Das Abschlusstraining im DFB-Quartier in Herzogenaurach hatte schon mal mächtig was von Sommer, jetzt noch am Sonntag gegen die Schweiz auf dem Rutsch-Rasen in Frankfurt (21 Uhr, ARD) der dritte Sieg, dann ist die Vorrundengruppe A auf Platz 1 beendet (dafür würde auch schon ein Remis reichen) und der nächste Schritt Richtung Märchen wäre gemacht.
Bundestrainer Julian Nagelsmann (36) zog sich eine schützende Kappe tief ins Gesicht, seine Spieler cremten sich unter dem wachsamen Blick von Sportdirektor Rudi Völler (64) fleißig ein. Die Sonne knallte beim Abschlusstraining vom blauen Himmel, beim Gruppenfinale wollen Toni Kroos (34) und Co. die Herzen der Fans weiter erwärmen.
Platz 1 in Gruppe A ist klares Ziel
„Es ist unglaublich, was im Land los ist. Das motiviert uns, noch mehr Gas zu geben“, verkündete Stuttgarts Chris Führich (26) vor der gut zweistündigen Busfahrt in den Spielort am Main. Dort soll im 54. Spiel gegen die Eidgenossen die nächste schwarz-rot-goldene Party steigen, diesmal wieder in den weißen Heimtrikots. Leverkusens Jonathan Tah (28): „Hier entsteht wieder etwas. Das pusht uns, wenn wir merken, dass alle uns unterstützen.“
Schon ein Punkt würde für den anvisierten Gruppensieg genügen und den Kickern eine Prämie von 50.000 Euro bescheren. Allerdings droht dann schon im Viertelfinale ein Duell mit den bisher so starken Spaniern. Wäre da Platz zwei nicht besser? Nagelsmann wischt das energisch vom Tisch: „Wir wollen Erster werden, das ist wichtig. Die Gegner im weiteren Turnierverlauf kann man ohnehin nicht beeinflussen, aber es gibt eine Wirkung nach innen und nach außen, wenn du die Gruppe als Erster beendest.“
Drei Vorrundensiege sind lange her
Drei Siege in einer EM-Vorrunde holte eine DFB-Elf nur vor zwölf Jahren, 2012 war dann im Halbfinale gegen Italien (1:2) finito. Jetzt sangen die Fans sangen schon bei den Siegen gegen Schottland (5:1) und Ungarn (2:0) vom Finale in Berlin. Tah: „Natürlich sollte jeder träumen dürfen, aber das Wichtigste ist, den Traum auch zu leben. Bis Berlin haben wir noch harte Aufgaben vor uns.“
Für das Achtelfinale sind noch sieben Gegner möglich: Als Gruppensieger geht es gegen England, Dänemark, Slowenien oder Serbien, als Zweiter kommt es zum Duell mit Italien, Kroatien oder Albanien.
Ändert Nagelsmann die Start-Elf?

Doch auf Rechenspiele lässt sich Nagelsmann nicht ein. Dennoch muss er eine knifflige Fragen beantworten. Gönnt er Tah, Antonio Rüdiger (31), Robert Andrich (29) und Maxi Mittelstädt (27) angesichts einer drohenden Gelbsperre eine Pause - oder vertraut er zum vierten Mal in Folge derselben Startelf? In der Gruppenphase eines Turniers war es zuletzt Völler, der als Teamchef bei der WM 2002 keine Änderungen in allen drei Spielen vornahm.