Der 1. FC Union blickt nach der Katastrophensaison und der Last-minute-Rettung nach vorne und macht sofort Nägel mit Köpfen. Mit einem dänischen Kopf. Bo Svensson (44) ist der neue Cheftrainer der Eisernen. Wie tickt der ehemalige Mainzer Coach? Das ist Bo Svenssons Welt.
Sein Vorname
Bo ist keine Abkürzung, sondern im Skandinavischen ein eigenständiger Name. Er bedeutet „der Sesshafte“. Dem machte Svensson in Mainz alle Ehre. 17 Jahre blieb er dem selbsternannten Karnevalsverein aus Rheinhessen als Spieler, dann als Trainer treu, bevor er nach dem 0:3-Pokal-Aus bei Hertha BSC freiwillig den Posten räumte. Jetzt ist er bei Union, das riecht nach einer neuen Trainer-Ära an der Wuhlheide. Zeit für Danish Dynamite.
Sein Sternzeichen
Svensson wurde am 4. August 1979 geboren, ist also Löwe. Auch wenn er sonst ein sachlicher, herzlicher Mensch ist, brüllt er an der Seitenlinie gerne. Der Vulkan-Coach wird den Union-Profis auch während des Spiels Beine machen.
Seine Trainerväter
Jürgen Klopp holte ihn 2007 zu Mainz, als er nach einem Jahr in Mönchengladbach eigentlich wieder zurück nach Dänemark wollte. Unter Kloppo und Thomas Tuchel machte er für Mainz bis 2014 insgesamt 109 Spiele. Danach wurde er Co-Trainer unter dem damaligen Chefcoach Kasper Hjulmand (trainiert jetzt Dänemarks Nationalelf). Im Januar 2021 wurde er Chefcoach beim FSV. Von Tabellenplatz 17 am 14. Spieltag zauberte er das Team in der Rückrunde auf Platz zwölf.
Seine historische Sperre

Svensson kann wirklich laut werden, auch gegen Entscheidungen der Schiris. Damit ist er schon in die Bundesliga-Geschichte eingegangen. Er ist der erste Bundesligatrainer, der wegen der vierten Gelben Karte gesperrt wurde. Das war im Januar 2022, es folgten in der Saison 21/22 danach noch drei Verwarnungen. Insgesamt sah Svensson zehnmal Gelb – Rekord in der Bundesliga.
Sein erster Berufswunsch
Der Däne wollte nach seiner Karriere als Spieler eigentlich gar nicht Trainer werden. Er hatte angefangen, Literatur zu studieren, und wollte Lehrer werden. „Wäre Kasper Hjulmand nicht gekommen und Christian Heidel (Mainz-Manager, Anm. d. Red.) nicht da gewesen, säße ich wahrscheinlich als Lehrer in Dänemark“, sagt er ehrlich. Mit Pädagogik kennt er sich also aus. Davon wird der 1. FC Union profitieren.
Seine Spielphilosophie
Offensives, aggressives Pressing mit hohem Laufpensum und blitzschnellem Umschalten in die Offensive, dazu eine Dreier-Abwehrkette. Das erfordert hohe Laufbereitschaft der Spieler, sollte bei den Eisernen aber auf Anhieb klappen.
Sein bester Satz
Als Mainz im Mai 2021 nach der gigantischen Aufholjagd am letzten Spieltag auch noch 3:2 in Wolfsburg gewann, hätte sich Svensson groß feiern lassen können. Doch Selbstdarstellung ist nicht sein Ding. Er gab danach diesen Satz von sich: „Wir dürfen nicht vergessen, welcher Verein wir sind. Werte und Identität sind wichtiger als das, was am Samstag passiert. Das ist eine große Lehre.“ Da gibt es dann keine Fragen mehr, warum Union ihn wollte und er mit Überzeugung zu den Eisernen kommt.■