Irgendwann musste es ja mal passieren. Und es ist passiert. Die sagenhafte Bundesliga-Serie von Bayer Leverkusen ist tatsächlich gerissen. Der Meister unterlag RB Leipzig mit 2:3 und ist jetzt Bundesliga-Rekordhalter in der Disziplin nicht verlieren. Die Bayer-Serie dauerte exakt 463 Tage und 35 Spiele.
Irgendetwas fühlte sich um 20.33 Uhr ganz komisch an im Stadion von Bayer Leverkusen. Xabi Alonso schüttelte zwar wie gewohnt ein paar Gegner-Hände, die Spieler machten sich in die Kurve auf, um ihren Fans zu danken - doch der Blick auf die Anzeigetafel brachte gar Erstaunliches: Leverkusen, der ewig unbezwingbare Double-Gewinner, das ist DIE Nachricht des zweiten Saison-Spieltages, hat tatsächlich ein Bundesliga-Spiel verloren. Und das nach 463 Tagen und 35 Spielen, erstmals seit einem 0:3 beim VfL Bochum am 27. Mai 2023.
Die Spieler, so wirkte es, wussten kaum, wie sie darauf angemessen reagieren sollten, sie verließen den Platz gefasst, aber enttäuscht. Nur Alejandro Grimaldo plumpste nach dem 2:3 (2:1) in einem hitzigen Topspiel gegen RB Leipzig sofort völlig fertig auf den Rasen. „Wir hatten bis zum Schluss die Gelegenheit, das Spiel zuzumachen. Die Gegentore waren viel zu einfach“, klagte Innenverteidiger Jonathan Tah, er sprach auch von „kleinen Fehlerketten“, die nach eigener 2:0-Führung zum Ergebnis geführt hätten. „Wir verteidigen als Mannschaft, da haben wir ein paar Mal gepennt. Das wird natürlich bestraft.“
Leverkusen führte schon 2:0 gegen Leipzig
Nachdem die 29.615 Zuschauer in der BayArena des verstorbenen Christoph Daum mit einer Schweigeminute gedacht hatten, ließ Jeremie Frimpong (39.) zwar die Bayer-Fans jubeln. Grimaldo (45.) legte sogar nach - doch Kevin Kampl (45.+7) köpfte gegen seinen Ex-Verein noch vor der Pause zum Anschluss ein. Lois Openda (57.) glich aus und versetzte Bayer auch den Knockout (80.). Leipzigs Trainer Marco Rose hatte früh Gelb-Rot (26.) gesehen.
Nach dem überraschend knappen 1:0 im DFB-Pokal bei Carl Zeiss Jena unter der Woche hatte Alonso zugegeben, dass sein Team „noch nicht bei 100 Prozent“ sei - und im Spiel gegen RB, einer Partie „wie ein Champions-League-Spiel“, alles gegeben werden müsse. Seine Mannschaft hatte ihn offenbar erhört. Angeführt von Tah, der nach dem Ende der Posse um einen Wechsel zu Bayern München in Abwesenheit des erkrankten Lukas Hradecky die Kapitänsbinde trug, war Bayer zunächst klar die zielstrebigere Mannschaft.
Nachdem Edmond Tapsoba (6.) und Piero Hincapie (10.) mit Kopfballchancen gescheitert waren, hielt das ganze Stadion den Atem an. Bayer-Stürmer Victor Boniface hatte nach einer Ecke zum Fallrückzieher angesetzt und Leipzigs Amadou Haidara mit voller Wucht am Kopf getroffen. Haidara blieb regungslos liegen, ging dann selbständig vom Feld, ein früher Wechsel war unumgänglich.

RB-Trainer Marco Rose sah früh die Gelb-Rote Karte
Die Partie wurde hektischer. Vor allem bei Rose kochten die Emotionen hoch, der RB-Coach beschwerte sich zu vehement und wurde von Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck aus dem Innenraum verwiesen. Nach einer halben Stunde gab es dann auch wieder sportliche Highlights. Benjamin Sesko (32.) ließ die bis dato beste Gelegenheit der Gäste aus, auf der Gegenseite machte es Frimpong besser, als er frei vor Peter Gulacsi aus kurzer Distanz traf. Sechs Minuten später schob Grimaldo nach überlegtem Querpass von Florian Wirtz locker ein.