Schaltjahre sind Katastrophenjahre. So jedenfalls sagt es eine Bauernregel. In Ställen und auf Feldern heißt es: Schaltjahr ist Kaltjahr. Deshalb würden die Ernten nicht gut ausfallen. Außerdem solle man in Jahren, in denen es einen 29. Februar gibt, lieber keine Häuser bauen und erst recht keine Ehen schließen.
Obwohl zu allem ein Stück Aberglaube gehört, kann auch der 1. FC Union mit dem Schaltjahr irgendwie keinen Frieden schließen. Wohl vermittelte das Weihnachtssingen am 23. Dezember einen anderen Eindruck, ein besinnliches Fest kann es aus sportlicher Sicht nach nunmehr neun Pflichtspielen ohne Sieg jedoch nur schlecht werden.
2024 ist nicht das Jahr des 1. FC Union
Mit drei Pünktchen, die es in der Krise geworden sind und die im schlimmsten Fall um einen, den aus dem 1:1 gegen Bochum, reduziert werden könnten, ist jedenfalls kein Staat zu machen. Das erinnert mittlerweile stark an den Herbst des Vorjahres. Nur war da der Trend zu Weihnachten trotz eines schlechteren Tabellenplatzes (jetzt Zwölfter, damals Rang 15) und weniger Punkten (jetzt 17 oder 16, damals 13) mit dem 2:0 gegen Köln wenigstens ein anderer.

In der Bundesliga wird – anders als in der DDR-Oberliga in den Jahren 1956 bis 1960, als das Kalenderjahr identisch war mit dem Spieljahr – traditionell im Herbst-Frühjahr-Rhythmus gespielt. Insofern verbietet es sich, eine Jahresbilanz zu ziehen. Tut man es doch, kommt, den Klassenerhalt auf der letzten Rille mit dem 2:1 gegen Freiburg und den einen oder anderen halbwegs sehenswerten und erfolgreichen Auftritt auch in dieser Saison, nichts sonderlich Gutes dazu.
Auch ManCity und Barca kennen das Problem
Auch deutlich prominentere Teams stehen mal auf dem Schlauch. So hängt der Haussegen bei Manchester City derzeit ebenso schief wie beim FC Barcelona. Die Engländer, im Oktober in der Premier League Tabellenführer, haben von zuletzt zwölf Pflichtspielen nur eines gezogen. Im Titelkampf hecheln sie Liverpool zwölf Punkte hinterher, in der Champions League sind die Play-offs in Gefahr, im Ligapokal gab’s den K.o. schon.
Barcelona hat in La Liga nach nur einem Sieg in sieben Spielen aus einem Zehn-Punkte-Vorsprung auf Atletico Madrid einen Rückstand von drei Zählern gemacht. Es ist jenes Barca, das in Europas Königsklasse die Bayern 4:1 deklassiert und um Punkte Real Madrid mit 4:0 vorgeführt hat. Zu erklären ist das nicht.

In der Krise aber schaut man am besten nur auf sich. Damit haben die Eisernen dicke zu tun. Was ist aber auch nicht alles passiert in den vergangenen zwölf Monaten. Es begann in München mit der Roten Karte gegen Trainer Nenad Bjelica zwar katastrophal, zog sich aber, weil die Abwehr stand, in ruhigere Bahnen. Vom 0:0 gegen Freiburg bis zum 0:1 zu Hause gegen Leverkusen ließen Christopher Trimmel und Mitspieler in 13 Spielen nur zwölf Gegentore zu. Erst als die Defensive zu schwimmen begann – 15 Gegentore in den letzten sechs Partien, dazu die Entlassung von Bjelica –, wurde es, auch eingedenk von zwei vergebenen Elfmetern im Finale um den Klassenerhalt, dramatisch.
Jetzt schwächelt auch Unions Prunkstück
Ende gut, alles gut. Dachten zumindest alle und sahen sich mit dem starken Saisonbeginn und Tabellenplatz 5 nach sieben Spielen nur drei Zähler hinterm Spitzenduo München/Leipzig bestätigt und den Verein bei einem Polster von zehn (!) Punkten auf den Relegationsrang in ruhigem Fahrwasser. Nur acht Spiele später: Pokal-K.o. bei Drittligist Bielefeld. Sturmflaute mit sechs Treffern. Mit der Abwehr schwächelt sogar das Prunkstück, auf das zuvor oft Verlass war. Ließ die Defensive in den ersten elf Spielen ganze neun Gegentore zu, kassierten Frederik Rönnow und jüngst Alexander Schwolow in den vier Partien vor der Winterpause zehn Stück.
Vom Feuerzeugwurf mit dem Nachspiel im Januar ganz zu schweigen. Es ist nur ein Verdacht, aber die Eisernen scheinen das Drama zu lieben. Angesichts dieser Entwicklung stellt sich nicht nur Bo Svensson viele Fragen. Auch ihm, dem Trainer, werden viele gestellt. Es bleibt zu hoffen, dass er, sofern er darf, und sein Team bis zur Fortsetzung am 11. Januar in Heidenheim gute Antworten finden. ■