Das große deutsch-türkische Volksfest steigt Sonnabend (20.45 Uhr) im ausverkauften Olympiastadion. Die DFB-Elf gegen die Türkei. Freude überall, gerade bei der 200.000 Menschen großen türkischen Gemeinde in Berlin. Doch dieses Länderspiel hat einen bittersüßen Beigeschmack. Der Mann, der die Idee für den Mega-Kick in der Betonschüssel hatte, kommt gar nicht ins Olympiastadion, weil er traurig ist. Es ist Stefan Kuntz (61)!
Noch vor acht Wochen war Kuntz Nationaltrainer der Türkei. Dann wurde er gefeuert. Im Juni war der frühere U21-Nationalcoach des DFB noch der gefeierte Mann in der Türkei und hatte eine gute Idee. Zur Vorbereitung auf die EM einfach schon mal vorher da sein – am besten in Berlin, wo viele die Türken leben.
Kuntz erzählt jetzt von einem Anruf bei Ex-Bundestrainer Hansi Flick, der damals noch im Amt war: „Hansi Flick und ich hatten telefoniert. Die Rückmeldung war positiv. In Deutschland gegen Deutschland zu spielen, hatte mit der EM einen besonderen Hintergrund. Wir wollten mehrere Tage vorher in Berlin verbringen und uns mit den Fans zusammen einstimmen.“
Nach Bosswechsel in Türkei war Schluss für Kuntz

Flick ist Geschichte, genau wie Kuntz in der Türkei. Doch im Gegensatz zu Flick war Kuntz in der Türkei auf Erfolgskurs. Als Gruppenerster der EM-Quali wurde er nach nur einem 1:1-Heimspiel-Ausrutscher gegen Armenien und einem 2:4 im Freundschaftsspiel gegen Japan im September gefeuert. Kuntz sagt dazu: „Nachdem der Vorstand, der mich verpflichtet hat, aufgehört hat, war klar, dass die neue Führung ihre eigenen Leute mitbringt. Das merkt man, wenn sie nicht hinter dir steht.“
Sein Nachfolger Vincenzo Montella löste dann das EM-Ticket nur ein Quali-Spiel später mit einen 1:0 in Kroatien. Echt bitter für Deutschlands früheren Nationalstürmer. Und daraus macht Kuntz auch keinen Hehl und sagt ehrlich: „Es sind auf jeden Fall noch Emotionen da. Der Traum, bei der EM in Deutschland mit der türkischen Nationalmannschaft an der Seitenlinie zu stehen, ist ausgeträumt. Das wäre etwas ganz Besonderes gewesen.“