„Absolut rassistisch“

Heftige Kritik an ARD-Umfrage zu Hautfarbe von Spielern der DFB-Elf

Für die ARD-Sportschau wollte der WDR wissen, was Befragte über die Hautfarbe der DFB-Spieler denken. Jetzt hagelt es Kritik.

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DFB bei einem Länderspiel: Heftige Kritik an einer Umfrage der Sportschau zur Hautfarbe der Spieler der deutschen Nationalmannschaft.
DFB bei einem Länderspiel: Heftige Kritik an einer Umfrage der Sportschau zur Hautfarbe der Spieler der deutschen Nationalmannschaft.Tom Weller/dpa

Heftige Kritik am WDR nach der Veröffentlichung einer Umfrage für die ARD-Sportschau zur deutschen Fußball-Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft. Der ARD-Sender wollte in der repräsentativen Umfrage unter anderem wissen, ob sich die Befragten mehr weiße Spieler in der DFB-Elf wünschten. Mehr als jeder Fünfte bejahte diese Frage. Nun gibt es Kritik an der Sportschau. Viele halten schon die Fragen für kontraproduktiv.

Unter anderem hatte sich Nationalspieler Joshua Kimmich für Vielfalt in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft ausgesprochen und klare Kante gegen Rassismus gezeigt. „Der Fußball ist ein sehr gutes Beispiel dafür, wie man verschiedene Nationen, Hautfarben und Religionen vereinen kann. Darum geht es“, sagte Kimmich im EM-Trainingslager in Herzogenaurach.

Heftige Kritik an Sportschau-Umfrage zu Hautfarbe von Nationalspielern

Er nahm damit Bezug auf die repräsentative Umfrage für die WDR-Sendung „Sport Inside“, in der sich 66 Prozent der Befragten positiv über die Zusammensetzung der DFB-Auswahl geäußert hatten. Jeder Fünfte (21 Prozent) gab allerdings an, dass er es besser fände, wenn wieder mehr weiße Spieler in der Nationalmannschaft spielen würden. Zudem sagten 17 Prozent der Befragten, dass sie es schade fänden, dass der DFB-Kapitän Ilkay Gündogan türkische Wurzeln habe.

Die Umfrage wurde für die TV-Dokumentation „Einigkeit und Recht und Vielfalt“ bei Infratest dimap in Auftrag gegeben. Sie wurde am 2. und 3. April unter 1304 zufällig ausgesuchten Personen durchgeführt.

Joshua Kimmich kritisierte schon die Fragestellung und hält es für „absurd, so eine Frage zu stellen“. Er nannte die Umfrage gar „kontraproduktiv“. Für die Nationalmannschaft gehe es bei der Heim-EM darum, „das ganze Land zu einen und gemeinsam etwas zu erreichen“. Dabei wolle sie „alle Menschen in Deutschland hinter uns kriegen“. In der Mannschaft sei die Umfrage bisher „noch kein Thema“ gewesen.

Umfrage entstand für ARD-Doku

Kimmich legte nach: „Wer im Fußball aufgewachsen ist, der weiß, dass das absoluter Quatsch ist“, sagte der Nationalspieler. Er würde „viele Spieler sehr vermissen, wenn sie nicht hier wären“, betonte er. So etwas sei „absolut rassistisch“. In den sozialen Medien stimmen ihm viele zu. „Warum wird so eine Umfrage gemacht und veröffentlicht? Kimmich hat recht“, so Twitter-Nutzerin Renate Richter. 

Doch es gibt auch andere, die die Befragung für richtig halten. „Ich frag mich ehrlich… wieso regen sich so viele über diese Umfrage auf? Wir sollten uns viel mehr über das Ergebnis aufregen!“, meint Twitter-Nutzer Burgknaller96. 

Die Sportschau rechtfertigte sich ebenfalls auf Twitter für die Umfrage. „Die Umfrage entstand im Rahmen der Doku ‚Einigkeit und Recht und Vielfalt‘. Bei den Dreharbeiten sind unseren Autoren rassistische Aussagen über die Nationalmannschaft begegnet“, schreibt die Redaktion. „In diesem Fall - wie in vielen ähnlichen Fällen - werden die Befragten mit Aussagen konfrontiert, denen sie zustimmen können oder die sie ablehnen können. Und die Ergebnisse bilden wir ab.“ ■