Jetzt hat der neue Bundestrainer Julian Nagelsmann (36) seine erste Pleite kassiert. Deutschland verliert das Heimspiel im Olympiastadion mit 2:3 gegen die Türkei. Nach dem 3:1 gegen die USA und dem 2:2 in Mexiko ein echter Dämpfer sieben Monate vor der Heim-EM. Chefkritiker Lothar Matthäus (62) motzte dann bei RTL vor laufender Kamera. Die Antwort von Nagelsmann ließ nicht lange auf sich Warten.
„Das ist natürlich ein Rückschlag, jedes Ergebnis zählt. Dieses Spiel ist ernüchternd gewesen, weil die Türkei das Spiel nicht mit Glück gewonnen hat, sondern verdient“, legte Matthäus los, dann ging er ins brutale Detail: „Ich habe gedacht, die Ausprobiererei ist vorbei, nachdem Hansi Flick beurlaubt worden ist. 4-2-3-1, das sollte das Grundsystem der deutschen Mannschaft sein.“
Matthäus: „Ich dachte, die Ausprobiererei sei vorbei“

Es ging um die Aufstellung des eigentlichen offensiven Mittelfeldspielers Kai Havertz als Linksverteidiger. Matthäus: „So war es wieder eine Dreierkette, die die deutsche Mannschaft nicht beherrscht.“ Auch auf das defensive Mittelfeld war Matthäus nicht gut zu sprechen: „Ilkay Gündogan und Joshua Kimmich, das hat man auch bei der Weltmeisterschaft gesehen, passen auf der Doppelsechs nicht zusammen, weil sie sich zu ähnlich sind. Das sind zwei große Spieler, ich würde fast sagen Weltklassespieler, aber die tun sich nicht gut, wenn sie zusammenspielen.
Für Matthäus war indes auch die Formation mit Joshua Kimmich und Ilkay Gündogan im Mittelfeld ein Fehler. „Ein Sechser, der vor der Abwehr aufräumt, das ist weder Gündogan noch Kimmich“, befand Matthäus. Der Rekordnationalspieler hätte lieber Leon Goretzka oder Pascal Groß als Abräumer aufgestellt.
Nagelsmann: „Schwarzmalen bringt jetzt gar nichts“

Und wie reagierte Nagelsmann? Eigentlich ziemlich gelassen. „Wir können jetzt wieder anfangen, alles schwarzzumalen und alles schlecht zu sehen. Das können wir machen, da werden wir aber nicht weiterkommen als Fußball-Nation. Ich bin weit davon weg, alles negativ zu sehen.“ Seine Überraschungsentscheidung mit Havertz verteidigte er vehement: „Kai war einer der Besten.“
Für Nagelsmann ist es keine Frage von Taktik, sondern von Einstellung und Willen: „Die Taktik ist zweitrangig, es ist immer erst die Emotion. Wenn du da auf 100 Prozent bist, kannst du taktisch auch deutlich schlechter sein. Wenn die Emotionen nicht so sind, musst du taktisch brillant sein, um das Spiel trotzdem positiv zu gestalten.“