Normalerweise treffen Sommer- und Wintersportler nur bei den großen Galas aufeinander. Doch immer wieder setzen Ausnahmeathleten diese Regel außer Kraft. Wie Alexandra Burghardt. Ihr Bronze mit der deutschen Sprint-Staffel ist eh schon ein Wunder. Aber gleichzeitig auch Olympia-Geschichte.
Als erste Sportlerin seit der Wiedervereinigung ist der 30-Jährigen das Kunststück gelungen, Medaillen bei Winter- und Sommerspielen zu gewinnen. Bei den Winterspielen von Peking 2022 gewann Burghardt als Anschieberin im Bob von Mariama Jamanka Silber. Aus Deutschland schaffte das nur Christa Luding-Rothenburger, weltweit fünf weitere Athleten.
Alexandra Burghardt: „Glaube, dass das nach der Wende niemand geschafft hat“
„Ich habe irgendwann mal nachgeschaut, aber ich glaube, dass das nach der Wende niemand geschafft hat“, erzählte die Sportlerin aus Burghausen nach einem denkwürdigen Abend im Stade de France. „Ich glaube, es ist eine runde Sache. Ich habe es noch nicht so ganz verstanden. Ist schon besonders irgendwie.“

Christa Luding-Rothenburger mit Medaillen auf Eis- und Bahn-Oval
Als bislang einzige deutsche Sportlerin kann Christa Luding-Rothenburger Plaketten von beiden Spielen vorweisen. Die einst überaus erfolgreiche Eisschnellläuferin holte 1988 in Seoul Silber im Bahnradsport, nachdem sie wenige Monate zuvor in Calgary auf dem Eis - wie vier Jahre zuvor in Sarajevo - zu Gold gesprintet war.
In der Olympia-Historie ist das, was nun Burghardt vollbracht hat, eine Seltenheit. Offiziellen Angaben zufolge gelang das vor der Sprinterin insgesamt nur sechs anderen Athletinnen und Athleten - zuletzt dem US-Amerikaner Eddy Alvarez in einer kuriosen Kombination. Nach Silber im Short Track 2014 in Sotschi folgte vor drei Jahren in Tokio auch Silber mit dem US-Team im Baseball.

„Das war jetzt nicht primär das Ziel, ich hatte das nicht den ganzen Tag im Kopf“, sagte Burghardt zu ihrer Sommer-Medaille, die sie noch am Freitagabend umgehängt bekam. Stolz war sie gleichwohl: „Also das ist fantastisch.“
Dass in Burghardt, Lisa Mayer, Gina Lückenkemper und Rebekka Haase das Europameister-Quartett von München 2022 nun Olympia-Bronze einheimste, war auch großem Teamgeist geschuldet. Sophia Junk, in der Qualifikation noch Startläuferin, verzichtete wegen muskulärer Probleme, so rutschte Burghardt nach einer durchwachsenen Saison in die Staffel. Junk bekam ebenfalls eine Bronzemedaille - und viel Dank von ihren Kolleginnen. ■