaften der Klubs

Das Wuhlesyndikat fordert nicht nur eine neue, transparente Abstimmung, sondern legt den Finger auch in andere Wunden des Fußballs: „Ein externer Private Equity Investor wird als vermeintlich einzige Lösung angepriesen, weil trotz großspuriger Ankündigungen während der Corona-Krise immer noch miserabel gewirtschaftet wird. An verbindlichen Regeln, die nachhaltiges Wirtschaften in den Vereinen durchsetzen, fehlt es weiterhin.“

Die Ultra-Gruppe des 1. FC Union verspricht der DFL: „Die Entscheidung, mit einem Investor die Kommerzialisierungsspirale weiterzudrehen, ist die Spitze dieses Eisberges. Doch so lange Faninteressen übergangen werden, können wir euch nur eines garantieren: Der deutsche Fußball bleibt Risikokapital!“