Die Tondirba-Halle mit dem begeisterten Publikum im estländischen Tallinn wird sich wohl für immer ins Gedächtnis von Minerva Hase und Nikita Wolodin (beide 25) eingraben. Nach einer Traum-Kür zu Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ mit dem dreifachen Rittberger als einem der letzten Glanzpunkte des vierminütigen Eis-Rausches holte zum ersten Mal in der langen Eiskunstlauf-Geschichte ein Berliner Paar EM-Gold.
Nachfolger von Aljona Sawtschenko/Robin Szolkowy
„Wir sind einfach überglücklich, wie wir gelaufen sind“, freute sich Minerva Hase. Dabei kullerten ihr ein paar Tränen über ihre Wangen. Zuletzt standen 2011, vor 14 Jahren also, für Deutschland die Chemnitzer Aljona Sawtschenko (jetzt 41)/Robin Szolkowy (45) ganz oben auf dem EM-Siegerpodest.
Vor drei Jahren führte der russische Star-Trainer Dmitri Sawin (51) das Paar Hase/Wolodin zusammen. Davor war Minerva sieben Jahre mit Nolan Seegert (32) gelaufen.
Knut Schubert guckt in Salzburg zu

Die „Grubenarbeit“ mit dem täglichen Training in der Eishalle in Hohenschönhausen nahm der Berliner Trainer Knut Schubert (65) auf sich und übte mit dem neuen EM-Goldpaar Schritte und Sprünge wieder und immer wieder, bis die Elemente saßen. Während die TV-Bilder immer wieder die strahlenden Minerva und Nikita und daneben den Coach Sawin zeigten, saß Schubert in einer Kneipe an der Salzach in Salzburg und kämpfte vorm Fernseher mit den Tränen, als für sein Paar die Wertung erschien: 212,48 Punkte, damit Gold sicher war.

In den Zug nach Österreich hatte sich Schubert gesetzt, als er in Berlin Minerva und Nikita in Richtung EM verabschiedet hatte. in Salzburg gab er österreichischen Nachwuchspaaren eine Woche Unterricht. Irgendwie muss der Schornstein ja rauchen. Schubert: „Wenn Minerva und Nikita wollen, bereite ich sie ab nächste Woche auf die WM im März in Boston vor.“
Annika Hocke/Robert Kunkel stürzen ab
Das zweite Berliner Paar Annika Hocke (24)/Robert Kunkel (25) stürzte nach gutem Kurz-Programm auf den achten Rang ab. Da stellt sich schon die Frage, was ein Training in Bergamo bringt? Sicher wären auch die beiden bei Schubert in Berlin gut aufgehoben. Auf Platz zwölf landeten die aufstrebenden Chemnitzer Letizia Roscher (20)/Luis Schuster (23).
Ganz duster sieht es dagegen bei den Einzelstartern aus. Nikita Starostin (22/Dortmund) schaffte als 27. ebenso wenig das Finale der besten 25 wie Kristina Isaev (24/Mannheim) als 28. ■